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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 6
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Keppler, Paul Wilhelm von: Die Musterschule der monumentalen Malerei, [2]: die Vorgeschichte
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Restauration und malerischer Schmuck des Domes zu Eichstätt, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0065

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61

Anordnung der Malfelder ausklingen zu
lassen, in der Gewölbemalerei die Inten-
tionen des Baumeisters zu unterstützen,
die Gewölberippen in ihrer richtigen Stel-
lung durch die Farben hervorzuheben, die
von der Architektur geschaffenen, der Ma-
lerei überlassenen Räume auszunützen
und an größere Bildercyklen auszutheilen.
Diese seine Kompositionskunst und der
feine Sinn für den Zusammenklang von
Architektur und Malerei erheben Giotto
zum unübertroffenen Muster der monu-
mentalen Malerei. Wir kennen nun seine
Richtung und sind in den Stand gesetzt,
seine Werke selbst zu verstehen.

(Fortsetzung folgt.)

Restauration und malerischer
Scbmucf des Domes 311 Eichstätt.

(Schluß.)

Gin zweites Werk der bisherigen Re-
stauration sind die neu eingesetzten Glas-
senster. Zwei davon, die an den Schräg-
seiten des Chorpolygons liegen und auch
im Schiss der Kirche sichtbar sind, wurden
mit Gemälden geschmückt, die andern 4
erhielten nur lichtes Grisaille, wodurch
Altar und Wandgemälde sehr günstig be-
leuchtet werden, und für den Gottesdienst
und das Chorgebet noch hinreichendes Licht
vorhanden ist. Bild und dekorative Archi-
tektur füllen nicht das ganze Fenster aus,
sondern lassen die obern drei Felder leer,
die wiederum in Grisaille gehalten sind
und dadurch auch in einheitliche Verbin-
dung mit den Nebensenstern treten. Die
im Mosaikcharakter gehaltene Architektur
dient zur Umrahmung unb baldachinartigen
Ueberdachung der Bilder und gliedert sich
wie diese in die durch Pfosten und Eisen-
stangen gebildeten Fensterräume ein. Die
Bilder, in den statuarisch gehaltenen Haupt-
figuren 1,70 m hoch, in den Neben-
figuren verhältnißmäßig kleiner, sind mit
Schwarzloth etwas abschattirt, soweit es
die Deutlichkeit und Ausscheidung für den
Gesammtüberblick erfordert. Die Gewan-
dung vermeidet die harten eckigen Formen
und kleinen Theile der Spätgothik und
zeigt in ihrem leichten Fluße nicht die
kräftigen Linien, welche die markigen dicken
Bleizüge nachahmen. Im Uebrigen ganz
aus dem Boden der alten Technik stehend,

dürsten sie einem glücklichen Versuche glei-
chen, der einerseits die Fehler der eigent-
lichen perspektivischen Rundmalerei, wie
wir sie an vielen neueren Glasgemälden
seit der Wiederbelebung dieses Kunstzweiges
finden, vermeidet und andererseits über die
Mängel hinweg hebt, die den alten Glas-
gemälden in dieser Hinsicht anhaften. Die
Farben sind gut gewählt und vertheilt und
wirken durch ihre Wärme und Glut mäch-
tig und harmonisch. Bei sämmtlichen Fen-
stern kam nur Kathedralglas zur Verwen-
dung. Die Mittermeier'sche Anstalt für
Glasmalerei in Lauingen, in der die Glas-
fenster nach dem Entwürfe und Anweisun-
gen des vorgenannten Pfarrers S. Mutzl
gefertigt wurden, hat der Ausführung jede
Sorgfalt zugewendet und ein Werk gelie-
fert, das bei dem mäßigen Preise von
12 000 M. alle Anerkennung verdient.

Der Gegenstand der beiden Figuren-
fenster war dem Künstler durch die Um-
stände geboten. Mariä Himmelfahrt, Pa-
trocinium der Domkirche, und Christi Ver-
klärung als Gedenkfenster an den Mitbe-
gründer des Eichstätter Seminars und
Lycenms, Dr. Joseph Ernst, der als Dvm-
probst am 2. Fastensonntag 1869 seinem
großartigen Schaffen und Wirken durch
den Tod entrissen wurde. Ihm, dem un-
vergeßlichen Lehrer und Erzieher, wollten
die ehemaligen dankbaren Schüler und
Zöglinge ein dauerhaftes Denkmal ihrer
Verehrung setzen. Das Bild selbst ist
ansgefaßt in der Unterredung, die der ver-
klärte Heiland mit Moses und Elias
pflegte. Der Herr steht ans Wolken in
weißem Kleide mit hochernstem Antlitz, die
Rechte lehrend erhoben, die Linke sanft an
die Brust gelegt. Zur rechten Seite, das
Angesicht dem Messias zugewendet, steht
der große Gesetzgeber Moses, die Gesetzes-
tafeln, auf die sein Finger deutet, an die
Brust gelehnt; zur linken Seite Elias,
vor sich hinblickend, die Arme über der
Brust gekreuzt, in der einen Hand die
Schristrolle, in der andern das Schwert,
mit dem er im Feuereifer die Baalspriester
erschlug; beide Gestalten ans damascirtem
Hintergrund sind großartig und edel. In
den zwei folgenden Feldern abwärts sehen
wir die drei Apostel aus blumiger Au,
durch Blick und Haltung die Gefühle kund
gebend, die sie beim Anblick der Glorie
 
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