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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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Nr. 2
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Keppler, Paul Wilhelm von: Die Musterschule der monumentalen Malerei, [10]
DOI article:
Mechanisches über Kirchenglocken, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0026

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22

sitzen in seinem Beirath die Apostel, Evan-
gelisten und Propheten: sie waren seine
Berather und ihre Schriften die Quellen
seiner Weisheit. In seiner Gesellschaft
sind die königlichen Jungfrauen der welt-
lichen Wissenschaften und deren erste Mei-
ster: er kennt sie und hat ihre Forschun-
gen sich zu Nutzen gemacht; die theologi-
schen Wissenschaften mit ihren Matadoren
sind seine Vertrauten und Freunde gewesen
während seines ganzen Lebens. Die cen-
trale, gegen die Vergangenheit hin ab-
schließende , aus der geistigen Rechnung
der Menschheit die Summe ziehende, nach
der Zukunft hin bahnbrechende Erscheinung
des Heiligen: das war die dem Maler
oder seinem Inspirator vorschwebende Idee.

Das Bild mit seinem ruhig harmonischen
Aufbau, seiner einfachen und doch des
Schwunges nicht entbehrenden Anordnung,
seiner lieblichen Abwechslung zwischen den
kraftvoll energischen männlichen und den
mit holdem Liebreiz umflossenen weiblichen
Gestalten ist eine wahre Perle mittelalter-
licher Kunst. Es ist nicht mit Vasari

dem Taddeo Gaddi zuzuschreiben, sondern
zweifellos der sienesischen Schule.

(Fortsetzung folgt.)

Mechanisches über Airchenglocken.

I.

Es ist eine wohl sehr unangenehme,
doch leider häufig sich wiederholende Er-
fahrung, daß das Kirchengeläute mit den
vielen Objekten, die drum und dran hän-
gen, ein Gegenstand fortwährender Sorge
und Verantwortung für Kirchenvorstände
ist und nur zu oft zu lästigen Klagen
und kostspieligen Reparaturen Anlaß gibt.
Ganz abgesehen von den Beschädigungen
der Glocken selbst, durch Zerspringen rc.,
verursacht schon allein die Aufhängung
derselben, die Einrichtung von Glockenstuhl,
Achse und Klöppel, wenn fehlerhaft, fort-
währende Störungen im Läuten, sowie
schwachen und unreinen Ton des Geläutes.
Vielfache an uns ergangene Anfragen in
dieser Beziehung haben uns veranlaßt,
einen Sachverständigen um belehrende Mit-
theilungen über die am häufigsten vorkom-
menden Mängel in der Mechanik der Kir-
cheuglocken sowie über geeignete Abhilfe

derselben anzugehen. Wir geben im Fol-
genden den Bericht unseres Mitarbeiters.

Die mechanischen Elemente, auf welchen
— abgesehen von der Qualität der Glocken
selbst — hauptsächlich die Leistungen eines
Kirchengeläutes beruhen, sind folgende:
Glockenstuhl, Achsenanfhängung, Klöppel,
Läutstange und richtiges Läuten. Jedes
dieser Elemente ist wichtig genug, die Güte
oder Unbrauchbarkeit eines Geläutes zu
entscheiden — bemt von jeder mechanischen
Einrichtung gilt ja der Satz, daß das
Ganze so stark ist, als sein schwächster
Theil.

Die alten Glockenstühle aus gesundem,
ausgetrocknetem Eichen- oder Tannenholz
sind, wie überhaupt die früheren Holz-
konstruktionen, fast ausnahmslos solid ge-
baut. Reparaturen kommen bei denselben
nur etwa daun vor, wenn einzelne wurm-
stichig oder sonst schadhaft gewordene Bal-
ken durch neue zu ersetzen sind, oder wenn
das ganze Gestühl, weil das Gefüge etwas
los geworden ist, gegen das Mitschwingen
versteift werden muß. Letzteres kann durch
Einsetzen von ein paar eichenen Querrippen,
manchmal auck durch Anwendung eiserner
Zugstangen, welche mittelst Eisenplättchen
und Schrauben angezogen werden, leicht
genug geschehen. Ist aber ein älterer
Glockenstuhl nur wenigstens richtig aufge-
baut: d. h. so, daß er frei auf seiner
Grundlage steht, ohne die Thurmwände zu
berühren, und sind die Glocken tief genug
gehängt, um das Gebälk nicht zu sehr zu
erschüttern, so empfiehlt es sich, die alte
Einrichtung beizubehalten, oder, wenn
nöthig, einen neuen Glockenstuhl ganz nach
dem Muster des alten herzustellen. Denn
das vor Alters übliche massive Holzwerk
trägt wesentlich dazu bei, den Ton der
Glocken ungeschwächt, in reinem Wohllaut
an die Luft zu übertragen. Eiserne Glocken-
stühle den älteren hölzernen vorzuziehen,
ist aus vielen Gründen nicht rathsam. Ein-
mal haben wir über die Dauerhaftigkeit
des Eisens bis jetzt nur eine kurze Er-
fahrung, und wir müssen auf Grund der
in der Maschinentechnik gemachten Beob-
achtungen fürchten, daß die fortwährenden
Erschütterungen durch das Läuten die
Struktur des Eisens zerstören und seine
Haltbarkeit bedenklich in Frage stellen müs-
sen. Jedenfalls aber fchadet die Starrig-
 
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