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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 2
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Schwarz, Franz Joseph: Restauration und malerischer Schmuck der Abteikirche Mehrerau, [3]: das Schiff
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Jäggle, ...: Die ehemalige Cisterzienser- jetzt Pfarrkirche in Heiligkreuzthal OA. Riedlingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0025

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21

auch der Nachwelt mit ihrer Symbolik
verkünden, was sie heute sagen.

Aus den vieleil Theilen der Dekoration
können wir uns nicht versagen, einige als
besonders gelungen herauszuheben: die

Teppichmalerei im Chor, Querschiff und
unter der Empore, die Thonfließ-Jmitation
unter den Fenstern im Schiss, die Säulen
vor und unter der Empore, die Dekoriruu-
gen der Querschiffe, die Architekturen au
der Ostwand des Unterchors über dem Sei-
tenaltar und der Chororgel. Im Gebiet
der Faßmalerei ist die Kauze, mit Aus-
zeichnung zu neuneu; auch Meister Bertsch
hat in ihr ein schönes Werk, in dem in
Holz geschnitzten Reliquienschrein unter der
Mensa des Hochaltars ein Meisterstück
geliefert. Er ist leider zur genauen Be-
sichtigung weniger zugänglich. Die Kanzel
ist im Achteck konstruirt, jedoch mit un-
gleichen Seiten; eine schmale und zwei
Lang-Seiten gehen auf die Treppe und
Rückwand; au den sichtbaren breiteil Fül-
lungen sind die Reliefbilder der vier Evan-
gelisten, an den schmalen die Inschriften:
Ollirte3 dockte omnes gentes. „Gehet
hin und lehret alle Völker." Licquis di-
ligit me, sermonem meum servabit.
„Wenn mich Jemand liebt, so wird er
mein Wort halten." (Joh. 14, 23.) Auf
dem oberen Pfosten des Treppengeländers
steht die Figur eines Engels, der einen,
Treppe unb Kanzel beleuchtenden Licht-
träger hält. Die Füllung unter demsel-
ben ist dekorirt mit dem Bilde zweier
Hirsche unter dem Baum des Lebens,
trinkend aus dem Strom des „lebendigen
Wassers", der den Wurzeln des Baumes
entquillt. In dem durchbrochenen Thürm-
chen des Schalldeckels steht die Statue
Jesu Christi als Lehrers der Welt.

Möge recht bald die Hoffnung in Er-
füllung gehen, auch die jetzigen Fenster
der Kirche dilrch andere Glasmalereien zu
ersetzen, geeignet, den Malereien das rechte
Licht zuzuführen und deren Wirkung zu
erhöhen.

Wir schließen mit einer allgemeinen Be-
trachtung.

Von Altersher hat die Kirche die Ma-
lerei als die ihr verwandteste Dekoration
in Dienst genommen. Aus vielen Grün-
den können die Werke der Tafelmalerei,
an den Wänden einer Kirche aufgehängt,

den einheitlichen Charakter eines Bau-
monuments nur stören. Man duldet sie
da noch etwa in den Stationeubilderu des
Kreuzwegs. So bleiben der Tafelmalerei
in der Kirche nur noch die Altäre. Aber
auch hier ist sie, besonders in neuerer Zeit,
aus ein sehr kleines Feld eingeschränkt.
Die Flügelaltäre neueren Datums mit
namhaften Bildern lassen sich zählen. Wir
sind also auf dem besten Wege, der Ma-
lerei, wenn sie blos Tafelmalerei ist, die
Thore der Kirche immer mehr zu verschließen
und sie auf das enger gewordene Feld der
religiösen Kabinetbilder einzuschränken. Es
ist also ersichtlich: die Hebung, wo nicht
zu sagen, die Rettung dieses Kuustzweigs
für die Kirche liegt in der Mouumental-
Malerei. Das Verdienst derjenigen, welche
ihr in diesem kritischen Augenblick in ihren
Kirchen ein Asyl bieten, ist kein geringes.
Eine nicht späte Zukunft wird das noch
offenbarer machen. Schwa r z.

Oie ehemalige Zisterzienser- jetzt
Pfarrkirche in Lseiligkrenzthal
GA. Aiedlinaen

verdient im Archiv erwähnt zu werde:: ein-
mal wegen ihrer Bauart und ihres Jnn-
baues, sodann weil sie noch nicht restau-
rirt, aber der Reparatur bedürftig ist.
Sie gehörte zum Kloster der Cisterzien-
seriuueu. Kloster und Kirche wurden auf
dem jetzigen Platze vom Grafen Egon von
Landau um das Jahr 1157 zur Lösung
eines Gelübdes erbaut und ihnen der Name
Heiligkreuzthal gegeben, „wegen eines
Stückleins oder Partikuls vom hl. Kreuze,
das er vom Kloster Andechs erhalten und
dem Frauenkloster zum Geschenke machte."
— Das Kloster bestand bis 1804 und
wurde während der langen Zeit von 647
Jahren durch 39 Äbtissinnen ehrenvoll ge-
leitet. Die jetzige Kirche ist 3schiffig und
gothisirt. Das Mittelschiff überragt die
Seitenschiffe, hat im Lichtgaden gothische
Fenster mit abwechselndem Maßwerke, ist
gewölbt und ruht je auf 3 breiten Pfei-
lern. Diese sind ganz einfach eckig, haben
statt des Kapitäls eine Platte und einen
Wulst und stehen stumpf ohne Sockel auf
dem Boden auf. Die Seitenschiffe sind
ebenfalls gewölbt, die Fenster haben
 
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