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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 9
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Detzel, Heinrich: Aphorismen aus dem Gebiete der kirchlichen Symbolik und Ikonographie, [1]
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Kirchenuhren, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0100

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— 96

keine Vollständigkeit handeln; wir wol-
len hauptsächlich solche hervorheben, die
einerseits einer besondern Beliebtheit
schon in der altchristlichen Kunst sich er-
freuten, andererseits aber heute noch Ver-
wendung bei Dekorationen von Kirchen
finden können. Daß die Deutung der
Symbole keine willkürliche sein darf, leuch-
tet von selbst ein, denn sie sind nicht als
etwas bloß äußerlich Angenommenes an-
zusehen, sondern sind von Innen her-
aus, aus dem die Kirche leitenden Geiste,
aus ihren Anschauungen, ans dem Be-
dürfnisse ihres Kultus organisch gleich-
sam hervorgewachsen.

Airchenuhren.

Die Kirchenuhr, als eine rein mechanische
Beigabe zum Kirchthurm, deren Zweck es ist,
den: allgemeinen Getriebe des täglichen Lebens
Zeit und Stunde anzuweisen, erscheint zunächst
nicht als ein Gegenstand besonderer Aufmerk-
samkeit für Kleriker. Da indeß der Glockeu-
schlag vom Thurm ja auch für den Kirchen-
besuch, für dcu Begiuu des Gottesdienstes,
sowie für den Schulunterricht die gebietende
Stunde ankündigt, so darf die Kircheuuhr doch
den OrtSgeistlichen und Schulvorständen nicht
ganz gleichgittig sein. In den Klöstern des
Mittelalters war einer der Laienbrüder, ja
oft einer der Patres, welchen Pünktlichkeit
oder mechanisches Geschick dazu eignete,:, mit
der Besorgung der Kircheuuhr beauftragt;
und wenn anch heutzutage diese Obliegenheit
meist den: Mesner oder Amtsdiener zukommt,
wird doch sehr häufig bei einer Reparatur
oder Neuanschaffung der Kirchenuhr der Rath
des Ortspfarrers in Frage kommen, der ja
auch meistens für die dadurch entstehenden
Kosten mitverantwortlich ist. Es mögen
daher einige Winke über die in solchen
Fragen maßgebenden Grundsätze nicht unnütz
erscheinen.

Vor allem muß darauf hingewiesen werden,
daß der große Fortschritt, den unser Jahr-
hundert auf allen Gebieten der mechanischen
Industrie gemacht hat, auch in der Einrichtung
und Fabrikation der Zeitmesser eine große Um-
wälzung hervorgerufen hat. Eine auch nur
einigermaßen gute Taschenuhr darf heutzu-
tage kaum eine Minute Fehler per Monat
zeigen; eine Thurmuhr kann nicht mehr für-
gut gelten, wenn ste mehr als eine Minute
per Woche abweicht. Das sind Leistungen,
welche keine der vor 50 und selbst vor 30

Jahren gebauten Uhren aufweisen konnte.
Damit ist nun schon gesagt, daß im Allge-
meinen eine neue Uhr von der jetzt gebräuch-
lichen Einrichtung auch den besten älteren
Werken entschieden vorzuzieheu ist, was mau
bei etwaigen Anfragen über Reparatur wohl
zu beachten hat. Indeß ist ja für gewöhn-
liche Zwecke selbst eine Uhr noch brauchbar,
welche täglich eine volle Minute abweicht,
besonders wenn sie sorgfältig beobachtet und
wenigstens wöchentlich einmal genau richtig
gestellt wird. Auch macht oft die Ein-
richtung des Kirchthurms mit 3 oder 4 Ziffer-
blättern, die mau bcibehalten will, die An-
bringung eines Neuwerkes schwierig. Daun
n:::ß eben die Reparatur einem soliden Uhren-
macher oder erfahrenen Mechaniker (am besten
natürlich einen: Thurmuhrenmacher) über-
tragen werden.

Wo immer aber ein Sachverständiger ein
Kirchenuhrwerk für fehlerhaft konstruirt oder für-
gänzlich ausgelaufen erklärt, wird man gut
thun, eine Neuanschaffung tveitgehenden
Reparaturen vorzuziehen. Ein Blick auf die
Preisliste einer bewährten Großuhreufabrik
wird das sofort klar zeigen. Selbst bei guten,
älteren Werken, wenn sie fehlerhaft, oder die
Zapfen und Anker ausgelaufen sind, ist näm-
lich der Gangstörungen und der dadurch
uöthigen Flickereien gar kein Ende, während
die bessern neueren Werke, wenn regelmäßig
aufgezogen und gut geölt, selten Anlaß zu
Klagen geben und nicht leicht außer Ordnung
kommen. Dies beruht auf der weit besseren
Verzahnung der Laufräder, welche eben heut-
zutage mit genau arbeitenden Theilmaschinen
und aus hartem Material (Stahl, Hartmes-
sing und Bronze) gefräßt werden, während
die älteren Zahnräder fast ausschließlich aus
weichem Eisen hergestellt und von Hand ge-
feilt sind. Diese bessere Verzahnung erlaubt
kleinere Triebgewichte zu verwenden, besonders
da auch das Steigrad und der Anker theo-
retisch richtig konstruirt sind, und das an einer
Stahlfeder aufgehängte Pendel einen leichteren
Gang ermöglicht. So sind in den Erzeug-
nissen der besseren Großuhrenfabriken uns
heutzutage zu verhältnißmäßig billigen Preisen
zuverlässige Zeitmesser geboten, in deren
mechanischer Konstruktion die so schädliche
Zahnreibung und die Gangsehler der ältern
Werke möglichst vermieden sind. Wir haben
uns, vielfachen Anfragen zufolge, nach den
empfehlenswertesten Fabrikaten umgesehen
und wollen in der nächsten Nummer weiter
über dieselben berichten.

(Fortsetzung folgt.)

Stuttgart, Buchdruckcrci der Akt.-Ges. »Deutsches Volksblatt".
 
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