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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 10
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Kirchenuhren, [2]
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0108

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104

werk; Besetzung der Zapfenlager mit Stei-
nen; Beleuchtung mittelst transparenter
Zifferblätter k. . . . womit die Firma auch
den weitgehendsten Ansprüchen zu genügen
im Stande ist. Uebrigens sind selbst ihre
Werke mittlerer Qualität an Genauigkeit des
Ganges vorzüglich zu nennen und den besten
Regulatoren vergleichbar, indem die mittlere
wöchentliche Abweichung kaum 15 Sekunden
beträgt!

Um nun auch über den Preis dieser Uhren
für etwaige Neuanschaffung einige Anhalts-
punkte zu geben, sei bemerkt, daß die Kosten
sich wesentlich nach der Schlagweise und
Schwere der Glocken bestimmen. Wir fügen
einige Zahlen bei:

Mod I., Nr. 4 des Katalogs 1882:

Uhren mit 1 Glocke bis zu 10 Zentner
Gewicht, Stunden- und Halbstnndenschlag
und Repetition A 670 Mk., B 860 Mk.

Mod. II., Nr. 4:

Uhren mit 2 bis 3 Glocken bis zu 10
Zentner, Stunden einfach, Viertelstunden
doppelt schlagend A 930 Mk., B 1250 Mk.

(A bedeutet die erste Qualität mit Rädern
aus Hartbrouze, B die zweite Qualität mit
Rädern aus Gußeisen.)

lieber weiteres Detail müssen Interessen-
ten an die Firma: „Ungerer Fröres ,Nach-
solger von Schwilguo, Tucherstubgasse 13,
Straßburg, Elsaß" und deren reichhaltigen
Katalog verwiesen werden. Wir fügen noch
bei, daß auch ihr Vertreter, Herr Krauß-
Hetteubach in Stuttgart, Eberhardsstraße 63,
tvelcher die Einführung und Ausstellung zahl-
reicher Werke der genannten Firma vermittelt
hat, jederzeit gerne weitere Auskunft darüber
ertheilt.

(Fortsetzung folgt.)

Literatur.

Die Bildwerke an der Erzthüre dits
Augsburger Doms. Von vr. phii.
Johannes Merz, Repetent in Tübingen.
Mit 2 Tafeln. Stuttgart, 1835. Stein-
kopf. 52 S. M. 1,60.

Die verhältnißmäßig reiche Literatur, welche
sich bereits mit dem hier neu behaudelteu Gegeu-
stnude befaßt lEinzelarbeiten von Allioli, Her-
berger, Alaier, Karch, dazu die betreffeudeu Ab-
schnitte in den Werken von Kugler, Förster,
Schnaase, Lübke, Sighart, ueuestens Bode), beweist,
daß derselbe groß ist au Interesse und Bedeutung
für die Kunstgeschichte, wie auch schwierig dem
Verständnis;. Es handelt sich um eines der wichtig-
steu Werke, welche uns auf diesem Gebiete die

Kunst des frühen deutschen Mittelalters hinterlassen
hat, um Bildwerke, tvelche um so mehr eine
Deutung und Erklärung verlangen, je räthselhafter
sie im einzelnen und im ganzen sich darstellen. —
Die Erzthürc an der Südseite des Augsburger
Domes stammt aus dem 11. Jahrhundert, uäher-
hiu, wie Merz mit ziemlicher Sicherheit darthut,
aus der Regieruugszeit des Bischofs Heinrich II.
1 <>47 — 63, d. h. nicht die Thüre in ihrem jetzigen
Zustand ist so alten Datums, wohl aber ihr
Schmuck, die 35 Erztafeln, aus denen sie besteht,
während ihre gegenwärtige Zusammensetzung, wie
ihr Standort wohl von dein Umbau des Domes
in der gothischen Periode herdatirt. Dabei muß
aber die jetzige Thüre ans den Resten zweier
gleicher Thüren znsammengefügt worden sein;
so nämlich findet die willkürliche Anordnung, oder
vielmehr sichtliche Unordnung in der Gruppirung
der Tafeln und besonders das doppelte Vorhanden-
sein mancher derselben im Zusammenhalt mit
einzelnen historischen Notizen eine verständige und
einfache Erklärung. — Darf soviel als ziemlich
sicheres Resultat der historischen und knnsthistori-
schen Untersuchung zu betrachten sein, so glauben
wir, daß die Erklärung der Bilder, um welche
sich M. ganz vorzüglich bemüht, noch nicht in
allweg sicher ist. Darin scheint uns M. richtig
gesehen haben, daß die dargestellten Scenen
und Eiuzelfiguren alle, wie es ja bei manchen
sofort in die Augen springt, auf dem Boden der
hl. Schrift stehen und unter diesem Gesichtspunkte
zu deuten sind. Auch das dünkt uns dem Geist
der romanischen Zeit und Kunst wohl entsprechend,
die einzelnen biblischen Bilder in typologischer
Weise denselben großen Gedanken anssprechen
und ausprägen zu lassen. Als solchen findet der
B. im Unterschied von den früheren Deutungen
die Darstellung und Verherrlichung der Kirche
als Stiftung Christi und als Heilsanstalt, und er
beurüht sich, diese Idee quellenmäßig nachznwei-
seu. — Die Erklärung der einzelnen Bckder be-
treffend ivill vor allem die Deutung von Tafel
26/30 und 33/34 Bedenken erregen, schon deßhalb,
weil hier, nicht wie sonst, Personen der alttesta-
meuttichen Geschichte, sondern Verbildlichungen
von Bibelsprüchen des N. T. gesunden werben
wollen; zudem erscheint diese Erklärung nicht sehr
naheliegend, sondern eben durch den Mangel einer
anderen erzwungen. Bezüglich der schreitenden
Frau ist es schwer, diesen Mangel zu decken, der
tranbenessende 'Dicum aber dürfte doch wohl mit
Förster als Noe zu betrachten sein. Auch die
für Nro 20 gegebene Erklärung will nicht recht
einleuchten; Nro. 17 macht doch unmittelbar den
Eindruck eines Kampfes mit Schlangen, wie sie
Allioli deutet, und Nro. 14 wird lvegen der
Krone, wenn nicht Josna, so auch nicht Judas
Makkabäus darstellen können. So glauben mit
denn, daß die fleißige Arbeit die Räthsel der
Augsburger Erzthüre noch nicht vollständig und
endgiltig tost, wohl aber ivieder einen wichtigen
Schritt z>l diesem Ziele darstellt und empfehlen
sie der Beachtung aller Freunde heimatlicher Kunst.

Tübingen. A. Gaupp.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. »Deutsches Votksbtatl".
 
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