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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 3
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Schwarz, Franz Joseph: Grammatik der kirchlichen Baukunst, [3]: Haupt- oder Kranzgesims
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0031
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27

welches die Gliederung und deren Behand-
lung lehrreich veranschaulicht. Das un-
terste Glied ist eine unprofilirte, schwach
ausladende, daher auch nicht unterstützte
dünnere Platte. Die zweite, weiter ans-
gekragte ist durch Kragsteine unterstützt,
welche, im Vertikalschnitt unprofilirt, im
Grundriß einen Viertelskreis bilden; die
obere Hängeplatte, gleichfalls unprofilirt,
ist von Kragsteinen getragen, deren Profil
Viertelsstab und Plättchen darstellt. Hübsch
Pl. V. gibt in Nr. 28—37 noch weitere
Beispiele, welche mehr oder weniger ganz
denselben Charakter aufweisen. Wellen-
förmige Profil-Elemente in den Hänge-
platten selbst treten durchweg nur ganz
mäßig auf. • Bei aller Einfachheit der
Technik wird man diesen Gesimsen Kraft
und plastische Wirkung nicht absprechen
können.

Das Hauptgesims erhält oft noch eine
zierende Zugabe in einem unter ihm hori-
zontal geführten Fries, z. B. dem Rund-
bogenfries, der später im romanischen Styl
am häufigsten Aufnahme und Anwendung
gesunden hat.

Die romanische Bauperiode hat
in der Bildung ihrer Hauptgesimse einen
großen Formen-Reichthum entfaltet. Sie
hat zur Erreichung dieses Ziels theils die
antiken Profil-Elemente beigezogen und
sie durch häufigere Verwendung des Rund-
stabs und der Kehle erweitert, theils ganz
charakteristische Verzierungen zu Hilfe ge-
nommen, Zahnfries über Eck gestellt, allein
oder abwechselnd mit Rundstab, Diamant-
schnitt, Schachbrettverzierung, sich über-
schneidende Rundbogen, Blattwerk (wie au
der Abteikirche zu Trebitsch in Mähren).
Selten fehlte dabei der unter dem Gesims
umlaufende, ihm wie ein Zierband beige-
gebene Rundbogenfries mit und ohne Con-
solen. Diese Kunst-Epoche liebte dabei
große Abwechslung bei den verschiedenen
Hauptgesimsen einer und derselben Kirche.
So hat die romanische Stifts- (Pfarr-)
Kirche in Ellwangen, 1100—1124 erbaut,
je ein besonders geformtes Hauptgesims
am Hauptschiff, sowohl der Süd- als der
Nordseite, den Hauptnebenschifsen, am Un-
terchor, an der Abside des Hauptchors,
den zwei Absiden der Nebeuchöre und den
Absiden des Querschisfs, Nichts zu sagen
von den Thürmen. Da eine große Zahl

unserer Leser im Besitze des Buchs „die
ehemalige Benediktiner - Abtei - Kirche zum
hl. Vitus in Ellwangen" ist, so dürfen
wir hier wohl darauf Bezug nehmen und
besonders auf § 12 S. 33—35 und S. 43
mit Blatt 11 und 12 bezüglich des be-
gründenden Details verweisen; überdies
fügen wir hier in Fig. 33 das reichste

F'g. 33-

Stifts- (Pfarr-) Kirche in Ellwangen,
Hauptgcsims der Südseite des Mittctschiffs.

derselben, nämlich das Hauptgesims der
Südseite des Mittelschiffs (ohne Rund-
bogeufries) bei. In den verschiedenen
Gliedern dieser, an einem Bauwerk sich
findenden Gesimse sind die beiden, oben
geschilderten Eigenthümlichkeiten des roma-
nischen Hauptgesimses, Gebrauch der an-
tiken wie eigener Profil-Elemente und Nei-
gung zu eigenartiger Dekoration veran-
schaulicht. Wir finden da neben dem
charakteristischen Gesims Fig. 33 die unter-
schnittene Hängeplatte mit Wassernase, den
Karnies wie den Kehlleisten, die Kehle
und den Wulst. Das in Fig. 33 ge-
gebene Gesims ist 1,18 m, mit Einschluß
seines Ruudbogeufrieses 1,89 m hoch und
hat eine Ausladung von 0,44 m. Ebenso
charakteristisch ist das Hauptgesims der
Hauptchorabside: an der Umfassungsmauer
ein kräftig ausladender Rundstab, dann
eine nach auswärts geneigte Kehle, ein
noch weiter ausladendes Plättchen; daun
zwischen diesem und einer wiederum mehr
ausladenden Kehle, ein Zierglied, bestehend
aus über Eck stehendem, au der vorder»
Kante abgefasstem Zahnfries, abwechselnd
mit Rundstab, nach der Kehle ein Plätt-
chen, zuletzt Rundstab mit Platte.
 
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