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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 6
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Restauration und malerischer Schmuck des Domes zu Eichstätt, [2]
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62

ihres Meisters erfüllen. In: untersten
Felde enthält der mittlere Theil ein deko-
ratives Spruchband mit der Widmung:
Josepho Ernst, Eccles. Cathedr. Prae-
posito, Semin. Episc. Rectori pergrati
alumni et discipuli; das rechte Oblon-
gum die portraitähnliche Figur des Ge-
feierten im Gebete knieend, das linke einen
Engel mit dem Wappen des bischöflichen
Seminars. Im andern polychromen Fen-
ster sehen wir in die Mandorla gezeichnet
die Himmelskönigin in feierlicher Würde
auf dem Halbmond stehend, die beiden
Arme mäßig ausgebreitet und betend bis
zur Schulterhöhe erhoben, den Blick nach
oben gewendet. Vier Engel umsäumen
schwebend die Mandorla und tragen, den
Blick auf ihre Königin gerichtet, Symbole
in den Händen, die in der lauretanischen
Litanei bezeichnet sind als: Thurm David's,
elfenbeinerner Thurm, goldenes Haus, vor-
treffliches Gefäß der Andacht, durch ein
Rauchfaß, dem Rauchwolken entsteigen,
versinnbildet. In den folgenden zwei Fen-
sterräumen gruppiren sich die 12 Apostel
um das leere Grab, dem Blumen entspros-
sen, theils in dasselbe schauend, theils die
ausdrucksvollen Köpfe voll Bewunderung
nach Oben gerichtet. Korrespondirend mit
dem Fenster der Evangelienseite begegnen
wir hier im untersten Felde drei Wappen:
dem Domkapitel'schen mit drei Löwen, dem
Freiherrn Leonrod'schen mit der Mitra und
Herzog Arenbergstchen mit dem Herzogs-
hute und der schönen Devise: Christus
protector meus.

Ein frommer hoher Geist spricht ans
den tiefdurchdachten farbenprächtigen Bil-
dern , die im durchscheinenden Lichte er-
strahlend verklärend auf die schmuckvollen
Räume des Presbyteriums wirken und
dem Dome zur hohen Zierde gereichen.

Lebhaftes Interesse erweckt die male-
rische Dekoration des Chores. Sie
wurde den: sehr begabten Kunstmaler

Geizes von F r e i b u r g über-
tragen, der im Verein mit dem Dekora-
tionsmaler Kl in gl von Mainz schon
wiederholt und zuletzt in der Bemalung
der St. Quintins-Kirche in Mainz stich-
haltige Proben von seinem tiefen Verständ-
niß der Monumental-Malerei gegeben, und
auch in der Polychromirung des Domchores
zu Eichstätt aufs Reue bewiesen hat, daß

die Wahl eine sehr glückliche war. Das
Bemalungsfeld war indeß auch sehr gün-
stig. Der Polygone Chorabschluß mit
seinen 6 schlanken, 10 m hohen und 2 m
breiten Fenstern ruft schon an sich durch
das schöne harmonische Verhältnis; seiner
Bauglieder eiu reizendes Spiel von Licht
und Schatten hervor. Dieses bauliche
Moment erhöht noch den Eindruck der
Dekoration, die überraschend wirkt, zu-
mal den Anforderungen, welche die Ar-
chitektur an ihre Schwesterkunst, die
Malerei stellt, vollkommen entsprochen ist.
Die Gewölberippen mit ihren vergoldeten
Plättchen und farbgesättigten Hohlkehlen
treten prägnant hervor und gehen nahe
dem Schlußstein in reichere dekorative
Ausstrahlung über. Den unteren Zwickeln
des Gurtwerkes entsprießen stilisirte Blatt-
und Laubornamente in reicher und ab-
wechselnder Motivirung und ranken sich
weit in die Gewölbefelder hinein, belebt
von symbolischen Vögeln, Pfau, Pelikan
re. und im mittleren Gewölbebogen des
Chorquadrates mit deu Symbolen der 4
Evangelisten. Ornamentähnlich reihen sich
die Wandgemälde an. Der Raum, den
sie schmücken und beleben, ist auf der Nord-
seite des Chores 16 m lang dem Triumph-
bogen zu, aus der Südseite reiht sich den
Polygonfenstern noch ein weiteres Chor-
senster an, das jedoch aus jeder Seite noch
eine Mauersläche von IV2 m übrig läßt,
die gleichfalls in den Bildercyklns mit ein-
bezogen ist, so daß derselbe auch aus dieser
Seite 16 m einnimmt. Durch ein breites
Ornamentband, das von den Ausläufen
der Gewölberippen herabläuft, ist dieser
Raum in 3 Flächen eingetheilt und bildet
so eine Fortsetzung der 3 Schildbogen, die
durch das Gewölbe gebildet werden. Die
altarähnliche Umrahmung der Bilder, die
in Baldachinkrönungen mit der Kreuzblume
ausläuft, steigt im mittleren Baldachin von
jedem der 3 Felder etwas höher und dient
einem statuarischen Heiligen zur Bedach-
ung. Jeder dieser Heiligen ist von zwei
historischen Bildern aus seinem Leben
slankirt. Das vom 6. Chorfenster durch-
brochene Feld jedoch zeigt an seinen Seiten
je eine statuarische Figur. Die Statnar-
figureu sind 2V2 m hoch, die Figuren der
Nebenbilder 2 m bis 2,10.

Die Gemäldegruppen der Travee auf
 
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