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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 7
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Detzel, Heinrich: Die kirchliche Glasmalerei, [2]: Geschichte ihrer Technik und ihre heutige künstlerische Behandlung
DOI Artikel:
Festing, F.: Studien über Plastik, [6.3]: altchristliche Periode
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0065

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61

nehmen, eine ober mehrere weiße Flächen
mit Kunstgelb ausfüllen; einzelne aber
leer lassen und er hatte dann dreierlei
Farben: Roth, Gelb und Weiß auf einer
Scheibe, ohne zwischen den drei Farben
ein Blei durchziehen zu müssen.

Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts
finden wir dann noch weitere Neuerungen
in der Technik. Man stellte weiße Scheiben
her, die statt mit Roth mit blauem, grünem
und violettem Glase überfangen wurden.
Sie konnten ebenfalls ansgeschlisfen und
der Ausschliff konnte mit Gelb bemalt
werden. Der Glasmaler war jetzt im
Stande, auf eine Scheibe sogar vier
Farben zu bringen. Einen Theil einer
blau überfangenen Scheibe konnte er mit
Gelb bemalen und erhielt dann Grün,
einen ausgeschliffenen Theil konnte er weiß
lassen, einen andern mit Gelb bemalen;
er hatte dann also Blau meinetwegen als
Grundfarbe, Grün durch Kombination
von Blau und Gelb, Weiß durch den
Ausschuss und Gelb durch Ausmalung
des Kunstgelb auf einen ausgeschlisfenen
Theil.

Jndeß dürfen wir uns nicht vorstellen,
daß in jedem der gemalten Fenster dieser
unserer zweiten Periode auch diese neuen
technischen Mittel angewendet worden
waren; es finden sich Fenster, bei denen
sie in ganz ausgedehntem Maße, und solche,
bei denen sie nur stellenweise und in
kleinem Maßstabe sich finden, aber auch
Fenster, bei denen noch vollständig an
dem alten, einfachen Mosaiksystem fest-
gehalten ist und wo jedes Fenster aus so
vielen einzelnen Glasstücken zusammengesetzt
ist, als es Farbentheile hat. Es läßt sich
darum nicht, wie oft geschieht, die Ent-
stehungszeit eines Fensters bloß aus dem
Fehlen der oben geschilderten technischen
Neuerungen bestimmen; es muß hier dann
der Styl der Details, die unveränderte
Komposition der Zeichnung und dgl. als
maßgebend angesehen worden. In An-
sehung der Gläser, mit denen der Künstler
arbeitet, des Schwarzloths, mit dem man
malt, den Bleiruthen, die zur Fassung ge-
braucht werden, der Art, wie man die
Fenstertafeln einsetzt und durch Windeisen
sichert, ändert sich nichts gegenüber der
ersten Periode der Glasmalerei.

(Fortsetzung folgt.)

Studien über Plastik.

Von F. Festiug.

VI. Altchristliche Periode.
Einfluß der Antike. — Byzantinischer Styl.

(Schluß dcs Art. VI.)

Die Elfenbeinschnitzerei war eine besonders
beliebte Technik in Byzanz, wo sie einen
wichtigen Antheil am kirchlichen Kult wie
am bürgerlichen Luxus hatte. Am aus-
gedehntesten dürfte sie aber an den so-
genannten Diptychen in Anwendung gebracht
worden sein. Diese waren gleichsam die Notiz-
und Schreibbücher der Alten. Sie bestanden
meist aus gedoppelten Tafeln, deren
innere Seiten mit Wachs überzogen und
deren äußere mit Reliefs dekorirt waren.
Auch aus Metall, Holz, Schiefer, Perga-
ment oder Papyrus wurden sie hergestellt.
Die von Elfenbein, Gold und Silber, an
einem Bande am Gürtel befestigt, ge-
hörten zu den Luxusgegenständen der
Reichen, wie heute goldene Ketten und
Uhren. Daher war es Sitte, dieselben
am Neujahrstage als Geschenke oder sonst
als Andenken für Bekannte zu benutzen.
Besonders geschah dies von Seite obrig-
keitlicher Personen, vor allem der Konsuln,
gelegentlich ihres Amtsantrittes. Ein Ge-
setz vom Jahre 384 beschränkte zur
Steuerung des mit den Diptychen ge-
triebenen Luxus das Recht, solche fertigen
und unter das Volk austheilen zu lassen,
auf die Konsuln.

Auch zum kirchlichen Gebrauche müssen
diese Diptychen schon früh verwendet worden
sein. In dieselben wurden die am Sonntage
in der Kirche zur Verlesung kommenden
Namen, der mit der Gemeinde in Ver-
bindung stehenden Bischöfe, der Märtyrer
und Bekenner, der Verstorbenen und jener
der Lebenden, welche die liturgischen Liebes-
gaben schenkten, eingetragen. Schon für
das dritte Jahrhundert wird deren Ge-
brauch von Cyprian bezeugt. Von den
auf uns gekommenen sind die kirchlichen
ebenso alt, ja älter, als die konsularischen.
Die Tabletten mancher alten Diptychen
wurden später im Mittelalter zu Bücher-
deckeln verwendet oder an Tragaltären
und Reliqniarien angebracht, wieder andere
giengen aus dem profanen Gebrauch in
den liturgischen über, so jenes, welches
Kaiser Anastasius, im Jahre 517 Konsul,
 
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