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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 5
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Schwarz, Franz Joseph: Grammatik der kirchlichen Baukunst, [5]: Gurtgesimse
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0045

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Archiv für christliche Nunst.

Mrgan des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Run st.

tyerausgegeben und redigirt von Dr. Fr. g. Schwarz in Lllwangen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Runstvereins, für denselben: der Vorstand Dr. Fr. I. Schwarz.

5*

Erscheint monatlich einmal. Halbjührl. für M. 1. 35 durch die württemb. <M. 1. 20
im Stuttg. Bcstellbezirk), M. 1. 50 durch die bayerischen und die Reichspostanstaltcn,
Frcs. 2. 50 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden auch angenommen von
allen Buchhandlungen, sowie direkt von der Expedition des „Deutschen Bolksblatts" in
Stuttgart, Militärstr. 2E, zum Preise von M. 1. 35 halbjährlich.

Grammatik der kirchlichen
Baukunst.

Von Dr. Fr. I. Schwarz.
(Fortsetzung.)

E. Gurtgesimse.

Wenn ein Gebäude ans mehreren Stock-
werken besteht, so fordern dieselben Gründe
der Schönheit und Nützlichkeit, welche dem
Hauptgesims seine Entstehung gaben, auch
die Abschließnng jedes Stockwerks durch
ein Trennungsglied, welches sich, wie das
Hauptgesims als oberste Krönung über
der Umfassungsmauer, zwischen den Stock-
werken horizontal um die Seiten des Ge-
bäudes herumzieht, wie ein Band oder
Gürtel, daher es auch Gnrtgesims genannt
wird. Das Gurtgesims zwischen den Stock-
werken der Fig. 3 (oben S. 3 des „Ar-
chivs" 1885) möge das Gesagte veran-
schaulichen. Nicht bloß Profanbanten, son-
dern auch kirchliche Monumente können
ihrer bedürfen, besonders die Thürme, aber
auch Kirchengebäude, wie die Beispiele des
Doms von Speier und Trier, der Weft-
fa^ade der Kirche des ehemaligen Klosters
Zschillen (Wechselbnrg) u. a. zeigen, ob-
gleich bei ihnen von einer Eintheilung in
Stockwerke im eigentlichen Sinne des Wor-
tes nicht die Rede sein kann. Bei Thurm-
bauten, und Strebepfeilern gehören sie sogar
zu ben wesentlichen Elementen der künstleri-
schen Ausstattung mittelst lebhafter und
wirksamer Gliederung.

Aehnliche Ursachen haben dem Haupt-
wie dein Gurtgesimse das Entstehen gege-
ben. Daher ist es naturgemäß, daß sie
sich auch in der Bildung und Profilirung
sehr ähnlich sind. Das Gurtgesims wird
immer geringere Dimension und Ausladung
haben, weil es nur die geringere Wasser-
masse des auf die Wand eines einzigen
Stockwerks fallenden seitlichen Schlag-
regens abzuleiten, und in ästhetischer Be-

ziehung blos einen Theil, nicht aber die
ganze Umfassungsmauer zu krönen hat.
Daher können wir uns hier kurz fassen,
indem wir auf die Bemerkungen verweisen,
mit welchen wir die das Hauptgesims ver-
anschaulichenden Darstellungen in Nr. 3
des Archivs Fig. 29 — 41 begleitet haben.

In allen Stylarten besteht das Gnrt-
gesims ans einem oder mehreren, von der
untern Wand aus vortretenden Profil-
Elementen, welche mehr und mehr aus-
ladend zum zweiten Bestandtheil, dem' so-
genannten Wasserschlag überleiten und ihn
tragen. Das mögen zunächst zwei antike
Gnrtgesimse zeigen.

Fig. 48.

Römisches Gurtgesims vom
Colosseum in Rom.

In Fig. 48 sehen wir ein Plättchen,
dann weiter ausladend ein zweites ans der
Mauer treten. Daran schließt sich ein
wellenförmiges Profil in der Form des
Karnies, und zuletzt wieder ein Plättchen.
Diese zusammen machen den ersten Bestand-
theil des Gnrtgesimses ans. Der zweite
ist das Glied mit dem sogenannten Was-
serschlag, in unserm Falle eine etwas
ausladende Platte mit horizontaler Ober-
fläche, welche das herabtriefende Wasser
aufzunehmen hat.
 
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