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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 4
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Schwarz, Franz Joseph: Monumentale Malerei, [4]: Technik
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0031

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27

ganz getrocknet, so überstreiche man eine
Partie der Wandfläche mit abgerahmter,
mittelst Wasser verdünnter, süßer Milch,
weil dadurch der Grund für Annahme der
Farbe empfänglicher gemacht wird. Auf
die so präparirte Wand muß gemalt werden,
so lange sie von der Milch noch feucht
ist. Darnach kann jeder Meister in Rück-
sicht auf die ihm zu Gebot stehenden Kräfte
bemessen, wie viel er von der Wandfläche
auf einmal mit verdünnter Milch bestreichen
darf. Unterdessen werden die Farben zu-
bereitet, zunächst die Grundfarbe, indem
man die betreffende Farbe im entsprechen-
den Maße mit in Wasser aufgelöstem
Kalk mischt, bis der rechte Ton erzielt
ist. Es wird empfohlen, der Farbenmischung
echten Wein-Essig beizumischen, einige
Tropfer: auf einen Farbentopf von etwa
einem Liter Gehalt. Die Farben werden
dadurch haltbarer, weil dadurch dem Aus-
blühen von staubartigem Ansatz entgegen-
gewirkt wird. Weil jedoch unechte und
vegetabilische Farben oder Mineralien von
dem Kalk zerstört werden , so ist große
Vorsicht nöthig; man mache also mit jeder
zu verwendenden Farbe eine Probe. Schon
nach wenigen Stunden wird der Erfolg
beweisen, ob die Farbe echt ist oder nicht.
Hat man sich auf solche Art sicher gestellt,
so ist es gerathen, den ganzen Bedarf der
zu verwendenden Farben, wenigstens die
zu den Grundtönen, auf einmal zu mischen,
weil bei einer erneuerten Mischung der
gleiche Ton sehr schwer zu erzielen ist.
Jede Farbenmischung in Kalkmilch läßt
sich eine Zeitlang anfbewahren, nur muß
man von Zeit zu Zeit Wasser nachgießen,
um das verdunstende zu ersetzen, und das
Ganze umrühren. So einfach diese Technik
ist, so wird sie natürlich von erfahrenen
Arbeitern mit größerer Sicherheit ange-
wendet werden.

6. Malerei mit Temperafarb en.
Das Bindemittel, die Substanz, mittelst
welcher die Farben zum Malen flüssig ge-
macht werden, ist Eiweiß. Im klebrigen
wird, was Zubereitung des Malgrnnds
betrifft, gerade so verfahren, wie für die
Malerei mit Kalkfarben ans trockenem Grund
unter Nr. 3 beschrieben ist.

e. Die Enkaustik oder Wachsmalerei.
Das Bindemittel besteht aus Terpentinöl,
Damar-Harz und weißem Wachs, und zwar

im Verhältniß von 1, V2 und Vs, also
auf 1 Pfd. (500 Gramm) Terpentinöl
V2 Pfd. Damar-Harz und Vs Pfd. Wachs.
Nach dem älteren Verfahren schmelzt man
die Mischung in einem neuen Tigel über
mäßigem Kohlenfeuer unter beständigem
Umrühren mittelst Glasstäbchens. Neuestens
begnügt man sich, Wachs im Terpentinöl
bei gelinder Wärme sich auslösen zu lassen,
wozu soviel Terpentinöl genommen wird,
daß das Wachs eben flüssig wird. Mit
dieser Masse reibt man die Farben ab,
wie es bei der Oelmalerei mit Oel ge-
schieht. Jedoch muß etwas Leinöl beige-
mischt werden. In Bezug auf die Zube-
reitung des Grundes ist folgendes zu be-
merken. Handelt es sich um Herstellung
eines neuen ans neugebauter Waud, so
trage man zuerst den Untergrund mit Mörtel
von gröberem, gut geschleuuntem Sand und
Kalk ans die rauhe Wandsläche aus und
dann den Mörtel von feinkörnigem Sand,
wenn man nicht vorzieht, auf den Unter-
grund zuerst noch einen Mörtel aus mittel-
grobem Sand anszutragen. Der Grund
soll wenigstens 3—4 cm dick und der
Mörtel nicht fett sein. Handelt es sich
um Präparirung eines alten Verputzes
zum Malgrund, so verfahre man, wie
oben unter lit. c. beschrieben ist. Unebene
Stellen des Verputzes, oder solche, die
abblättern, müssen neu hergestellt werden.
Mauer und Verputz müssen vollkommen
lufttrocken sein. Doch ist es immerhin zu
empfehlen, die Kalktünche (mit Holzspachteln)
abzukratzen. Bei neuen, oder durch lang
wirkende Feuchtigkeit beeinflußten Wänden
ist es gut, ein und däs andere Jahr zuzu-
warten, ehe man mit dem Malen beginnt.
In letzterem Falle kann es sogar noth-
wendig werden, den alten Verputz ganz
zu entfernen und durch einen neuen zu
ersetzen. Da unter den genannten Umständen
das Material der Umfassungsmauer von
den Einflüssen der Feuchtigkeit selten ganz
frei bleibt, so dürfte es oft nothwendig,
immer aber gerathen sein, nach gänzlicher
Entfernung des alten Verputzes eine Jsolir-
schichte von Asphalt, Theer, Carbolineum
oder Platin-Anstrichmasse auf die vorher
lufttrocken gewordene Mauer aufzutragen,
bevor mit dem Anlegen des Verputzes be-
gonnen wird. Die Platin-Anstrichmasse ist
ein Patent von Pflug & Comp, in Kitzin-
 
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