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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 3
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Schwarz, Franz Joseph: Grammatik der kirchlichen Baukunst, [3]: Haupt- oder Kranzgesims
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0029

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Archiv für christliche Kunst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Runft.

verausgegeben und redigirt von Dr. Fr. g. Schwarz in Lllwangen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Runftvereins, für denselben: der Vorstand Dr. Fr. g. Schwarz.

Lr.

O

0*

Erscheint monatlich einmal. Halbjährl. für M. l. 35 durch die württemb. (M. I. 20
im Stuttg. Beslellbczirk), M. 1. 50 durch die bayerischen uud die Reichsposianslaltcn,
Frcs. 2. 50 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden auch augcnommeu von
allen Buchhandlungen, sowie direkt von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in
Stuttgart, Militärstr. 2E, zum Preise von M. 1. 35 halbjährlich.

Grammatik der kirchlichen
Baukunst.

Von Dr. Fr. I. Schwarz.
(Fortsetzung.)

B. Haupt- ober Kranzgesims.

Noch viel unentbehrlicher, als das tra-
gende Sockelgesims ist das krönende Hanpt-
gesims, welches den Abschluß der Umfas-
sungsmauer nach oben bildet und auf das
Dach überleitet. Wie ein Kranz legt es
sich um den Manerabschlnß, daher es auch
Kranzgesims genannt wird. Der konstruk-
tive Grund seiner Existenz ist die Ablei-
tung des Traufwassers von der Mauer;
dazu würde streng genommen eine Platte
genügen, unprofilirt, wie sie oben Fig. 3
gegeben ist. Das Auge will aber mehr:
es verlangt eine Formation, welche nicht
blos Abwechslung der Stuten bietet, son-
dern die nützliche Funktion des Kranzge-
simses lebhaft zum Ausdruck bringt. Schon
die Aegypter schlossen ihre Kunstbauten
mit einem Kranzgesims Fig. 29. Es besteht
. , r 3 aus einer Hohl-

«Wpt.idK» m sptVe;

der darunter be-
findliche Rnndstab
ist die um die glatte,
wie eine Böschung
ansteigendeMauer
horizontal n. senk-

fassung der glatten
Mauer.

Zur Veranschau-
lichung des anti-
ken Hauptgesimses
geben wir in Fig.
30 und 31 zwei
Beispiele, Dar-
stellungen des in
der Kunstsprache

mit dem Namen „Gebälk" bezeichneten Ban-
theils. Dieses Gebälk besteht ans drei
Theilen, in der Reihenfolge von unten
nach oben aus dem Epistylion oder Archi-
trav, d. h. dem in drei Faszien oder Bän-
der getheilten, mit einem Gesimsehen ge-
krönten untern Theile, dann ans dein
Thrinkos oder Fries, im dorischen Styl
mit den sog. Triglyphen und der Metope
dekorirt, im Original der Fig. 31 mit Re-
liefs geziert, und endlich ans dem eigent-
lichen Hanptgesims. Diese Theile springen
in ihren Unterschieden in beiden gegebenen
Beispielen sogleich in die Augen. Das
erste Fig. 30 gehört dem jonischen Styl
an und ist den Tempel-Ruinen in Elensis
entnommen, das zweite Fig. 31 dem Titus-
Bogen in Rom und gehört dem jonisch-
korinthischen Styl an.

Wir fassen von beiden Beispielen nur
das Hauptgesims —- das Geison — im
engeren Sinne des Worts in's Auge.

In Fig. 30 hat es drei Hanptglieder:
Zahnfries, H ä.n g e p l a t t e und S i-
m a (Karnies), zwischen ihnen die kleineren
bindenden Glieder. Vom Thrinkos ans
leitet ein schwacher Kehlleisten zum Zahn-
fries über, von diesem ein Plättchen und
ein stärkerer Kehlleisten zu der weit aus-
ladenden Hängeplatte, dem Gesims-
theil, ans welchem der Accent des ganzen
Gesimses ruht. Ihre untere Fläche ist
von vorn nach einwärts unterschnitten,
und zwar aus zwei Gründen: je mehr das
Gewicht des ausladende!: Theils der Platte
verringert wird, desto mehr wird ihr
Schwerpunkt aus das Auflager znrückge-
worsen, desto sicherer ruht also auch die
Platte aus ihrem Lager. Ferner bildet
die Unterschneidung mittelst ihres anfäng-
lich steileren Anlaufs die sogenannte
Wasser n a s e, welche das Abträufeln
des Regenwassers befördert und das Zn-
 
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