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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 10
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Detzel, Heinrich: Die kirchliche Glasmalerei, [5]: Geschichte ihrer Technik und ihre heutige künstlerische Behandlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0085

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Archiv für christliche Lunst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Runst.

tterausgegeben und redigirt von Dr. Fr. I. Schwarz in Lllwangen.

Verlag des Rottenburger Diözefan-Kunstvereins, für denselben: der Vorstand Dr. Fr. I. Schwarz

IO.

Erscheint monallich einmal. Halbjälirl. für M. 1. 35 durch die württemb. <M. 1. 20
im Stmtg. Bestellbczirk), M. 1. 50 durch die bayerischen und die Rcichspostanstaltcu,
Frcs. 2. 50 in der Schweiz zu dezichcn. Bestellungen werden auch angenommen von
allen Buchbandlungen, sowie direkt von der Expedition des „Deutschen Bolksblatts" in
Stuttgart, Miiitärstr. 2E, zum Preise von M. 1. 35 halbjährlich.

1884.

Oie kirchliche Glasmalerei.

Geschichte ihrer Technik u 11 b ihre
heutige k ü nstlerischeBe h a n d l u n g.

Von Pfarrer Detzel in Eisenharz.

(Schluß.)

II.

2) Die Komposition eiue3 Glas-
gemälde s.

Die erste Frage, die sich der Besteller
eines gemalten Fensters vorlegt und die
er gewöhnlich auch gleich definitiv entscheidet,
ist die, welches der Inhalt der Darstellun-
gen sein soll. Ist ein Stifter da, so macht
er meistens noch die Bedingung oder drückt
wenigstens den Wunsch ans, daß die Ge-
mälde, besonders wenn es EinZelsiguren
sind, möglichst groß, „so groß, daß sie in
der ganzen Kirche erkannt werden können",
ausgeführt werden sollen. Da wird dann
natürlich weder auf die Eisenarmatnr des
Fensters noch aus das Material, in welchem
das Kunstwerk ansgeführt werden soll, Rück-
sicht genommen; hält sa doch der Stifter
seine Stiftung gewöhnlich für die Haupt-
sache in der Kirche. Es entstehen dann
selbst in kleineren Landkirchen jene mächtig
großen Einzelfiguren in den Fenstern, welche
vollständig für sich selbst austreten, welche
die ganze Kirche beherrschen, die Skulpturen
an den Altären und diese selbst förmlich
todtschlagen und die gleich beim Eintritte
in ein Gotteshaus unser Auge von der
Hauptsache, dem Hochaltar und seinem
Tabernakel abziehen und förmlich für sich
allein gefangen nehmen. Das aber erscheint
uns, abgesehen vom Stylwidrigen, schon
insofern unrichtig, als hier den Bildern
in den Fenstern eine viel zu hoheBe-
d e u t u n g zugemessen wird, welche eine
harmonische, ans die Hauptsache, das tader-
naculum Dei, sich hinrichtende Ausstattung
einer Kirche nur stören kann. Es haben
ja auch, was wohl zu beachten ist, die

Bilder in den Fenstern eine ganz andere
Bedeutung, als sie die auf den Altären,
an den Pfeilern und Wänden der Kirche
haben und haben können; während letztere
als geweihte Gegenstände der Verehrung
gleichsam selbständig und für sich allein
anstreteu können, brauchen elftere bloß
als dekorative Glieder des Ganzen zu
sungiren und haben sich diesem auch deß-
halb architektonisch ein- und unterzuordnen.
Es ist nach unserer Ansicht darum nicht
passend, wenn z. B. der Patron einer Kirche
oder ein anderer in der Gemeinde besonders
verehrter Heiliger bloß nur in einem Fenster
vertreten ist. Wir halten es auch vollständig
für verfehlt, wenn, wie öfters geschehen ist
und noch vorkommt, die gemalten Fenster
als Fortsetzung der Altäre nach oben ver-
wendet werden, wenn z. B. in einen polyphon
geschlossenen Chor ein unscheinbares Altär-
chen gesetzt wird und das darüberragende
Fenster gleichsam als Altarbild die Haupt-
darstellung der ganzen Kirche, wie eine
Himmelfahrt Christi oder Mariens oder
die Patrone der Kirche, enthält. Ein
und baffe! b e bauliche Glied zugleich
zum Fenster und zum Altäre dienen zu
lassen, ist offenbar eine stylistische Verkehrt-
heit. Ein solches Gemälde, das zugleich
als Altarbild gelten und darum möglichst
weit in der Kirche gesehen werden will,
kann dann natürlich nicht monnmental-
mosaikartig wie ein Teppich behandelt werden,
sondern wird einem großen Staffeleibilde
gleichen, das, weil in Glas ansgeführt,
wie ein Tr an s p areut erscheint. Ein
Transparent aber paßt wohl für die festliche
Beleuchtung einer Stadt, aber nicht für
eine Kirche.

Es sollten also kleinere Fi-
gur e n k o m Positionen a n g e w e n d e t
w erden, die in ihrem Felde wo
möglich ein Ganzes bilden. Durch
zu umfang- und figurenreiche Entwürfe
kann nur Unklarheit in die Darstellung
 
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