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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 5
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Schwarz, Franz Joseph: Monumentale Malerei, [5]: Technik
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Festing, F.: Studien über Plastik, [6.1]: altchristliche Periode
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0044

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40

mit den iwthigstcn Bemerkungen über die Grnnd-
regeli: der Monnnicntal-Malerci und über deren
hervorragendste Leistungen in den verschiedenen
Zeiten und Slylarten vollenden. Die Red.

Studien über Plastik.

Von. F. Festing.

VI. Altchristliche Periode.
Einfluß der Antike. — Byzantinischer Styl.

(Fortsetzung.)

Die Anordnung dieser Scenen wetteifert
an klassischer Einfachheit und anschaulicher
Klarheit mit der Antike. Mit wenigen
aber bestimmten Zügen wird uns der stoff-
liche Inhalt vorgeführt; drei bis vier
Figuren genügen, um uns ein deutliches
und bestimmtes Bild zu geben. Ueberhaupt
müssen wir hier bemerken, daß die Arbeiten
an jenen altchristlichen Särgen, wenigstens
bei den bessern, den Werken der heidnischen
Bildhauer an künstlerischem Werth durch-
aus nicht nachstehen. Man muß anerkennen,
daß, wie Schnaase sagt, „die Gewandung
sowohl als das Nackte verständig und nicht
ohne Geschmack gearbeitet ist; in den Köpfen
sowohl als in den Bewegungen erkennt
man häufig das mehr oder minder ge-
lungene Bestreben, den Ausdruck der mo-
mentanen Stimmung zu erreichen. Nament-
lich ist der Ausdruck der Innigkeit, des
Flehens, der Demnth, oder der strenge
Ernst der Lehrenden ganz sprechend. Da-
gegen fehlt es freilich an einer liefern
Durchführung des Individuellen, die Formen
der Körper- und Gesichtszüge sind sich
durchweg gleich, selbst bei den Aposteln und
Jüngern ist kein bemerkbarer Unterschied
angedeutet, und die Bildnisse der Verstorbenen,
wo sie Vorkommen, sind unbestimmt und
ohne Spur von Porträtähnlichkeit. Noch
weniger dürfen wir Kraft und bedeutsame
Formen hier suchen, der Ausdruck ist eher
matt. Aber da weder die Gegenstände
einen Aufwand von Kraft erforderten, noch
der Geist, welcher aus der ganzen An-
ordnung und Zusammenstellung spricht, sich
damit vertragen hätte, so ist dieser Mangel
nicht eben störend."

Der Sarkophag des Probus vom Jahre
395 befindet sich ebenfalls in den Grotten
der Peterskirche; er ist von roherer Arbeit
als der vorige und zeigt Christus mit einem
Kreuze aus einem Hügel zwischen den

paarweise stehenden Aposteln. Eine vew-
zügliche Arbeit ist auch ein lateranensischer
(abgebildet in Schnaase, Geschichte der
bildenden Künste, 2. Ausl. Bd. III, 91),
oben das Medaillon der verstorbenen
Eheleute, von Engeln gehalten; rechts davon
Wunderthaten Christr", links Gott Vater
aus dem Throne sitzend, t ersten Menschen
erschaffend. Die zwei ihm ganz gleichen
bärtigen Gestalten stellen die hl. Dreifaltig-
keit vor; daneben überreicht Gott in jugend-
licher Gestalt Adam ein Bündel Aehren,
Eva ein Lamm, ihre künftige Thätigkeit
bezeichnend. Unten Szenen aus dem Alten
und Neuen Testament. Diese beiden Sarko-
phage kommen den antiken Arbeiten dieser
Gattung ziemlich nahe und dürsten daher
ins 4. bis 5. Jahrhundert gehören. Manche
sind noch reicher, wenn auch handwerks-
mäßiger gearbeitet. Ein anderer gut ge-
arbeiteter Sarg ist durch spiralförmig
kanelirte Säulen in Felder getheilt, welche
ausnahmsweise Szenen aus der Passion
enthalten. Auf dem Mittlern steht ein
Kreuz mit dem Monogramm Christi am
obern Ende, aus den Querbalken sitzen
Vögel und aus dem Boden die schlafenden
Soldaten; die andern Szenen sind nur
durch je zwei Figuren angedeutet. Einer
der frühesten und schönsten zeigt in engen
Abständen Säulchen ganz mit Weintrauben
umrankt, den lehrenden Christus mit
Aposteln, darunter den austauchenden
Oceanns, links Isaaks Opfer, rechts
Christus vor Pilatus. Von bedeutendem
Umfange und technisch vorzüglicher Aus-
führung ist der Porphyrsarg der Constantia,
Tochter des Constantin, im Vatikan, an dem
die ungesügte Dekoration der traubenlesenden
und kelterndenGenien zwischen etwas plumpen
Weinranken um so unangenehmer ausfällt.

Nur selten weicht die architektonische
Anordnung einer rein malerischen Behand-
lung. So sehen wir an einem noch frühen
Sarge die Vorderseite mit einem schön
gemeißelten Weinstocke ganz bedeckt, in den
Ranken zahlreiche Genien Trauben lesen
und dazwischen dreimal auf zierlichem
Postament den guten Hirten mit dem ver-
lorenen Lamm. Alls dem Sarkophag der
Gattin des Vitellianus wird die obere an-
spruchslosere Partie von der untern (Ge-
schichte des Jonas) malerisch durchbrochen.

Was nun im Allgemeinen den Styl dieser
 
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