Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Schwarz, Franz Joseph: Restauration und malerischer Schmuck der Abteikirche Mehrerau, [3]: das Schiff
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0024

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20

gegenüber den Neuerungen in der Lehre
und sein Kampf gegen die zeitgenössischen
Ketzereien charakterisirt ist, so schildert das
nächste Bild in der mittleren Travee ihn
als Prediger der Kreuzzüge. Er war
„unter denen, die vom Papst erwählt wur-
den, diesen dem Herrn angenehmen Auf-
trag zu erfüllen, der erste und vorzüglichste
Bevollmächtigte, ein Mann von heiliger
Rede und in allen Dingen und überall von
unsterblichem Andenken", wie der Chronist
sagt, also hiedurch und durch seine Ver-
bindungen mit den berühmtesten Personen
geeignet, die Gläubigen zu thatkräftigem
Mitleid mit dem Elend Jerusalems und des
hl. Landes zu entflammen. Wie ein Text zu
allen seinen Reden steht die Klage des
Propheten Jeremias unter dem Bilde:
Dereditas nostra versa est ad alienos,
domus nostrae ad extraneos. „Unser
Erbe ist zu Theil geworden den Fremden,
unsere Häuser den Ausländern." (Klage-
lieder 5, 2.) Zuletzt folgt die rührende
Szene vom Tode des Heiligen. Morere,
ut vivas, sepelire, ut resurgas. „Stirb,
aus das; du lebest, steige ins Grab, aus
daß du auferstehest." Diese Inschrift, ein
Wort des hl. Augustinus, (de verbo
Apost. serm. 169. cap. 13. Nr. 16.)
gießt den Hauch heiligen Ernstes und
seliger Freude über das ganze Bild aus.

Noch übrigt das letzte Joch. Es ist
von der Empore für die größere Orgel
beherrscht und durchschnitten, wodurch eine
andere Eintheilnng des Raums für die
malerische Ausstattung bedingt ist. An
den Wänden rechts und links von der
Orgel sind die Bilder David's und der
hl. Cacilia, jener mit der Inschrift aus
Psalm 88, 2: Misericordias domini in
aeternum cantabo und Psalm 150, 3:
Laudate eum in sono tubae — laudate
eum in psalterio et cithara. „Lobet
den Herrn mit Posaunenschall — lobet
ihn mit Harfen unb Cithern." Vers 4
steht unter dem Bilde der hl. Cäcilia:
Laudate Dominum in ebordis et or-
gano. „Lobet den Herrn mit Saiten und
Pfeifen." Nebenbilder sind St. Urban,
Papst zur Zeit der heiligen Cäcilia und
der von diesem getaufte Gemahl derselben,
der hl. Valerianus, Märtyrer. Dort sehen
wir die Legende: Ad Lrbanum papam
veniens Valerianus ab eo baptizatur,

(Valerianus kam zu Urbanus, dem Papst,
und wurde von ihm getauft) und beim
andern: Valerianus Caeeiliam orantem
in cubiculo invenit. (Valerianus fand
Cäcilia in ihrem Gemache betend.) An der
vorspringenden Mittelsront der Brüstung
vollendet eine Inschrift in zwei Medaillons
zu beiden Seiten den Inhalt und Sinn
dieser Texte: Exultemus Domino Regi
summo, qui suum sanctificavit taber-
naculum. „Laßt uns frohlocken dem
Herrn, dem höchsten König, der seine
Wohnung geheiligt hat."

Die Kirche entbehrt einer eigentlichen
Vorhalle. Der Raum unter der Empore
ist als solche vom Maler gedacht. Da,
wo in der alten christlichen Zeit den
Büßern ihr Platz angewiesen war, haben
unsere Voreltern die Darstellung des ver-
lorenen Paradieses geliebt. Diesem ent-
sprechend ist, rechts vom eintretenden Be-
schauer, das Bild der aus dem Paradiese
verstoßenen Stammeltern, rechts das der
Familie Adams in der Buße, lieber dem
Thürbogen des Westportals fehlt diejenige
nicht, die Gott schon im Paradies als
Morgenstern der Hoffnung verheißen,
lieber dem geschnitzten Bilde derselben steht
der Gruß der Christenheit an sie: Salve
Regina.

Nicht weniger reich ist der dekorative
Theil der malerischen Ausstattung. Im
Scheitel des Tonnengewölbes waren vier
Wappen anzubringen. Sie reden eine
Zeichensprache, welche man in der Kirche
stets für zulässig hielt. Das erste, öst-
liche, ist das päpstliche, das zweite zeigt
den Kaiseradler des Hauses Habsburg,
das den ans dem Vaterland vertriebenen
Konventnalen Wettingens hier so freudig
eine neue Heimat gewährt und sie bis heute
geschützt hat; das dritte erinnert nicht
blos an das Mutterkloster Wettingen, son-
dern ist heute noch das Klosterwappen,
welchem im vierten, dem von Mehrerau,
ein neuer Zuwachs mit dem Rechte eines
Priorats geworden ist. Nock zwei andere
sind an der Brüstung der Orgelbühne:
das des gräflichen Hauses Raczynski auf
der Südseite, nördlich das der Gemahlin
des jetzigen Herrn der Herrschaft, aus dem
Hause Wallerstein. Die Dankbarkeit hat
ihnen dort einen Platz gegeben, damit sie
 
Annotationen