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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 8
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Detzel, Heinrich: Die kirchliche Glasmalerei, [3]: Geschichte ihrer Technik und ihre heutige künstlerische Behandlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0069

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Archiv für christliche Ärmst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Runst.

Serausgegeben und redigirt von Dr. Fr. g. Schwarz in Lllwangen.

Verlag des Rottenburger Diözefan-Aunstvereins, für denselben: der Vorstand Dr. Fr. I. Schwarz.

Or. 8.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährl. für M. 1. 35 durch die würtiemb. (M. 1. 20
im Stuttg. Bcstcllbczirk), M. 1. 50 durch die bayerischen und die Rcichspostanstalten,
Frcs. 2. 50 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden auch angenommen von
allen Buchhandlungen, sowie direkt von der Expedition des „Deutschen Volksblatls" in
Stuttgart, Militärstr. 2E, zum Preise von M. I. 35 halbjährlich.

1884.

Die kirchliche Glasmalerei.

Geschichte ihrer Technik und ihre
heutige kün st lerifcheBehandlung.

Von Pfarrer Detzel in Eiseuharz.

(Fortsetzung.)

t>) Charakter der Malerei der
zw eit eil Periode.

Auf all diesen technischen Errungen-
schaften nun beruht die Glasmalerei unserer
Periode, in welcher die gothische Baukunst
ihr besonders günstig wurde und sie in ein
neues Stadium führte. Die Wandfläche
nämlich löst sich jetzt in Fialen und
Streben, Pfeiler und Säulenbündel, Maß-
werk und Stabwerk bis zur Fensterbank
auf und entzieht sich der Freskomalerei.
(Doch nicht. S. „Archiv" 1884 S. 12 f.
und 17 s. Anmerkung der Redaktion.)
Die Fenster erhalten dafür eine beträcht-
liche Höhe und gewähren für bildliche
Darstellung Raum, wodurch zugleich das
massenhaft einfallende Licht wohlthätig
temperirt werden muß. Den Hauptcharakter
der Glasmalerei finden wir jetzt darin, daß
das Ornamentale nicht mehr selbständig wie
füher auftritt, sondern mehr in Ver-
bindung mit dem Figürlichen erscheint, beides
sehen wir jetzt so zu sagen gleichberechtigt
nebeneinander. Besonders charakteristisch
für die letzte Hälfte des 14. und erste
Hälfte des 15. Jahrhunderts sind die
kleinen Darstellungen und die einzelnen
kleinen Figuren, die von dem Ornament
anfangs umrahmt werden, später aber der
rahmenmäßigen Einfassung entbehren. Da
die hohen gothischen Fenster durch Maß-
und Stabwerk so vieltheilig waren, sehen
wir in einem Fenster eine ganze Reihe
solcher Gruppenbilder, welche, wie die in
der ersten Periode beliebten Medaillons,
Darstellungen aus dem alten und neuen
Testament sowie autz der Heiligenlegende
enthalten. Was die Figuren auch dieser

Bilder anlangt, ob sie von Feld zu Feld
oder von Fenster zu Fenster in Beziehung
auf einander gebracht werden oder nicht,
so waren sie auch jetzt noch immer nur
eingeordnete Glieder der ganzen farben-
bunten Ausschmückung, sie sprangen nicht
aus derselben grell hervor und sonderten
sich von den klebrigen nur in soweit aus,
als es ihrer Natur nach nothwendig war,
ihre Zeichnung war in Arabeskenart, d. h.
ganz einfach gehalten. Der Grund-
charakter des Teppichs ist immer
noch gewahrt, wir sehen ein e Glas-
mo saik, die eine herrliche Brillanz aufweist
und ganz monumental gehalten ist.

So finden wir es bis ins 15. Jahr-
hundert hinein. Doch jetzt beginnt eine freiere
Anordnung des Figurenwerks, hauptsächlich
hervorgerusen durch die gemalte Architektur.
Das Medaillonfenster büßt seine Beliebt-
heit ein, und in den hohen Fenstern über-
wiegen, sobald man Figürliches darstellen
will, die Standfiguren. Aber das Bild
dieser Figuren ist, verglichen mit ehemals,
ein wesentlich anderes geworden. Dies
hängt hauptsächlich mit der Zeichnung der
Baldachine zusammen; dieselben steigern
ihre Höhe, oft sogar ins Außerordentliche,
und bauen sich über dem untern, giebel-
bekrönten , eigentlichen Schirmgewölbe in
hochgethürmter Komposition aus Fialen,
Wimpergen und Strebebögen zusammen;
statt wie früher eine oder zwei, nehmen sie
jetzt oft fünf bis sechs Abtheilungen eines
Fensters ein. Auf dem Hintergrund der
Figuren beginnt eine Dekorationsweise eine
wichtige Rolle zu spielen, welche als
Damaszirung bekannt ist. Sie wird
dadurch hervorgebracht, daß man die zu da-
maszirende Fläche mit verdünntem Schwarz-
loth lasirt und aus ihm ein feines, gleich-
mäßig füllendes Rankenwerk herausradirt;
doch kommt es auch vor, daß umgekehrt
mit dünnem Schwarzloth entsprechende
Ranken auf die unlasirte Scheibe gemalt
 
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