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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 1
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Schwarz, Franz Joseph: Grammatik der kirchlichen Baukunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0007

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3

Profil, d. h. die Um-
rißzeichnung , Leben und
Reiz zu bringen. In ein-
fachster Weife ist das ge-
schehen in dem Sockel-,
Gurt- und Hauptgesims
Fig. 3. In allen ist das
Profil durch die gerade
Linie hervorgebracht, bald
in senkrechter, bald in
schräger Richtung.

Dabei blieb man jedoch
nicht stehen. Außer der
geraden Linie und ihren verschiedenen Rich-
tungen gibt es noch den Kreis und seine
Theile, welche, in verschiedenen Stellungen
angewendet, Material zu den mannigfaltig-
sten Bildungen der Profile lieferten, wie

Die Platte wird theils als bindendes
Glied, wie im untersten und dritten Glied
Fig. 4, theils als hauptsächlich tragendes
oder deckendes gebraucht, wie im ersten und
dritten Glied Fig. 5, und im obern Fig. 6.
Das Plättchen wirkt trennend, unterschei-
dend zwischen zwei größern Gliedern.

Die gerade Linie in mehr oder weniger
schräger Richtung, sei es in der von innen
nach außen, Fig. 9, oder von außen nach
innen, Fig. 10, bildet die Schräge oder
S ch m i e g e.

Fig. 9 und io. Schräge (Schmiege, Fase).

Sie wird in der romanischen und gothi-


Fig. 3.

Fig. 4.

Sockel, romanisch, vom Chor der
Stiftskirche in Ellwangen.

Fig. 5.

Gurtgesims, römisch, vom Colloscum
in Rom.

in Kleinsiißcn.

z. B. in Fig. 4, Sockel, Fig. 5, Gurtgesims,
Fig. 6, Hauptgesims, welche wir hier schon
dem weitern Vortrag vorgreifend zur bes-
seren Veranschaulichung und zum leichtern
Verständniß des Folgenden einfügen.

Wenn man die Profile dieser Bauglieder
zergliedert, so wird man gewahr, daß sie
sämmtlich der geraden Linie und dem Kreis
entnommen sind. Der Entwicklung aus
diesen Elementen müssen wir also zunächst
unsere Aufmerksamkeit schenken.

Die gerade verti-
kale Linie in ihrer
Verbindung mit der
horizontalen gibt die
Platte Fig. 7, ver-
jüngt das Plätt-
Fig. 8. Plättchen. ch en Fig. 8.

scheu Periode immer gebraucht, wenn ein über
das vorausgehende oder folgende Glied
stark vortretender („ausladender") Theil
des Profils mit dem vorausgehenden oder-
folgenden in ungezwungener Ueberleitnng
verbunden werden soll, wie in Fig. 4 von
der untern zur zweiten Platte, und in
Fig. 5, wo die von innen nach außen
laufende Schräge die über die Umfassungs-
mauer stark ausladende obere Platte des
Gurtgesimses Mauer und Platte verbindet.
Ladet umgekehrt ein oberes Glied weit
über das mit ihm durch eine Schräge zu
verbindende untere aus, so ist die Schräge
nach einwärts gerichtet wie in Fig. 10.

Die zweite Art von Profilgliedern wird
aus Theilen des Kreises gebildet. Da
ist vor Allem der nach auswärts gerichtete

Fig. 7. Platte.
 
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