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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 8
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Schwarz, Franz Joseph: Der Beichtstuhl, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0076

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72 —

zur Rechten des Beichtvaters, hat auch
weder Vorbau noch Sockel; statt des letz-
teren sind Teppiche vorgelegt. Im Uebri-
gen ist er sehr bequem und nimmt wenig
Raum ein. Eben deßwegen glaubten wir
ihn als Muster zu Grund legen zu dürfen.

Rro. 1 gibt den geometrischen Aufriß
in reicher Verzierung, welche, je nach den
disponibeln Mitteln mehr oder weniger
beschränkt oder auch ganz weggelassen wer-
den kann, wenn nur die konstruktiven Theile
stylgerecht und schön profilirt ausgeführt
werden. Sollten es die Höhenverhältnisse
der Wand, z. B. wegen eines nahen Fen-
sters nicht gestatten, den Stuhl in der
ganzen Höhe auszuführen, so kann man
ihn mit dem Hauptgesims abschließen und
den übrigen Aufbau weglassen.

Nr. 2. Halber Grundriß mit einge-
schriebenen Maßen.

Nr. 3. Längenschnitt. Die Tiefe des
Vorbaues und des Sitzraumes beträgt im
Licht 77 cm, mit Rückwand und Thür-
gesims 87 cm, kann also kaum weiter
beschränkt werden; ist genügender Raum
vorhanden, so kann es nur vortheilhaft
sein, den Beichtstuhl tiefer anzulegen. Aus
dem Längenschnitt ergibt sich, daß die drei
Compartimente je mit einem Tonnengewölbe
geschlossen sind. Ein gerader Schluß
kommt natürlich etwas billiger zu stehen.

Nr. 4. Detail, Thürgesims mit Bücher-
Schrank und

Nr. 5 zum Sockel in J/3 der natür-
lichen Größe. Wie schon gesagt, kann
der Sockel im Fall der Noth weggelassen
oder in der Höhe beschränkt werden, wenn
im ersten Fall die nöthigen Vorkehrungen
gegen Erkältung getroffen werden.

Nr. 6. Hauptgesims in 1k der natür-
lichen Größe.

Als Material wird sich Eichenholz am
besten eignen, für ärmere Kirchen läßt
sich auch Tannenholz gut verwenden, be-
sonders wenn die Ausführung sich mit
Weglassung der dekorativen Beigaben nur
auf die konstruktiven Theile beschränkt.
In diesem Falle muß aber das Ganze in
einer zur Fassung der Altäre, Kanzel rc.
stimmenden Weise in Farben gefaßt und
dabei auf die konstruktiven Parthieen ge-
hörige Rücksicht genommen werden.

S ch w arz.

Anfrage an die Redaktion des „Archivs".

.... Zugleich möchte ich im „Archiv" die
Frage stellen, wie am besten ein größerer Para-
mentenschrank zur Aufbewahrung von fünf Chor-
mänteln, d. i. Pluvialien, und mehrerer Caseln
und Dalmatiken, welche neu und in gothischer
Form (Bernharduskasel) gemacht sind, einzurichten
ist, so daß jedes Stück aufgehangen und einzeln
bequem herausgenommen werden kann. Eine Zeich-
nung und Beschreibung wäre wünschenswerth.

Mersch ... Br., Kapl.

Antwort. Hat man einen Raum für einen
Schrank, der bei entsprechender Höhe und Breite
1,50—1,60 m tief ist, so genügt es, eine Eisen-
stange in das obere Brett des Schranks in der
Richtung von links nach rechts einzulassen und
an ihr die Gewänder nebeneinander aufzu-
hängen. Selbst ein Pluvial kann ohne Schaden so
auf ein Holz gelegt und ausgespannt werden,
daß es in seiner größten Breite 1,50 m nicht
übersteigt. Ist aber der verfügbare Raum wohl
breit und hoch, aber nicht tief genug, daun ist
eine Einrichtung nöthig, welche die Vorlheile des
Aufhängens neben und hinter einander
verbindet. Zu diesem Behufe bringe man in der
Mitte der Tiefe eines nicht unter 3,20 m breiten
und hinlänglich hohen Schrankes zwei in Zapfen
laufende Wellbäume von Eichenholz, etwa 3,5 cm
im Durchmesser, senkrecht so neben einander an,
daß sie sich in der Bewegung um ihre Achse
nicht hindern. In jeden derselben wird etwa
10 cm unterhalb des oberen Endes ein horizon-
taler von einem Bug unterstützter Hebelarm fest
und sicher eingelassen. Diese Hebelarme dürfen
nicht länger sein, als die Hälfte des Raumes
von der Mitte einer Welle bis zu der betreffen-
den Seitenwand des Schrankes beträgt. Am
freien Ende der Hebelarme wird mittelst Klam-
men je ein hinlänglich starker, an seinen beiden
Enden etwa '1—2 cm umgebogener Träger von
Stabeisen rechtwinkelig so befestigt, daß er nach
beiden Seiteil gleicharmig sich ausbreitet. An
diesem Stabe werden die Gewänder hinter
einander aufgehängt. Will man ein Gewand
einzeln herausnehmen, so braucht inan nur die
Welle herauszudrehen; sie hängen dann dem
vorn Stehenden neben einander und sind
nach Belieben jedes für sich erreichbar. In
einem Schrank von ca. 3 m Breite lassen sich
zwei solcher Wellen neben einander in der Mitte
aubringen. Ist der Schrank ca. 1,10 — 1,15 m
tief, so können wohl 16 und mehr Gewandstücke
aufbewahrt werden. Ist man in der glücklichen
Lage, über einen Raum von 4,70 m verfügen
zu können, so läßt sich noch eine weitere Welle
anbringen, die aber dann in der Nähe der Sci-
tenwand stehen muß, soweit von ihr entfernt, als der
Fries des Kastens breit ist. Die Friese sollen nbcr--
haupt nicht breit sein, damit die Bewegung derWell-
bänme mit den Gewändern nicht gehindert ist. —
Wir hoffen mit dieser Beschreibung eine Zeichnung
überflüssig zu machen. Jeder halbwegs tüchtige
Handwerker wird nach ihr den Schrank auszn-
führen wissen. Die Redaktion.

Hiezu eine artistische Beilage.

Stuttgart, Vuchdruckerci der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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