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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 11
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Schwarz, Franz Joseph: Restauration und malerischer Schmuck der Abteikirche Mehrerau, [1]
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Schwarz, Franz Joseph: Beichtstuhl, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0102

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— 98

ben steht: Dignus est Agnus, qui oc-
cisus est, accipere virtutem et divinita-
tem et sapientiam et fortitudinem et
honorem et gloriam et benedictionem.
Apoc. 5, 12. (Und sie — nämlich die
Engel und die lebenden Wesen und die
Aeltesten rings um das Lamm — sprachen
mit starker Stimme: „Würdig ist das Lamm,
das getödtet worden ist, zu empfangen
Macht, und Gottheit, und Weisheit, und
Stärke und Ehre, und Preis und Lob.")
Denn es, das Lamm, war ja würdig, zu
nehmen das Buch und zu lösen die sieben
Siegel, denn es ist getödtet worden und
hat mit seinem Blute die Menschen wieder
Gott erkauft, sie zu einem Königreich ge-
macht.

Ein Theil dieser Inschrift ist ht einem
unter den Quadraten durchlaufend gedachten
und nur in den Flächen des Kreuzes sicht-
bar werdenden Kreise ans gelbem Grunde
angebracht.

Durch seinen Opfertod hat die Mensch
gewordene Person des Sohnes Gottes die
Herrschaft über die Lebendigen und Todten
verdient. Er ist, weil das Lamm Gottes,
auch der Herr, der König, der Lehrer, die
Gnadenquelle, der Richter Aller. Dieser
Träger aller Gnade und Macht über die
Erlösten hat daher seinen Platz neben der
Darstellung des Lammes Gottes, und zwar
in der Concha des Oberchors, wo er thro-
nend dargestellt ist, zwei anbetende Engel
zu seiner Rechten und Linken, in der Weise,
wie ihn die Mosaikbilder in den alten
Basiliken uns so oft vor Augen stellen.

In den Winkeln des Kreuzes sind in
Weiterführung des Gedankens vom Opfer-
lamm links die Kreuzigung Christi und
als Vorbild das Opfer Isaaks zur Dar-
stellung gekommen, jenes mit der Inschrift:
Christus tradidit sernetipsurn pro no-
bis. Christus hat sich selbst für uns da-
hingegeben. Col. 2, 17; dieses mit der
Legende: (Abraham) offerens Jsaac

filium suum super altare, Abraham, sei-
nen Sohn Isaak auf dem Altare opfernd.
Da sich aber das Lamm Gottes nicht bloß
blutiger Weise und einmal geopfert hat,
sondern sein Opfer unblutiger Weise in
der hl. Messe immerwährend erneuert, so
setzt sich die ergänzende Veranschaulichung
im Bilde rechts von dem Kreuz in dem
letzten Abendmahl mit dem Schrifttext:

hoe facite in meam commemorationem,
thut das zu meinem Andenken, und dem
vorbildlichen unblutigen Opfer Melchise-
dechs mit der Inschrift: (Melchisedech)
Panem et vinum offerens fort. Mit diesen
vier Darstellungen korrespondiren am untern
Ende des Tonnengewölbes vier weitere Vor-
bilder: Die eherne Schlange und das ret-
tende Bestreichen der Thürpfosten mit dem
Blute des Osterlamms, sich beziehend
auf das blutige Opfer, das Manna und
Josua uitb Kaleb mit der wunderbaren
Weintraube des gelobten Landes, die Spei-
sung des Erlösten für das übernatürliche
Leben durch die hl. Kommunion sinnbil-
dend. Die Bedeutung der ersten Vorbilder
ist durch die zwischen beiden in einem Me-
daillon auf schwarzem Grunde gegebene
Schrift aus Hebr. 10, 1: »lllmbrarn

enim habens lex futurorum bonorum«
(d. h. das Gesetz hat den Schatten der zukünf-
tigen Güter), die der zwei andern durch
den Text Col. 2, 17: Quae sunt umbra
futurorum, corpus autem Christi (welche
(nämlich die Gesetze über Speise und Trank,
Sabbate, Feste und Neumonde) sind ein
Schatten dessen, was zukünftig ist, die
Sache aber ist Christus) klar gemacht.

(Schluß folgt.)

Beichtstuhl.

Hiezu eine artistische Beilage.

Xlttter Verweisung auf das Seite 70 des
„Archivs" 1884 über denselben Gesagte
und auf die artistische Beilage derselben
Nummer geben wir in der heutigen Bei-
lage den Entwurf zu einem gothischen
Beichtstühle in einfacher und reicherer Aus-
führung, auch mit einer Abänderung int
Grund- und Aufriß. Nicht unbeliebt ist
nämlich bei Vielen die Einrichtung, welche
den Beichtenden den Blicken der Umstehen-
den mehr entzieht, auch verhindert, daß
das im Beichtstuhl Gesprochene so leicht
außen gehört werde. Diese Einrichtung
besteht in einer auf a Grundriß Fig. 2
errichteten Seitenwand (Aufriß Fig. 1 a,
beziehungsweise b in einfacher Ausführung).
Von der Seite gesehen erscheint diese Wand
in Fig. 3 a. Sie kann auch nach Belieben
weggelassen werden, wenn man es vorzieht,
den Grundriß unseres gothischen Entwurfs
nach Ähnlichkeit des in Nro. 8 dieses
 
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