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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 5
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Keppler, Paul Wilhelm von: Die Darstellung der Geiselung
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Zum Schnitt des Chorrocks
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Schwarz, Franz Joseph: Nothwendigkeit der Diözesanvereine für christliche Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0049

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Geiselungssäule noch mit Blut bespritzt ge-
zeigt (epi8t. XXVII ad Eustochiurn), —
eine Nachricht, welche eine hohe Säule
voraussetzt. Die spätere Darstellungsweise
kann sich dagegen aus die Geiselungssäule,
die sich in der Kirche der 3. Erassede befindet,
berufen; diese wurde 1223 von Kardinal
Johann Colonna nach Rom gebracht und
ist nur ca. 70 cm hoch. Die niedrigere
Säule, welche Michelangelo, auch Giulio
Romano in seinem Geiselungsbilde in
der genannten Kirche verwendet, dürfte
schon deßwegen vorzuziehen fein, weil sie
dem Künstler seine Aufgabe erleichtert und
den Anblick des Herrn nicht behindert. —
Tübingen. Keppler.

Au in Schnitt des <Iborrocfs.

(S. Seite 22 des „Archivs" 1884.)

Einer Dame, welche für Paramentik ein
„praktisches" Interesse trägt, will an dem,
S. 22 des „Archivs" vorgeschlagenen Zu-
schnitt eines Chorrockes nicht recht gefallen,
daß „drei Bahnen schöner Leinwand" der
Länge nach zerschnitten werden sollen, und
schlägt folgendes Verfahren vor:

Man messe an der oberen Breitseite
jeder Bahn von beiden Enden I6V2 cm
ab und führe dann von diesen Punkten
aus von rechts nach rechts und von links
nach links genau nach der Mitte der Lang-
seite hin den Schnitt; die Dreiecke, welche
dadurch abfallen, werden einfach umgelegt
und Kante gegen Kante je an die untere
Hälfte der Langseite angesetzt. Die drei
Stücke erhalten dadurch dieselbe Gestalt,
wie S. 22 angegeben ist: sie sind oben
je 52 und unten je 118 cm breit; im
Rückentheile und unter den Aermelöfsnnn-
gen fällt dann die lange Naht fort; die
allerdings vermehrten kleineren Nähte in
der unteren Rundung verschwinden in den
Falten des Gewandes. sJXOZ
Anm. Die Redaktion behält sich vor, Zeichnung
davon gelegentlich zu geben.

Nothwendigkeit der Diözesanvereine
für christliche Runst.

Vor mehr als einem Jahre schon hat
uns ein Freund und Förderer des „Archivs"
aus einer benachbarten Diözese um Ver-
öffentlichung der Statuten des Rotten-
burger Diözesan-Vereins für christliche

Kunst gebeten, beseelt von dem Wunsche,
denselben Verein in der eigenen Diözese
erstehen zu sehen. Wenn wir bis heute
mit der Erfüllung dieses Verlangens ge-
zögert haben, so geschah es wahrhaftig
nicht deßwegen, weil wir etwa nicht von
der Nothwendigkeit des allgemeinen Be-
standes solcher Vereine in jeder Diözese
überzeugt wären. Im Gegentheil, wir
fühlen lebhaft all die Folgen unserer Zu-
sammenhangslosigkeit und die durch sie er-
zeugte allgemeine Lähmung. Dabei denken
wir speziell an den Klerus und an die bei
kirchlichen Knnstschöpfungen ihm natur-
gemäß und von rechtswegen gebührende
Stellung. Fast überall, aus allen Gebieten
der kirchlichen Kunst sind wir in die der
passiven Empfänger der angebotenen Pro-
dukte der Kllnst oder des Handwerks zu-
rückgedrängt, ganz besonders auch aus dem
Gebiete der wissenschaftlichen und artistischen
Behandlung der einschlägigen Materien.
Es wird allerdings in eben diesem Ge-
biete viel geleistet; England, Frankreich,
auch Deutschland haben in den letzten
Dezennien darin gewetteisert, und die durch
neue Erfindungen so sehr vermehrten Ver-
vielsältigungskünste haben nicht wenig dazu
beigetragen, die Anschauung und den Ge-
nuß der Produkte der schönen Kunst, also
auch einen gewissen Grad von Kenntnis;
hierin, allgemeiner zu machen. Nur der
Klerus steht im Allgemeinen beiseits dieser
Strömung, mehr als nach seinem Ver-
hältnis; und seinen Pflichten gegen die
Kunst aus die Länge zulässig ist. Aller-
dings sind die hervorragendsten artistischen
Werke zu theuer, um allgemeinen Eingang
bei uns zu finden; ein anderer Theil dieser
Produkte, und gerade der billigere, ift ans
ein Publikum mit vorherrschend profanen
Tendenzen berechnet utib berücksichtigt nur
theilweise die kirchliche Kunst, und auch das
nur aus allgemein schöngeistigen Gründen,
ganz losgelöst von dem eigentlichen End-
zweck derselben, Gott zu verherrlichen und
dem Gottesdienst der wahren Kirche zu
dienen, ähnlich einem alten heidnischen
Richter, der einer christlichen Jungfrau
und Märtyrin ans sinnlicher Neigung
Schmeichelei und Rettung des Lebens an-
bietet, aber ihren Glauben haßt und um
seinetwillen sie selbst schließlich tobtet.
Was folgt aber daraus? Gerade das, was
 
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