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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 9
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Detzel, Heinrich: Aphorismen aus dem Gebiete der kirchlichen Symbolik und Ikonographie, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0098

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94

Schilderung der Hochzeit zu Kaua darauf,
den Heiland und neben ihm einige Misch-
krüge darzustellen. Wir sehen hieraus,
daß die altchristliche Kunst die biblischen
Szenen, mit welchen sie die heiligen Stät-
ten ihres Kultus schmückte, nicht um
ihrer selbst willen ausgeführt hat, nicht
also, um dieses oder jenes Ereigniß der
hl. Geschichte als solches zur Anschau-
ung zu bringen, vielmehr waren dieselben
immer nur die Hülle, unter der sich
für den Eingeweihten eine tiefere Idee
verbarg, nur Symbole und Typen der Ge-
heimlehren des Christenthums, den Heiden
unverständlich, den Katechnmenen eine Art
biblia pauperum, den Gläubigen aber
wie ein Buch, das zu immer wiederholtem
Lesen reizt, und in welchem man immer
neue Schönheiten und tiefere Gedanken
entdeckt.

Wenn man auch für die Behauptung,
daß die Furcht vor dem heidnischen Götzen-
dienst die typisch-symbolischen Knnstformen
bei den Christen eingeführt habe, keinen
Beweis beibringen kann, so sprechen doch
einzelne altchristliche Symbole für jene
Praxis der Urkirche, wornach die ersten
Christen grundsätzlich ihre Kultgeheimnisse
verschwiegen. Geleitet durch die Vorschrift
des Herrn, „das Heilige nicht den Hunden
zu geben und die Perlen nicht vor die
Schweine zu werfen" (Math. 7,6), waren
die Apostel für Verhüllung und Geheim-
haltung alles dessen, was bloß den Augen
des Glaubens offen lag, ängstlich besorgt
und auch einige ganz unzweideutige Zeug-
nisse aus der unmittelbar nachapostolischen
Zeit sprechen dafür. (Vergl. Näheres
darüber: Kraus, Real - Encyklop. der

christl. Alterthümer Freiburg 1882, Ar-
tikel: Arkandisziplin). Die Bemühungen
einiger gelehrten Protestanten, in diesen
ersten Spuren der „Geheimpraxis" ein
Institut zu erkennen, wohinter sich eine
nicht geringe Abweichung der altchristlichen
Kirche vom reinen evangelischen Glauben
verbergen soll, waren eitle Versuche. Ge-
rade diese altchristlichen Symbole, welche
mit der Arkandisziplin zusammenhängen,
— denken wir nur an das Symbol des
Fisches —• bezeugen aufs unzweideutigste
den Zusammenhang jener Lehre mit der
heutigen Lehre und Praxis der kathol.
Kirche.

Keine Person, wie gesagt, und kein
historisches Faktum sollte sich gleichsam
selber bieten, sollte in einer naturgetreuen
Kopie vor das Auge des Beschauers tre-
ten, sondern es sollte stets nur das ent-
sprechende Mittelbild geschaut werden. Selbst
antike Mythen wenn auch vereinzelt werden
als solche Mittelbilder angewendet, denken
wir nur an die Sage von Orpheus, des-
sen Bild mehr als einmal in den Kata-
komben vorkommt. Es waren aber be-
sonders auch die historischen Erzählungen
des alten Testaments, welche man als Vor-
bilder für die Begebenheiten des neuen
Bundes suchte und fand. Durchdrungen
von den Satzungen der neuen Lehre und
von den Erzählungen über das Leben,
Leiden und Sterben des Heilandes, suchte
man schon in der Kindheit des Christen-
thums mit frommem Eifer im alten Testa-
mente nach Vergleichsstellen sowohl als
nach Vorbilder-Nachrichten; ja man be-
mühte sich, einen völligen Parallelismus
zu schaffen, um darzuthun, daß das, was
im neuen Testamente als vollendete Wahr-
heit, als Thatsache erscheint, bereits in den
heiligen Schriften des alten Testamentes
vor- und sinnbildlich ausgedrückt ist. Be-
sonders ist es ja der hl. Apostel Paulus,
der an vielen Stellen (z. B. I. Cor. 10,11;
Röm. 4,23 u. s. w.) nachweist, daß der
alte Bund nur als ein Schatten um des
Christenthums willen da sei, daß das Ju-
denthnm verhülle, das Christenthum erfülle,
das eine die unfreie Magd Hagar sei, das
andere die freie Sara. Im gleichen Geiste
sind die Briese der Aposteljünger und
Schriften der Kirchenväter im ersten bis
zum fünften Jahrhundert, in denen wir
nach und nach eine reiche Fülle solcher
Beziehungen gesammelt finden. Auf die
Belegstellen näher einzugehen, um zu zeigen,
wie die Kirchenväter die Symbolik be-
handelten, wie sie das alte und neue Te-
stament zu gegenseitiger Erklärung und Er-
gänzung anpaßten, würde uns hier zu weit
führen. (Näheres bei Laib und Schwarz,
biblia paup. pag. 16 sf.). Nur eine
Stelle von Eusebius (Demonstr. evang.
lit. IV.) sei angeführt; er sagt: „Alle
Propheten, die Gesammtheit der alten
Schriftsteller, alle Revolutionen des poli-
tischen Staates, alle Gesetze, alle Ceremo-
nieu des alten Bundes leiten auf Christus
 
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