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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 7
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Festing, F.: Studien über Plastik, [6.3]: altchristliche Periode
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Schwarz, Franz Joseph: Superpelliceum
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0067

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63

stellung erscheinenden Haltung ab. (Abb.
Lübke „Grundriß d. K.") Größere plastische
Kunstwerke haben wir aus der byzantinischen
Schule, welche säst nur mit Werken der
Malerei die kirchlichen Räume schmückte,
nur jene 6 Heiligenfiguren in Stncco-
reliefs in der Benediktinerkirche zu Cividale
in Friaul aufzuweisen. Da die Kirche im
8. Jahrhundert von der longobardischen
Fürstin Peltrudis erbaut wurde, so haben
wir in ihnen mit aller Sicherheit ein paar
merkwürdige Exemplare der Leistungen
byzantinischer Plastik größern Styls vom
Ende der altchristlichen Periode. (Abbil-
dungen bei Schnaase a. a. O. III. 578.)

Schließlich machen wir noch ans die
interessante Elfenbeintafel des.Domschatzes
in Trier aufmerksam, die früher wohl ein
Reliquiarium schmückte. Sie hat eine
Breite von 0,26 und eine Höhe von 0,13 m,
stellt die Uebertragung einer Reliquie
in eine Kirche vor und dürfte nach dem
antiken Style der Draperie und der Archi-
tektur sowie der ganzen Auffassung (hierher
gehören die auf den Dächern hockenden
Zuschauer) ein griechisches Werk aus der
letzten Zeit, 6. bis 7. Jahrhundert, der
altchristlichen Epoche sein. Die Technik ist
schon roher und unbeholfen. (Abbildung:
Lübke und Kraus.)

Superpelliceum.

Das „Archiv" 1884 S. 20 ff. hat nach-
zuweisen gesucht, daß das Superpellicenm
das einzig zulässige Ehorkleid des Klerikers
und der nicht in Dignität stehenden Priester
ist, daß aber die vom „Kirchenschmnck" 5. Band
2. Heft seiner Zeit nach alten Mustern ge-
gebene Form an einigen Mißständen leidet,
welche eine Reaktion gegen sie hervorriefen.
Wir haben mit der in der gleichen Nummer 3
des „Archivs" gegebenen artistischen Beilage
diesen Mißständen abzuhelfen gesucht.

Aus Bayern geht uns nun von einem
hochgeschätzten Mitarbeiter folgende Bemer-
kung zu.

„Das „Archiv" lese ich fortwährend mit großem
Interesse. — Eine kleine Entgegnung hätte ich
ans Ihre Vorschläge betr. des Chorrockes, Super-
pelliceum. Ich irage Ihre Chorröcke seit lange
und wirke gerne dafür. Sie hatten aber einen
praktischen Mißstand, der auch bei der neuen
Form nicht beseitigt ist: bei gebogenen Armen
rutschten die Aermel über die Hände, ja die
Fingerspitzen hinaus. Ich half mir dadurch, daß
ich die Aermel heraustreunte und am Leibstück
um eine Hand breit verkürzte. Wenn ich nun

die Arme ausstrecke, schaut freilich der Talarärmel
bedeutend vor dem Chorhcmdärmcl heraus: aber
bei den Funktionen rutscht dcrAermelrand höchstens
bis an die Handwurzel, und ich bin vollkommen
ungenirt. Auch machte ich den Aermel etivas
enger. Ihr neuer Chorrock dürfte bedeutend mehr
Freunde gewinnen, wenn Sie die Punkte e und f,
cv. p und r nicht, wie ich Sie glaube verstehen
zu sollen, auf die Fingerspitzen, sondern etiva
auf das Handgelenke bei ansgeslrecktem Arme
verlegen ivürden. Oder verstehe ich nicht richtig?
Rutscht der Aermelsaum bei Ihrem Probe-Supcr-
pelliceum S. 22 wirklich bei gebogenen Ellen-
bogen nicht zu den Fingcrwurzeln und darüber
hinaus? Dann entschuldigen S>e mich."

Wir erlauben uns, in Nachfolgendem die
Gründe, welche uns bei nnserm Vorschläge
geleitet haben, noch ausführlicher, als es in
Nr. 3 geschehen ist, zu entwickeln. Der von
dem Herrn Einsender an dem vom „Kirchen-
schmnck" vorgeschlagenen Aermel-Schnitt ge-
fundene Mißstand, daß die Aermel bei ge-
bogenen Armen über die Hände, ja über
die Fingerspitzen hinansragen, ist nicht der
einzige und nicht der größte. Wäre er es,
so hätten wir bloß die Verkürzung der Aermel
vorznschlagen und die Nothwendigkeit zu be-
tonen gebraucht, daß jeder Priester nur sein
eigenes Chorkleid gebrauche und sich dasselbe
nach seiner Körpergröße beschaffe, gerade so,
wie den Talar und das Birret; vielleicht
hätten wir nur hinznzufügen gehabt, daß
man nur feinere Leinwand verwende und
das unnöthige derbe Stärken und Glätten
dieser Leinwandstücke, Alba, Chorrock und
Hnmerale, unterlasse. Dem aber ist nicht so;
vielmehr liegt der eigentliche schwache An-
griffspunkt in der Länge der unteren Linie
des Aermels, welche die obere bedeutend
überragt. Die Folge ist, daß die untere
vordere Parthie des Aermels schaufelartig
vorsteht; ist sie vollends durch gröbere Lein-
wand und Stärke noch widerstandsfähiger
gemacht, dann stößt der Träger desselben bei
den liturgischen Funktionen überall an; oft
muß er, um mit der Hand etwas zu fassen,
zuvor den unten vorstehenden Aermel zurück-
schieben; er läuft Gefahr, da und dort hängen
zu bleiben oder gar die ohnehin ans schwachen
Füßen stehenden Wein- und Wassergesäße
umzuwerfen n. dergl. mehr. Diese und ähn-
liche Einwürfe sind mit Recht erhoben worden.
Dagegen hilft die bloße Verkürzung des
Aermels nicht, wie wir aus eigener und
fremder Erfahrung wissen, es sei denn, daß
sie in ungebührlicher Weise geschehe, daß das
Kleid unschön wird. Das einzige Mittel
der Abhilfe liegt in den: Versuch, das vordere
untere Ende des Aermels möglichst nahe an
den Leib zu rücken. Daß das in der Form
eines Kreis-Segments geschehe, liegt in der
Natur der Sache. Hätten wir nicht dem
 
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