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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 8
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Keppler: Dr. Franz Joseph Schwarz †
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0083

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79

ligkeit unserer Liturgie entsprechende äußere
Darstellung des Kultus, und durch sie für
Belebung kirchlichen Sinnes und christlicher
Andacht, für sittliche Veredelung des christ-
lichen Volkes, das kann nicht ermessen
werden; aber beizufügeu ist, daß der gute
Einfluß dieses Organs noch nicht aufge-
hört hat, nicht auf unser Land und nicht
auf die Zeit seines Erscheinens beschränkt
blieb, sondern daß dasselbe noch heute in
ganz Deutschland sa auch in Frankreich
als bedeutendste Fundquelle gediegener Un-
terweisungen und schöner Muster geschätzt
ist. Es kann aber auch nicht verschwiegen
werden, daß die direkte aktive Betheiligung
am Unternehmen durch Abonnement und
Mitarbeiterschaft nie eine besonders eifrige
war. Die ganze gewaltige Arbeit mußte
fast ausschließlich durch die zwei Federn
der beiden Redakteure gethan werden. Und
erst als die Zeitschrift zu erscheinen auf-
gehört hatte, stieg sie in der Werthschätzuug
und im Preise.

In diese vierzehn Jahre angestrengtester
Redaktionsarbeit fällt aber zugleich die Ab-
fassung höchst bedeutender, zum Theil
epochemachender systematischer Schriften
zur Einführung ins Verständniß der kirch-
lichen Kunst. Die erste Vereinsgabe war
die „F o r m e n l e h r e d e s r o m a n i s ch e n
und gothifchen Baustils", Stuttg.
1855, in zweiter Auflage erschienen 1858;
diese Schrift fand reißenden Absatz und
ist jetzt gänzlich vergriffen; sie trug die
Kenntniß der so lange verkannten, so
schwer mißverstandenen Stile in weite
Kreise. Von ähnlich klärendem Erfolg
waren die ,,Studien über die Ge-
schichte des christlichen Altars"
begleitet (Stuttg. 1857), sowie das kleine
aber inhaltsreiche Schriftcheu: ^Bei-

träge zur Wiederbelebung der
m o n u m e n t a l e u Malerei" (Stuttg.
1860). Im Jahr 1867 wurde eine alte
Biblia pauperum aus der Lyceal-
bibliothek zu Konstanz mit Einleitung und
Roten edirt; ihr folgte eine für die Neu-
zeit und unser Volk berechnete Armen-
bibel mit 28 Bildern von Prof. Klein
(zweite Auflage, Freiburg 1884). Diesen
Schriftwerken reihten sich die wichtigen
Bauwerke der Kirchen in Geislingen itub
Göppingen an, deren Bedeutung in der
bis in Einzelnste harmonischen Durchfüh-

rung und namentlich in der Verbindung
von Wohlfeilheit und Sparsamkeit mit im-
ponirender architektonischer und ästhetischer
Wirkung liegt (vergl. „Kirchenschmuck"
1867 Bd. 22).

Die unruhigen siebziger Jahre sahen
das Organ des Vereins erlöschen und ihn
selbst an Haupt unb Gliedern erlahmen.
Rach außen hörte er zu existiren auf,
wenn auch die Leiter desselben für sich
ihre Thätigkeit fortfetzten; die meisten Mit-
glieder traten zurück, neue nicht bei; die
Vereinsmittel und die vielbeschäftigte Stel-
lung der Vorstände erlaubten keine Aus-
gabe einer Vereiusschrift mehr. Erst am
20. Oktober 1880 erfolgte auf einer
Generalversammlung tu Ulm die Wieder-
belebung des Vereins. Die Statuten wur-
den revidirt, die Ausgabe einer neuen Ver-
einsschrist beschlossen; Or. Schwarz trat
abermals an die Spitze. Das Jahr 1882
brachte das herrliche Werk: „Die ehemalige
Benediktiner-Abteikirche zum hl. Vitus in
Ellwaugen" von Dr. Franz Joseph Schwarz.
Mit dem Jahr 1883 lebte auch der „Kir-
chenschmuck" wieder auf in dem „Archiv
für christliche Kunst", dessen Redaktion
ebenfalls Schwarz auf seine Schultern
nahm; seinen gediegenen Arbeiten, nament-
lich über den christlichen Altar, ist es vor
allem zu danken, daß diese Zeitschrift über-
all so freudige Aufnahme fand.

Das ist ein schönes Wirken, in welches
diese knapp au einander gedrängten Daten
Einblick gewähren. Und doch liegt viel-
leicht in all' dem Gesagten nicht einmal
der eigentlichste Schwerpunkt der Wirksam-
keit des Seligen für die kirchliche Kunst.
Eine jedenfalls mehr unmittelbar eingrei-
fende, schöpferische und nmgestaltende Be-
deutung kam seiner privaten, in Begut-
achtung von Plänen und Beantwortung
von Anfragen bestehenden Thätigkeit zu.
Rach Tausenden zählen die Schriftstücke, in
welchen der Verewigte durch mehr als
25 Jahre hindurch ununterbrochen Fragen
aus allen Gebieten der kirchlichen Kunst
durch Rath, Belehrung, Warnung, wo
nöthig durch herbe Kritik und scharfe Ver-
dikte entscheiden half. Nicht bloß aus
Württemberg, auch aus anderen Ländern
pilgerte mau brieflich und persönlich zu
ihm, wenn man in solchen Angelegenheiten
eines Rathes und einer Hilfe bedurfte, und
 
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