Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Schrod, Konrad: Die Kanontafeln
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0039

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
35 —

erwähnen, ober reichere Barockrahmen halte
man vom Altäre fern. Ihrer ganzen Be-
schaffenheit nach find solche Rahmen für
hängende Bilder berechnet; für Tafeln,
welche stehen und in den Rahmen zugleich
ihren Fuß haben sollen, sind sie nicht
geeignet; sodann haben sie neben ihrem
ganz weltlichen Charakter den Fehler, daß
der Ueberzug von Gyps leicht abbröckelt
und der dünne Goldschaum bald abgerissen
ist; das werthlose Material ist zudem
einer künstlerischen Behandlung nicht fähig.
Mit Spiegelglas ausgelegte Rahmen stimmen
noch weniger zur Würde des Altars und
zur Heiligkeit des Opfers. Reliquien in
die Holzrahmen einzusetzen, entspricht weder
den liturgischen Normen über die Behand-
lung der hl. Reliquien, noch auch über-
haupt der Verehrung, welche wir ihnen
schulden. Entsprechend prosilirte Rahmen
von Eichenholz werden sich am besten
eignen; Meißel und Pinsel können dieselben
würdig zieren und mit dem Altar stylistisch
in Einklang bringen. Im „Organ für
christliche Kunst" 9, S. 132 wird für
die Rahmen ein Ueberzug in Lederplastik
empfohlen.

Da Kanontaseln unter Glas und Rahmen,
wenn sie nicht beständig aus dem Altar
verbleiben, sich für den Gebrauch als schwer-
fällig erweisen und, wenn sie regelmäßig
entfernt werden, des gebrechlichen Materials
wegen leicht der Beschädigung ausgesetzt
sind, so dürfte wenigstens für den gewöhn-
lichen Gebrauch die ältere Art der Aus-
stattung sich mehr empfehlen. Dieselbe ist
bereits in der Instruktion des hl. Karl
Borromäus angegeben und hat neuerdings
mancherorts wieder Ausnahme gesunden.
Das Blatt wird aus ein dünnes Brettchen
oder starken Carton ausgezogen und aus der
Rückseite mit rothem Calico so bekleidet,
daß eine schmale Borde über die Ränder
bis aus das Textblatt umgelegt wird und
so einen schmalen Rahmen bildet; durch
Stempel und Vergoldung kann die Borde
sehr wohl verziert werden. Reicher und
verhältnismäßig prächtig wird diese Fassung,
wenn seines Leder an die Stelle der Calico
tritt. Die vordere Seite mag dann noch
zum Schutze der Schrift mit Firniß über-
zogen werden; nothwendig ist ein solcher
Ueberzug nicht. Wird das Blatt aus Holz
ausgezogen, so soll nach dem hl. Karl,

damit das Papier durch die Unterlage
nicht dunkel oder trübe werde, eine helle
Holzart, wie Tannen-, nicht aber Eichen-
oder Nußbaumholz gewählt werden. Durch
das Umlegen und Bedecken dieser leichten
Tafeln nach der hl. Messe wird außer
dem oben erwähnten liturgischen Zwecke
auch die praktische Absicht erreicht, daß sich
dieselben nicht werfen noch verziehen.

Wenn einige Kanonblätter, welche den
erörterten Anforderungen entsprechen, hier
empfohlen werden, so soll nur unter den
jüngsten Publikationen das Beste hervor-
gehoben sein; eine weiter greifende Umschau
wäre zwecklose Mühe. Die Maße geben
die Höhe und Breite der Druckfläche ein-
schließlich der den Text umschließenden
Zierlinie an.

Die bereits erwähnte belgische Ausgabe,
deren Mitteltasel als Triptychon gedruckt
ist, erschien im Verlage der Kunst- und
Paramentenhandlnng von L. Grosse in
Brügge. Die mittlere Tafel mißt in der
Höhe 31 cm, in der Breite mit den Seiten-
flügeln 11 + 24 + 11 cm; die Seiten-
taseln 24 X 14 cm. In Deutschland
stellen sich die Preise: für die Textblätter
in Roth- und Schwarzdruck M. 2., aus
Pappe mit rothem Calico aufgezogen
M. 7. 50, mit verschiedenfarbigen Initialen
und der illuminirten Kreuzgrnppe ans Gold-
grund, ansgezogen, mit ornamentirtemCalico-
rand M. 15., mit Ueberzug von rothem,
reich vergoldetem Saffian M. 40. bis M. 50.
(Zu beziehen durch I. B. Grach's Buch-
handlung in Trier.)

Ueberaus edel gehalten sind die Text-
blätter der Johannes-Druckerei in Tournai.
Die mittlere Tafel ist in drei gleichen
Spalten gedruckt und mit einer Kreuzgruppe
geschmückt; der gesammte Text ist roth
abliniirt und von einer einfachen Leiste
umschlossen. DasMaßverhältniß derMittel-
tasel ist 22 X 37 V2 cm, der Seiten-
tafeln 20V2 X 13 cm. In einfachem
Roth- und Schwarzdruck kostet das Exem-
plar M. 1. 50, mit kolorirtem Bilde,
kolorirten Leisten und farbigen Initialen
M. 3.

Die beiden Ausgaben von Pustet in
Regensburg haben einen klaren, lesbaren
Text, von stylisirten Leisten umschlossen.
Von der kleineren Ausgabe mißt die Mittel-
tasel 251/2 X 34 cm und ist mit dem
 
Annotationen