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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 6
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Detzel, Heinrich: Die kirchliche Glasmalerei, [1]: Geschichte ihrer Technik und ihre heutige künstlerische Behandlung
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Festing, F.: Studien über Plastik, [6.2]: altchristliche Periode
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0057

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diese Sturmstangen die wagrechte, be-
ziehungsweise senkrechte Richtung und folgen
den verschiedenen Formen der Medaillons
oder andern Einstellungen, so daß in
einem solchen großen Fenster ein förmliches
Netz durch die verschiedenartig geformten
Stnrmstangen entsteht. Zahlreiche Beispiele
dieser Art enthält die Kathedrale von
Bonrges, die in dem großen und kostbaren
Werke »iVIoirograpllie de la cathedrale
de Bourges«, von den Patres Jesuiten
Martin und Cahier herausgegeben, ent-
halten sind, welches seltene und theuere
Werk nebst andern uns von der königlich
bayerischen Hofglasmalerei durch Herrn
Direktor Zettler freundlichst zu unserer
Arbeit zur Verfügung gestellt wurde.

Als eine weitere Befestigung dienen
noch die sog. W i n d e i f e n, die gewöhnlich
se zwei auf eine Fensterabtheilung an-
gebracht werden. Es find dies runde,
ca. 10 mm. starke Eisenstäbchen, welche
der Glaser vor dem Einsetzen der Tafeln
mit diesen bereits durch Haften verbindet,
die auf die Bleiruthen gelöthet sind. Sie
laufen gewöhnlich wagrecht, parallel mit
den Stnrmstangen, und werden wie diese
um ein weniges in die Steingewände ein-
gelassen.

Ans diesem technischen Material nun,
das wir bisher kennen gelernt haben, be-
ruht die Glasmalerei in ihrer ersten
Periode. Es leuchtet von selbst ein, daß
jedweder Stoff in der Kunst eine besondere
Behandlung und Formgebung erheischt,
daß das Holz nicht wie der Stein, die
Seide nicht wie das Papier, und das Glas
nicht wie Leinwand künstlerisch behandelt
werden darf, denn es ist wohl zu beachten,
daß lediglich auch bloß das Material nn-
überschreitbare Gesetze für die Kunst geben
und einen eigenthümlichen Styl erzeugen
kann. So finden wir es denn auch hier
beider Glasmalerei, wenn würden Charakter
dieser ihrer ersten Periode näher betrachten.

Studien über Plastik.

Von F. Festing.

VI. Altchristliche Periode.
Einfluß der Antike. — Byzantinischer Styl.
(Fortsetzung.)

Eine besonders beliebte, schon im hohen
Alterthum knltivirte Technik war jene der

Elfenbeinschnitzerei. Sie hatte vor allem
in der klassischen Zeit der Plastik ihre
Vollendung durch die Anwendung bei den
chryselephantinen Götterbildern (siehe Artikel
über die Antike) erlangt. Durch die
Griechen wurde sie aus dem Orient in das
Abendland übertragen, wo sie eine ver-
hältnißmäßig lange Nachblüte getrieben
haben muß.

Wir erwähnen hier zunächst ein auf
deutschem Boden gefundenes cylindrischeö
Gesäß, wohl eine Hostienkapsel. Es be-
findet sich int Berliner Museum. Ein
Assessor, Bnrchard, zu Koblenz entdeckte
es bei einem Bauern an der Mosel, der es
als Fuß eines hineingesteckten Kruzifixes
benutzte (Kl. Schriften von Kngler II. 328)
Das zierende Reliesband macht es zu einem
höchst werthvollen Kunstwerke. Etwa
1/ö desselben nimmt die Darstellung des
Opfers Isaaks ein. Links davon sehen
wir Christum ans einem Thronsessel sitzend
lehrend in Mitte seiner Apostel, von denen
zwei auf niedern Sesseln, daö Gesicht ihm
zugewendet, abseits in Prosilstellung vor
ihm sitzen, während die andern rechts und
links neben ihm stehen. Die Gestalten
sind edel, die Grnppirnng von feiner
Mannigfaltigkeit, die Bewegungen der
Figuren von freier Würde und Lebendig-
keit, der Faltenwurf voll reicher gewandter
Abwechslung. „Christus erscheint hier,
wie aus den meisten Bildwerken dieser
frühen Zeit jugendlich nnbärtig, zugleich
aber in Zügen und Geberden so schön und
lebendig, daß man so deutlich wie ans
keinem andern altchristlichen Monumente
beit Gedanken versteht, welcher dieser Auf-
fassung des Heilandes zu Grunde' lag und
sie dieser so tief erregten Zeit so werth
machte. Es ist eine völlig freie Erfindung,
keineswegs eine Reminiscenz an irgend eine
Gestalt der heidnischen Kunst." (Schnaase,
Gesch.d.bild. Künste III. 95. 2. Ausl., woselbst
auch Abbildung.) „Ebenfalls von trefflicher
Arbeit und ans derselben Zeit (3. Jahr-
hundert) ist dann eine Elfenbeintafel in
der Sakristei des Domes zu Salerno mit
der Geschichte des Ananias und der Saphira,
die in höchst dramatischer Weise wieder-
gegeben ist." (ibid.)

Nach Lübke befindet sich diese Tafel
jetzt in der öffentlichen Bibliothek zu Brescia.
Dieselbe ist in Kreuzesform zusammen-
 
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