Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

DOI Heft:
Nr. 12
DOI Artikel:
Schwarz, Franz Joseph: Monumentale Malerei, [8]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0109
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
105

sind! Ist das etwa, so dürfen wir fragen,
die rechte Harmonie und Stimmung? Ist
da der Kontrast aufgehoben oder gemil-
dert? Gewiß nicht. So macht man es
etwa in einer Bildergallerie, und zwar ab-
sichtlich , um den Kontrast zwischen Bild
intb Wandfläche zu verstärken und jene
von dieser recht abzuheben; die Stafselei-
bilder gehören ja da nicht zur Architektur,
sie beide bilden kein einheitliches Ganze,
sondern absichtlich das Gegeutheil. Man
sieht also leicht ein, daß sich mit Schlag-
wörtern, wie „bunt", „unruhig" u. dergl.
eine falsche Geschmacksrichtung nicht decken
und ein auf sie gebautes unrichtiges Ur-
theil nicht rechtfertigen läßt. Darum schließen
wir auch diese Zeilen mit der wohlbegrün-
deten Hoffnung, daß sich die richtigen und
altbewährten Prinzipien auf dem Gebiet
der Monumentalmalerei siegreich Bahn
brechen und daß diese selbst den ihr ge-
bührenden Platz unter den der Kirche die-
nenden Künsten wieder zurückerobern wird.

Mehrfach ist im Verlauf dieser Abhand-
lung die Forderung gestellt worden, daß
sich sowohl die ausübenden Künstler und
Meister, als auch der Klerus und die Aspi-
ranten des geistlichen Standes ernstlich be-
mühen sollen, solide Kenntniß und richtigen
Geschmack aus dem Gebiet der monumen-
talen Malerei zu erwerben und den so oft
hervortretenden Mangel eines durchgebil-
deten Farbensinns zu heben, nicht weniger
auch sich die richtige Anschauung der pas-
senden Form der Gegenstände, der Bilder
und Dekorationen anzueignen. Bei diesem
Studium lieg! das Hauptgewicht ans dem
oftmaligen, eindringenden Anschauen und
Vergleichen der Schöpfungen der Vorzeit.
Ein die Werke verschiedener Stylarten,
Zeiten und Orte umfassendes Schauen und
Studiren mittelst des Reifens ist aber wohl
Niemand, jedenfalls nur sehr Wenigen mög-
lich. Um so willkommener müssen uns die
kunstliterarischen Publikationen sein, an
welchen die Neuzeit ziemlich reich ist, und
die ganz geeignet sind, uns einen Einblick
in die verschiedenen Leistungen aller Zeiten
und Völker zu verschaffen. Wir fügen deß-
wegen die Titel einiger dieser Publikationen
bei; wir sind überzeugt, daß die daraus
verwendeten Kosten besser angelegt sind,
als auf manche „Kunstreise", ja daß das
Schauen und Studiren an fernen Origi-

nalen erst recht fruchtbar wird, wenn man
sich zuvor mit dieser Literatur recht ver-
traut gemacht hat, noch mehr als mit Reise-
handbüchern und ihrem kurzen Inhalt über
Land und Leute, Naturschönheiten und
Herbergen, ihren kurzen Notizen über Kunst
und Künstler.

Unter, den Werken, welche den Ueber-
und Einblick über das polychrome Orna-
ment aller Kulturvölker gewähren, sind
zu nennen:

A. Raciuet, das polychrome Or-
n am ent. In deutscher Ausgabe ist bei
Paul Neff, Stuttgart, schon die 3. Anf-
lage erschienen. Sie bietet auf 100 Tafeln
gr. 4 o in Gold, Silber und Farbendruck
2000 Motive aller Stylarten und Zeiten,
aus Aegypten, Griechenland, Rom, China,
Ostindien, Persien, Arabien, dem byzanti-
nischen Reich, dann aus dem Mittelalter
romanischer und gothischer Kunstepoche, aus
der Renaissance, wie vom Ornament des
17. und 18. Jahrhunderts, nebst Text zu
jeder Tafel und einer instruktiven ausführ-
lichen Einleitung. Preis 125 M. Das
Originalwerk erschien bei V. A. Morel in
Paris unter dem Titel:

L’ornement polychrome, Recueil
historique et pratique, publie sus la
direction de A. Racinet. Preis
150 Francs.

OwenJones, Grammatik derOr-
namente, 1868, auch in deutscher Aus-
gabe bei Bernard Quaritch, London, in
Fol. erschienen, 100 Tafeln in Farben-
druck, 164 S. Text mit sehr vielen Holz-
schnitten, .die verschiedensten Ornamente in
einer Größe darstellend, welche Studium
und praktische Benützung sehr erleichtern.
Mit der polychromen Ornamentik verschie-
dener wilder Stämme beginnend, verbreitet
sich diese Grammatik über die von Aegypten,
Ninive und so fort bis herab aus die Re-
naissance.

Billig und darum leicht zugänglich ist:
Der Ornamenten schätz, ei n M u-
sterbuch stylvoller Ornamente aus
allen Kuustepochen, begonnen von
Prof. H. Kolb, fortgesetzt von Dol-
metsch, 80 Tafeln in Fol.,I,Stuttgart,
Verlag von Jul. Hoffmann. Das Werk
ist aus 16 Lieferungen a 11, berechnet,
von welchen bis jetzt 12 erschienen sind.
Wir verweisen auf die Besprechung desselben
 
Annotationen