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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 9
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Weber, Heinrich: Symbolische und typische Malerei in Bamberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0083

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79

1) Eine Hand, die einen Spiegel hält:
8in6 macula.

2) Ein Weinstock: lruetus in klore
videntur.

3) Ein Postament, auf welchem eine
Räderuhr liegt, darüber die Sonne: facit
utraque unum.

4) Ein Schiff im Sturm: kraetis spes
ultima rebus.

5) Ein Phönix aus Flammen empor-
steigend: ex virgine virgo.

6) Eine Lilie: nil candidius.

7) Ein Altar mit lodernder Flamme:
3umma peto.

8) Sonnenblume und Sonne: lioc lumine
vivo.

9) Ein Adler, der Sonne entgegen flie-
gend: 8ola capax solis.

10) Ein Lenchtthnrm: in tenebris com-
monstrat iter.

11) Oben Wolken, unten eine nach
oben geöffnete Muschel: coelo foecunda
parente.

12) Ein Bienenstock: rnella parat ce-
rarnque.

13) Ein Rofenstranch: iunoxia Höret.

14) Ein Springbrunnen: vire3 instillat
alitque.

15) Regen strömt aus den Wolken auf
einen Felsen; aus dessen Fuß quillt ein
Bächlein hervor: quae tribuunt, tribuit.

Die Zeit, ans welcher diese Fresken
stammen, ist durch zwei über der Orgel
an der Decke befindliche Chronogramme
bestimmt:

gLorla ter Magnae CoeLIqVe soLI-
qVe reglnae

et sCIntlLLantl LeCta CaterVa tibi
(1724).

Gloria slt patrl, par proLI glorla
parqVe

glorla splrato, DVM trlas Vna reglT
(1724).

Auch die Profankunst hat diese sym-
bolische Richtung adoptirl und zum Schmuck
von Privatgebänden verwendet. Höchst
merkwürdig ist in dieser Beziehung das
ehemals von Lorber'sche Haus auf dem
Jakobsberg; im Jahre 1821 war es im
Besitz einer Familie von Poschinger; später
wurde es Asyl der Unheilbaren; feit 1880
ist es im Besitz der Knaben-Erziehungs-
anstalt zu St. Joseph.

Das Atrium hat an zwei Seiten einen

offenen gewölbten Säulengang, dessen Bögen
mit Laubgewinden ausgemalt sind. Zwischen
den aus das Atrium mündenden Fenstern
sind einige antike männliche und weibliche
Büsten gelb in gelb gemalt; über den Bögen
laufen in zwei Reihen Medaillons herum,
grau in grau, zum Theil so verwittert,
daß sie nicht mehr erkennbar sind. Die
Malereien sollen von Johann Anwander
ans Lauingen *) sein, welcher 1755* 2) die
Außenseite des Rathhanses malte. Die
Medaillons sind folgende:

1) Ein Tisch mit drei Paschwürseln:
Sepiu3 alba cadit.

2) Ein Hund, der einen Igel angreift:
Laedendo laeditur ipse.

3) In Wolken eine Hand, welche Geld-
stücke aus einen Tisch fallen läßt: Oeeulta
methodo.

4) Ein ovaler Spiegel, ihm gegenüber
eine schlanke Säule: Sibi conscia recti.

5) Zwei mit den Aesten sich berührende
Bäume: Nectitur amicus amicae.

6) Ein Tisch, ans welchem ein Stein,
ein Blatt Papier und ein Tuchlappen;
im Hintergrund ein vergittertes Fenster:
Nulla (res) valens nihilum (es gibt nichts,
was ganz werthlos ist).

7) Eine Balsamstaude (ans welcher
wohl Harz ansschwitzt — fast unkenntlich):
Et lacrimae prosunt.

8) Ganz unkenntlich. Magn . . . lacus.

9) Ganz unkenntlich. Formas aptat
ad oniiies.

10) Ein Felsgebirge, ans welches ein
Blitzstrahl niederfährt: ln dura dirum.

11) Ein liegender Löwe, ans dessen
Rücken ein kleines Hündchen steht: Esset
turpe moveri.

12) Ein Regenbogen: ln signum fede-
ris adsum.

13) Unkenntlich: Fallimur opinione.

14) Ein Segelschiff (?): Est mihi
nola nota. (Im Nebel einer Küste sich
nähernd, von welcher bekannter Glockenlaut
herüberdringt?).

15) Eine Muschel: Veritas ex men-

‘) Jäck und Heller, Leben und Werke der Künst-
ler Bambergs. Erlangen 1821, pag. 9.

2) Dieses Jahr ist nämlich bezeichnet durch die
hebräische Inschrift am Ralhhans, welche ist — 515;
dazu die weggelassenen Tausend: 5515; die Epoche
der jüdischen Zeitrechnung ist 3760 v. Ehr., die
Reduktion gibt das Jahr 1755.
 
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