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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 5
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Schwarz, Franz Joseph: Nothwendigkeit der Diözesanvereine für christliche Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0050

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46

wir betonen: die Nothwendigkeit, sich zu-
sammenzuthun und sich selbst die nöthige
Literatur zu schaffen. Das aber geht nur
mit vereinten Kräften, dadurch, daß zum
Voraus ein Publikum da ist, welches die
Abnahme derjenigen Zahl von Exemplaren
sichert, die zur Deckung der Herstellungs-
kosten nothwendig ist. Dann ist auch der
Buchhandel im Stande, die übrigen Exem-
plare um billigeren Preis abzugeben, folg-
lich auch die weiteste Verbreitung solcher
Publikationen zu ermöglichen. Der Ver-
lagsbuchhandel hat gegenwärtig eine schwere
Stellung. Die Unzahl der literarischen
Erscheinungen bringt es mit sich, daß —
abgesehen von epochemachenden oder ganz
populären Werken — von einer Auflage
nur immer ein kleiner Theil abgesetzt wird,
daß also die wenigen alle Kosten tragen,
somit nothwendig unverhältnißmäßig theuer
werden müssen. Die Vereinigung schafft
Abhilfe; sie bringt das Lesepublikum, be-
wahrt sich zugleich die Rechte des mit-
herstellenden, also nur die Herstellungs-
kosten pro rata tragenden Vereins und
kommt dem Verlagsbuchhandel zu Hilfe.
Um praktisch zu sprechen, so denken wir
uns auf diesem Wege die Herstellung einer
für den Klerus ausreichenden, alle Einzel-
Gebiete der christlichen Kunst umfassen-
den, mit allen nöthigen Illustrationen
splendid ausgestatteten „Bibliothek" in einer
Reihe von 8—10 Jahren ermöglicht, wenn
auch nur 7—8 Diözesan-Vereine in der
Stärke des Rottenburger sich nicht bloß
konstituiren, sondern zu diesem Zwecke ver-
einigen. Und das sollte doch in den Grenzen
Deutschlands und Deutsch-Oesterreichs
möglich sein. Die deutschen Priester in
Amerika sind ohne Zweifel gleichfalls er-
freut, durch den Buchhandel von diesen
Publikationen zu prositiren, nichts zu
sagen von den vielen in Deutschland und
Oesterreich, die außerhalb der kongregirten
Vereine stehen. Und welche Unterstützung
wäre den Studirenden damit geboten? Wir
unterschätzen den Gewinn, welchen dieselben
aus dem auf manchen Universitäten er-
theilten Unterricht im Gebiete der christlichen
Kunst ziehen können, gewiß nicht und an-
erkennen die Mühe, die sich manche Lehrer
geben, dankbar an. Aber er ist eben nur
ein Anfang, ein für alle in dem später zu
übernehmenden Amt auferlegten Pflichten und

Sorgen durchaus unzureichender, meistens
nur aus die Archäologie beschränkter Ge-
winn. Alles weitere ist dem Selbststudium
überlassen. Zur glücklichen Durchführung
des Werkes gehört freilich die Aufbietung
aller vorhandenen und gediegenen Kräfte.
Sie sind da, aber latent, ohne Grund sich
selbst zu wenig vertrauend; es käme nur
darauf an, sie zur Thätigkeit zu wecken
und sie zu gemeinschaftlichem Wirken zu
entflammen. Das kann geschehen, aber
die breite Grundlage von Vereinsmitteln
und ein zum voraus sicheres Abonnement,
so groß als die Zahl der Mitglieder der
kongregirten Vereine, ist die unerläßliche
Vorbedingung, weil unsere katholische Sache
überhaupt und die Literatur insbesondere
niemals Hilfe und Freunde findet, als im
eigenen Kreise. Der Rottenburger Diözesan-
Verein hat sich in den §§ 13 und 15 seiner
Statuten dieses Ziel vorgesteckt und sich
redlich bemüht, in dieser Richtung das zu
leisten, was einer, zudem schwachen, Einzel-
kraft möglich ist. Wie ganz anders hätte
eine Vereinigung mit Vielen wirken können!

Das ist zugleich der Weg, aus welchem
wir uns das Recht, auf dem Gebiet der
alten Kunstschöpfungen der katholischen
Kirche wieder ebenbürtig mitzusprechen,
zurückerobern könnten. Anders sind wir —
zu unserer Beschämung sei es gesagt —
bleibend zu einer armseligen Rolle im
eigenen Hause verurtheilt. Wer kann die
Vorrede zur 5. Auslage des „Handbuchs
der kirchlichen Kunst-Archäologie des
deutschen Mittelalters" von D. H. Otte
ohne tiefe Erregung lesen? Durch eine
Feuersbrunst seiner Bibliothek ltnb aller
Vorarbeiten für dieselbe beraubt, muth-
los, vom Alter gedrückt, sah sich Otte
aufgefordert, für sein heimatlos gewor-
denes Werk ein anderes Unterkommen
aufzusuchen. „Wie das Buch," so sagt
er selbst, „in einem evangelischen Pfarr-
hause entstanden und in dreißig Jahren
zu einem stattlichen Umfange herange-
wachsen war, so stand es mir fest, daß ich
versuchen müsse, es wieder in einem evan-
gelischen Pfarrhause unterzubringen" und
„einen gleichgesinnten Amtsbruder zu ge-
winnen, bei welchem die Neigung zu kunst-
archäologischen Studien in treuer Liebe gu
unserer theueren evangelischen Kirche wur-
zelt." So geschah es auch. Oberpfarrer
 
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