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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 9
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Detzel, Heinrich: Die kirchliche Glasmalerei, [4]: Geschichte ihrer Technik und ihre heutige künstlerische Behandlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0077

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Archiv für christliche Nunst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Run st.

^erausgegeben und redigirt von Dr. Fr. g. Schwarz in Lllwangen.

Verlag des Rottenburger Diözefan-Uunstvereins, für denselben: der Vorstand Dr. Fr. g. Schwarz.

Or. 9.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährl. für M. 1. 35 durch die württcmb. (2)t. 1. 20
im Stuttg. Bcsicllbezirk), M. 1. 50 durch die bayerischen und die RcichSpostanstaltc»,
Frcs. 2. 50 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen ivcrden auch angenommen von
allen Buchhandlungen, sowie direkt von der Expedition des „Deutschen BolkSblatts" in
Stuttgart, Militärstr. 2L, zum Preise von M. 1. 35 halbjährlich.

1884.

Engländer für einige Scheiben alter Glas-

Die kirchliche Glasmalerei.

Geschichte ihrer T e ch it i k und ihre
heutige kün st lerischeBehandlung.

Von Pfarrer Detzel in Eiscnharz.

(Fortsetzung statt Schluß.)

II.

Grundsätze und W i n k e f ü r die
heutige Behandlung der kirch-
lichen Glasmalerei.

In Deutschland gieng im 17. und 18.
Jahrhundert die kirchliche Glasmalerei wie
überhaupt fast die ganze kirchliche Kunst
vollständig zu Grunde; es wurden bald
keine farbigen Gläser mehr verwendet und
sogar die Kenntnis; der Bereitung des Farb-
glases gerieth in Vergessenheit. Was an
alten Glasmalereien aus der Zeit des
Bildersturms und der Soldateska des 30-
jährigen Krieges übrig blieb, hat die Auf-
klärung des vorigen Jahrhunderts vollends
zerstört. „Die alten Glasgemälde," meinte
der Stadtschreiber von Freiburg, „macheten
sehr finster, schwer imb dumm." Von der-
gleichen Ansicht ausgehend hatte das auf-
geklärte Basel die ehemaligen herrlichen
Glasgemälde seines Münsters um den bloßen
Ersatz für farbloses Glas hingegeben.
Erst als die Kunst des Mittelalters über-
haupt wieder Beachtung fand, als wieder
Sinn und Verständnis; für ihre Denkmä-
ler aufgieng, als das Streben wieder ge-
wagt ward, mitten in unsere Welt ihre
Formen wieder hinzustellen, ward auch die
Glasmalerei wieder zu neuem Leben er-
weckt. Michael Sigismund Frank, geb.
1770 zu Nürnberg, hatte den hingebenden,
unverdrossenen und ausdauernden Muth,
an der Wiedererstehung der alten Glas-
malerei zu arbeiten. Zuerst Dosenlackirer,
dann Porzellanmaler, wollte es der Zufall,
daß unser Künstler sich eines Tages im
Gewölbe des Nürnberger Glasermeisters
Wirth befand, als diesem ein reifender

gemälde eine namhafte Summe auszahlte.
Dieser Vorfall und Wirths hingeworfene
Aenßerung, das; Ruhm und Reichthnm
dem Wiederaufbringer der alten Glas-
schmelzmalerei gewiß feien, reizten Frank'S
Aufmerksamkeit, und er gieng sogleich ans
Werk und machte Jahre lang die kostspie-
ligsten Experimente, bis es ihm 1804 ge-
lang, einige, wenn auch unvollkommene
Glasmalereien herzustellen Er dehnte seine
Versuche immer weiter aus. Nachdem er
vier Jahre hindurch vom Fürsten von
Wallerstein beschäftigt worden war, wurde
er 1818 vom König in München als
Glasmaler angestellt. Mit dem Regie-
rungsantritt König Ludwig I. 1825 be-
ginnt nun eigentlich die Geschichte der
nenern Glasmalerei. Er errichtete ein ei-
genes Institut für Glasmalerei und be-
schäftigte es Jahrzehnte hindurch. Diese
kgl. Glasmalerei zu München ist als die
Mutteranstalt der gesammten neuen Glas-
malerei zu betrachten. Vom Jahre 1837
an wurde Max Ainmüller mit der techni-
schen Betriebsleitung der Glasmalerei be-
traut; Frank, der zuerst der Anstalt Vor-
stand, starb 1847. Die wichtigsten Lei-
stungen dieser Zeit sind die von König
Ludwig I. bestellten Fenster im Dome zu
Regensburg, in der Mariahilfkirche in der
Au und im Dome zu Köln. Durch diese
Erfolge der Anstalt angeregt, entstanden
nach und nach verschiedene kleinere Glas-
malereianstalten. Alle Anstalten zusammen
aber wollten durch ihre neuen Prinzipien
die Werke der Alten übertreffen. Man
ist von der alten, monumentalen Behand-
lung der Glasmalerei vollkommen abge-
kommen und statt bei der Wiederanflebnng
derselben bei ihrer Blütezeit, dem 12. und
13. Jahrhundert, anzuknüpfen, hat man
die Zeit ihres Verfalles zum Muster ge-
nommen.

Wenn darum die kirchliche Glasmalerei
 
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