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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 9
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Detzel, Heinrich: Aphorismen aus dem Gebiete der kirchlichen Symbolik und Ikonographie, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0099

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95

hin, verkünden nur ihn, bilden nur ihn
vor. Er war in Adam der Vater der
Nachkommenschaft der Heiligen; unschuldig,
jungfräulich und ein Märtyrer in Abel;
ein Erneuerer der Welt in Noa, gesegnet
in Abraham, höchster Priester in Melchi-
sedech, freiwilliges Opfer in Jsak, Haupt
der Erwählten in Jakob, verkauft durch
seine Brüder in Joseph, auf der Reise
und flüchtig, mächtig in Werken und Ge-
setzgeber in Moses, leidend und verlassen
in Hiob, gehaßt und verfolgt in den mei-
sten Propheten, Sieger in David und König
der Völker; Friedenmacher in Salomon
und Einweiher des zweiten Tempels, be-
graben und wieder anserweckt in Jonas.
Die Gesetztafeln, das Manna der Wüste,
die Feuersäule, die eherne Schlange waren
Symbole seiner Gaben und seiner Herr-
lichkeit."

Es gibt kaum einen Erzvater, Pro-
pheten oder überhaupt eine hervorragende
Gestalt des alten Bundes, die nicht als
Sinn- und Vorbild des neuen Bundes ge-
deutet ist.

Wir haben schon hervorgehoben, welche
große Rolle die Symbolik in der Kunst
der ersten christlichen Jahrhunderte gespielt
hat. Aber erst mit dem beginnenden zwei-
ten Jahrtausend machen sich die christlichen
Künstler daran, diesen Schatz wieder zu
heben und ihn in Bild und Skulptur zur
Ausschmückung der Kirchen anzuwenden
und so Anregung zur Belehrung und An-
dacht zugleich zu geben. In den Verzie-
rungen der Portale, der Kapitale und
Friese der damaligen Kirchen und der
kirchlichen Geräthe, auf Stoffen für kirch-
lichen Gebrauch, in Miniaturen und mit
Vorliebe in den Gemälden der Fensterver-
glasungen wurden symbolische und typolo-
gische Darstellungen ausgenommen, theils
als einzelne Bilder, oft nur die Vorbilder
allein, theils in größeren Cyklen, in wel-
chen je Vor- und Nachbild sich entspre-
chen. Man blieb bei der einfach bildlichen
Darstellung nicht stehen, sondern gieng in-
sofern noch weiter, als man mit den Bil-
dern auch die prophetischen Worte des
alten Bundes verband, welche aus die Er-
füllung im neuen Bunde Hinweisen, gleich-
sam als erläuternde Bezugsstellen zu den
Texten des Evangeliums. Diese Znsam-
menstellungeu in Verbindung mit bildlichen

Darstellungen erreichen im 12. und 13.
Jahrhundert ihren Höhepunkt und wir
sehen sie bis ins 15. Jahrhundert hinein
mit Vorliebe besonders in jenen merkwür-
digen Bilderhandschriften behandelt, die
man mit dem allgemeinen Namen bib-
lia pauperum bezeichnet, in jenen für
die abendländischen Kirchen und unter den
Augen der Kirche gefertigten Maler- oder
Künstlerbüchern, welchen man mit Recht
in neuerer Zeit eine größere Aufmerksam-
keit geschenkt hat. Freilich sehen wir mit
dem Eintritte der spätmittelalterlichen Kunst
die strenge Symbolik, die ernste Typologie
wieder weichen, da das kirchliche Element
in der Kunst allmählich verleugnet und dem
Künstler, aber nicht zum Segen der wah-
ren christlichen Kunst, für seine Bilder-
beziehnngen ein freieres Feld gelassen wird.
Wohl finden wir sogar noch im 17.
und 18. Jahrhundert die Symbolik bei
Ausschmückung der Kirche verwendet, aber
es sind meistens nur Sinnbilder, nicht
in der hl. Schrift begründete Vorbilder,
die häufig von einem kurzen Motto beglei-
tet sind und im Großen und Ganzen mehr
Spielerei als kirchlichen Ernst zeigen.
Erst die letzten Decennien brachten in der
Anwendung der Symbolik und Typologie
bei Auszierung der Kirchen, ihrer Ge-
räthe u. s. w. wieder eine heilsame Reaktion.

In den Wandgemälden der neuen Kir-
chen, in den Glasgemälden der restaurirten
Münster, in den Tapeten und Teppichen
zum Schmucke der Altäre und Presbyte-
rien, selbst in den kirchlichen Büchern und
mannigfaltigen kirchlichen Geräthen erfah-
ren diese geistreichen und wirklich anregen-
den symbolischen und typologischen Bezieh-
nngen mit Recht wieder ihre passende Ver-
wendnng. Besonders war es in der neue-
ren Zeit der leider zu früh verstorbene
Prof. Joh. Klein in Wien (ch 18. Mai
1883), der mit Vorliebe und mit wahr-
haft christlicher Empfindung die typologi-
schen Darstellungen in seinen Cartons und
Entwürfen für Glasgemälde, Stickereien
u. s. w. in Anwendung ju bringen ver-
stand ; er bewegte sich ans diesem Gebiete
mit überraschender Gewandtheit und mit
umfassendem Wissen.

Wenn wir in weiteren Aufsätzen einige
Aufzählungen und Erklärungen von Sym-
bolen geben, so kann es sich hier um
 
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