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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 10
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Schwarz, Franz Joseph: Ein altes Manuskript: zur historia B. Mariae Virginis
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0092

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Handlung der Vermählung Maria mit drei
Figuren, nämlich Joseph links und Maria
rechts zur Seite des Hohenpriesters in
bischöflicher Mitra, Casula und Alba, und
daneben die vorbildliche Vermählung des
Tobias und der Sara durch den Engel,
wie beim ersten Bilde durch die zu Häupten
stehenden Namen kenntlich gemacht, und
im dritten und vierten Bilde zwei Sinn-
bilder der hl. Jungfrau, zwei Thürme,
deren zweiter mit Schilden behängen ist.
Das erste Bild trägt die Ueberschrift:
Maria virgo desponsata Joseph; die des
zweiten beginnt mit den Worten: Nunquam
desideravi, ist aber, wie die des dritten,
der Einschnitte wegen nicht mehr mit Sicher-
heit zu ergänzen, lieber und zwischen den
Zinnen des vierten steht die Legende:
h(aec) e(st) t(urri)s david de qua pen-
debant mille clypei significans reginam
Mariam (Cant. 4, 4). Unter diesen Bildern
folgen hundert Zeilen erklärenden Textes, je
29 unter den zwei ersten, 27 unter dem drit-
ten, 15 unter dem vierten. Je zwei Zeilen
sind gereimt. Zur Veranschaulichung setzen
wir die ersten vier mit Ausfüllung der
zahlreichen Abkürzungen hieher:

In praeeedenti eaphulo audivimus quo-
modo Maria erat praesentata.
Consequenti audiamus quomodo et
quare fuit viro desponsata.

Quare deus matrem suam voluit viro
desponsari,

De hoc possunt octo rationes assignari.

Von der zweiten Darstellung, Mariä
Verkündigung, welche auf der vierten Seite
des Bogens gegeben ist, sind nur zwei
Bilder mit je einer Textreihe übrig; die
sinnbildlichen Vorstellungen des dargestellten
Geheimnisses sind der ersten Seite des fünften
Bogens zugetheilt gewesen. Das historische
Bild zeigt den Engel, welcher Maria die Bot-
schaft von der Menschwerdung Christi bringt,
mit der Ueberschrift: hie annuntiatur Jesus
Christus Mariae per angelum. Das ge-
schichtliche Vorbild zeigt Moses, knieend vor
dem brennenden Dornbusch, in welchem
die Gestalt des rufenden und offenbarenden
Gottes ruht, was durch ein im klebrigen
leeres Spruchband angedeutet ist. Die
Legende ist durch den Einschnitt verletzt;
das Fragment lautet: Dominus apparuit
Moys. et non comburenti.

Der brennende und nicht verbrennende
Dornstranch ist bei den Vätern das Sinn-
bild der unversehrten und doch fruchtbaren
Jungfrauschaft der Mutter des Herrn.
Die ersten Zeilen des Textes lauten:

In praeeedenti capitulo audivimus Mariae
desponsationem,

Consequenti audiamus ipsius mirabilem
impregnationem.

Cumque Maria in Jerusalem esset Joseph
desponsata,

In domum paternam (?) in Nazareth
est revocata.

Interim autem quum Joseph necessariis
nuptiarum intendebat,
Ipso nesciente Maria per spiritum sanc-
tum concipiebat.

Eine spätere Hand merkt auf der 4. Seite
an: „XIV. Jahrhundert". Es liegt kein
Merkmal vor, das zu einem Widerspruch
berechtigen könnte.

Wir geben diese Beschreibung nicht bloß
aus einem archäologischen Interesse; es
liegt ihr auch der Zweck der Anregung
weitern Suchens und Forschens nach mögli-
cher Vervollständigung des Manuskriptes
zu Grunde. Denn die christliche Kunst,
die durch das Ausmerzen aller Vorbilder,
Symbole, Typen und Allegorien so viel
an Geist und Sinnigkeit verloren hat, kann
durch Wiedereinführung derselben nur ge-
winnen. Angesichts dessen, wie die hl.
Väter und die Kirche selbst diese Typen
behandeln, wäre es vermessen, zu leugnen,
daß sie wenigstens in ihrer Gesammtheit
als Mittel der Offenbarung und ihres liefern
Verständnisses von Gott beabsichtigt sind.

S ch w a r z.

„Armeubibel"

im Verlag von Herder in Freiburg ist vollendet
und an die Subskribenten versendet; im Buch-
handel wird sie demnächst ebenfalls ausgegebeu

Von Nr. t/6 des „Archivs" (I. Semester 1883),
deren erste Auflage gänzlich vergriffen war, ist eine

m Zweite Auflage

veranstaltet worden, und es können daher voll-
ständige Exemplare drK ganzen Jahrgangs
1883 sowie auch des I. Semesters 1884 durch
die Post und alle Buchhandlungen ä 3 M. ganz-
jährig, M. 1. 50 für je ein.Halbjahr, oder gegen
Einsendung von M. 1. 35 für je ein Halbjahr
oder M. 2. 70 ganzjährig direkt von der Exped.
ds. Bl. jederzeit bezogen werden.

Stuttgart, Buchdruckcrci der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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