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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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Nr. 3
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Keppler, Paul Wilhelm von: Die Musterschule der monumentalen Malerei, [11]
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Mechanisches über Kirchenglocken, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0035

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31

ergreifender Größe auch die Art und Weise,
wie der Künstler diese Ideen ansspricht.
Er thnt es durch den Machtsprnch der
Kontraste; gerade in der Nebeneinander -
stellnng der stärksten Gegensätze liegt das
Geheimniß der Gewalt über das Menschen-
herz, welche dem Bilde innewohnt: Hier
sehen wir das Leben unmittelbar neben
dem Tode, heiteres Lachen und Scherzen
neben modernder Fäulnis;, — einen glän-
zenden Fürstenzug vor verwesenden Für-
stenleichnamen , — den Lebensüberdruß
dem Leben erhalten, die Lebenslust jäh
dem Tod zur Beute fallend, Schauder
vor dem Tode und seliger Friede, der von
Todesfurcht nichts weiß, — endlich droben in
den Lüften Seelen in den Armen der
Schutzengel dem Himmel znfliegend und
Seelen in den Krallen der Teufel zur
Hölle befördert.

Die Komposition ist allegorisch; das ist
aber eine Art Allegorie, welche der Gemein-
verständlichkeit und Klarheit alle Rechnung
trägt. Die allegorische Idee hat hier in
Wahrheit Gestalt angenommen und geht
unmittelbar durch das Auge in die Seele
ein. Solche Allegorie zu pflegen, wird die
Sorge der christlichen Kunst zu allen Zei-
ten sein müssen; von ihr kann auch nicht
gesagt werden, daß „die Allegorie der Tod
der monumentalen Malerei" sei, eine Be-
hauptung, die jüngst in einer Besprechung
der polychromen Ausstattung des Kaiser-
domes zu Frankfurt zu lesen war (Hist.-
polit. Bl., Bd. 94, 1884, Heft 7).

Hettner hat in die Erklärung dieses
Bildes, ähnlich wie in die Deutung des
Dominikanerbildes in der Capella Spag- •
noli, einen neuen Gedanken einsühren
wollen, welchen Woltmann in seiner neue-
sten Geschichte der monumentalen Malerei,
wie mich bedünkt vorschnell, ausgenommen
hat. Die Gruppe unter dem Laubdach ist
nach ihm nicht Repräsentantin des heiteren
Weltlebens, sondern der ans der Ueber-
windung der Sünde quellenden inneren
Herzensfreude und Seelenruhe. Wir hal-
ten diese Deutung für ebenso unberechtigt
und erkünstelt, wie die der analogen Scene
in der spanischen Kapelle. Wenn Wolt-
mann erklärend beifügt, daß dem Künstler
das seine gesellige Leben der vornehmen
Kreise habe die Modelle liefern müssen für
Schilderung des Daseins der Gottseligen,

so hat er hiemit selbst aufs Deutlichste ans
die Unwahrscheinlichkeit der ganzen Er-
klärung hingewiesen. D a suchte das Mit-
telalter sicher nicht die Modelle für Schil-
derung des Friedens der Gottseligen, son-
dern, wie auch unser Meister thnt, in den
Klöstern. (Fortsetzung folgt.)

Mechanisches über Airchenglocken.

II.

Viel wichtiger und einflußreicher für jedes
Geläute, als man häufig zu glauben scheint,
ist auch die Einrichtung des Klöppels. Kraft
und Reinheit des Tons nicht bloß, son-
dern auch die Dauer der Glocken hängt
zum großen Theil davon ab. Ein zu
schwerer Klöppel verstärkt nicht den Ton
der Glocke, sonder setzt letztere dem Zer-
springen ans, und man wird gut thnn, die
Schwere des Klöppels etwa 2dU °/o vom
Gewicht der Glocke nicht überschreiten zu
lassen. Dann muß der Klöppel in einer
ganz bestimmten Linie, am sogenannten
Schlagring, wo die Glocke am stärksten ist,
anschlagen. Schlägt er höher oder niederer
an, so trifft er schwächere Schichten des
Glockenmantels und setzt denselben dem
Zerspringen aus. Daher ist weder die
Form noch die Aufhängung des Klöppels
eine gleichgiltige Sache. Der Bügel A,

woran der Klöppel hängt (siehe Holz-
schnitt), soll parallel der Achse lausen,
damit der am besten mittelst eines Zug-
 
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