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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 9
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Weber, Heinrich: Symbolische und typische Malerei in Bamberg
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Paramentenschrank
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0084

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80

dacio (Perle in der Perlmutter?).

16) Ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln:

Praevolat atque vocat.

Den Schluß der Sammlung mögen die
symbolischen Fresken aus dem Freiherrlich
von Schrottenberg'schen Schlosse zu R e i ch -
mannsdorf machen.

Das prachtvolle Stiegenhaus hat vier
runde Medaillons:

Ein Herz, aus welchem zwei kleinere
Herzen herauswachsen: Nlea ope.

Ein römischer Krieger in Frontstellung
mit Schild und Lanze; aus den Schultern
wachsen zwei Nebenköpfe mit je einem Arm
hervor, welche Schwert und Pfeil tragen.
Das erste Wort ist unleserlich, mag aber
unione heißen; insuperabilis.

Zwei sich umarmende Amore: Amor

reciprocus.

Ein abgestorbener Baum, um dessen
Stamm sich üppige Schlingpflanzen empor-
ranken : Mala foedera perdunt.

Ein Zimmer hat am Plafond vier
Medaillons:

Eine Pflanze, deren Blüte der links
ausgehenden Sonne zugewendet ist: Le
soleil me tire.

Ein mit sehr starken Dornen versehener
Rosenstrauch: Non lascia impunito.

Eine aus einer herzförmigen Vase hervor-
wachsende Pflanze mit mehreren, der rechts
ausgehenden Sonne zugewendeten Blüten:
Hoc lumine vivo.

Eine Pflanze mit mehreren Blüten:

Caliempa (?).

Ein zweites Zimmer hat ebenfalls vier
Medaillons:

Vor einem landschaftlichen Hintergrund
ein Römer, welcher den Fuß auf einige
am Boden liegende Gesichtsmasken setzt
und die Hand auf's Herz legt: Sincerus
et fidus.

Ein Garten mit Springbrunnen im
Vordergrund, in einer Urne ein reich be-
laubtes Bäumcheu (Cypresse?): Semper
idem.

Das Reichmannsdorfer Schloß: Hic

est portus laborum.

Eine Landschaft; in den Wolken das
Auge Gottes; darunter in der Lust links
eine von Lorbeerzweigen umrahmte Krone,
rechts ein Arm mit einer Waage: Hecce
tenentis merces. H. Weber.

PHramentenschrauk.

Zu S. 72 der vorigen Nummer erhalten wir
einen zweiten Vorschlag zur Einrichtung eines den
gestellten Anforderungen entsprechenden Paramen-
teuschranks zur beliebigen Wahl zwischen beiden. Für
Pluviale mit reich, besonders in Gold gestickter
Kappa dürfte aber die Aufhängung nach dem
neuen Vorschlag nicht ganz günstig sein; außer-
dem müssen, wenn man ein Gewand vom letz-
ten Joch will, alle Joche gedreht werden. Auch
eignet sich der Schrank für Meßgewänder nicht.

Die Redaktion.

Eine praktische Einrichtung zur Aufbewah-
rung von Pluvialeu und Dalmatiken möchte
ich in folgendem näher beschreiben. Der kleinste
Raum, den ein solcher Schrank haben müßte,
so daß 10 Joch plazirt werden können, wäre
2.08 IN Länge, 1,65 IN Höhe und 50crn Tiefe;
diese Maße sind als Lichtmaße angenommen.
Wollen mehr Joche in dem Schrank angebracht
werden, so muß derselbe für jedes einzelne um
5 cm tiefer und 3 cm länger werden. Die Höhe
von 1,65 m wäre natürlich zum Verhültuiß der
Länge zu nieder; deßhalb macht nian den Schrank
beliebig höher und grenzt die Höhe von 1,65 m durch
ein Fach ab und erhält dadurch noch viel Raum
zur Aufbewahrung anderer Gegenstände. Die
Joche sind aus ungefähr 7 cm breiten und 2 cm
dicken tannenen Latten zusammeugemacht; auf der
senkrechten, 1,55 m hohen, wird die horizontale,
1,60 m lange, rechtwinkelig befestigt und durch einen
von jener ausgehenden Bug unterstützt. An der
aufrechten Latte ist unten und oben ein 1 cm
langer eiserner Zapfen, in welchem sich das Joch
bewegt. Auf dem Boden xtnb an der Decke ist eine Leiste
festgeschraubt, und zwar von der vorderen Ecke
des Schrankes gegen die Mitte, so schräg, als
die Joche Platz brauchen, wenn dieselben bis zu
einem rechten Winkel aus dem Kasten heraus-
gedreht werden; bei 10 Joch wird diese Leiste
hinten ungefähr 38 cm von der Seite des Kastens
entfernt sein. In dieser Leiste sind in der Ent-
ferunng von 5 zu 5 cm so viele Löcher zu bohren,
als Joche angebracht werden wollen. Dann wer-
den die Joche eingefügt. Besser ist es, wenn
wenigstens unten die Löcher in eine eiserne Schiene
bloß halb durchgebohrt sind, so daß der Zapfen
auf dem Eisen aufsitzt und leichter lauft. Die Pln-
viale werden so über das Joch gehängt, daß die
Rücken derselben auf der Kaute der Latte liegen
und das Pluviale schön ausgestreckt einen Viertel-
kreis bildet. Bei dem Levitenrock geht das Joch
durch beide Aermel. Am anderen Ende des Joches
wird eine Holzrolle in gleicher Dicke mit der Latte
mit zwei eisernen Schienen befestigt, damit beim
Auflegen der Stoff sich nicht an der Kante reibt.
So kann jedes Gewand einzeln leicht herausge-
uommen werden. Die Thüren sollten so eingerichtet
sein, daß wenn man in der Mitte öffnet, rechts
und links sich der erste Flügel auf den Hinteren
legt und dieser dann erst geöffnet wird.

In der Marienkirche in Stuttgart steht ein
solcher, allerseits als sehr praktisch erfundener
Schrank.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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