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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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Nr. 3
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Zimmerle, Karl: Die St. Michaelskapelle in Mergentheim, [1]: Geschichte der Kapelle
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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0040

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36

Deutschmeister Walther von Krouberg aus, der
iu Mergentheim seine Residenz aufgeschlagen hatte.
Die Seuche veranlaßte den Fürsten selbst eine
zeitlaug die Stadt zu verlassen und nach Box-
berg zu gehen.

Der neue Gottesacker war mit einem
Zaun eingefaßt und mit einem Kreuz geschmückt.
1601 vermachte eine Wittwe Margaretha Haugen
20 sl., damit aus deren Zinsen das Kruzifixbild
auf den: Gottesacker erhalten werde, das ihre
Eltern daselbst hätten aufrichten lassen. H Schon
1577 wurde der neu angelegte Gottesacker um
einen Acker erweitert, den die Stadtgemeiude
von der Herrschaft um einen anderen Acker
Waldung eintauschte, welchen ein Bürger Lienhart
Nagel dazu hcrgegeben hatte.* 2) Im folgenden
Jahr wurde au Stelle des Zauns die Aufführung
einer Mauer von 12 Schuh Höhe und 21k
Schuh Dicke, mit einem Ziegeldach eiugedeckt,
um 75 fl. in Akkord gegeben. Fernere Er-
weiterungen erlitt der Friedhof 1782, wo die
Stadtgemeinde von der Ordeusherrschaft 2 Morgen
Acker gegen 1LZ Morgen Mühlwiesen am Wöhr
enttäuschte; 1837, wo sie 16 a 33 qm Acker
um 677 sl. von 3 Bürgern zusammenkauften;
1878, wo sie für 18 a 68 qm Acker an Kauf-
mann Maas 1200 M. bezahlte.

Die erste Spur einer Kapelle aus
dem Gottesacker sindet sich in dem eben
genannten Testament der We. des Heinrich
Hangen sen., Margaretha vom Jahre 1601.
Sie bestimmt Nro. 6: „sechs Gulden zu der
Kapellen S. Michaelis ans dem Gottesacker".
In jener Zeit führte die Herrschaft im Gebiet
des Deutschordens Erzherzog Maximilian 1.
von Oesterreich. Sein Statthalter in Mer-
gentheim war Marquart Freiherr von
Eck, zugleich Generalvikar des Ordens, an
dessen Namen sich mehrere Bauten jener
Zeit knüpfen. Derselbe ließ 1606/7 an der
Nordseite der Stadtpsarrkirche über der Sakri-
stei die nach ihm noch jetzt benannte Ecksche
Kapelle Herstellen, die er auch mit Stiftungen
begabte, und in Stnppach die Pfarrkirche
erbauen. Er wird auch als Erbauer der
Michaelskapelle bezeichnet, allein die Inschrift
ans der Predella des Hochaltars der Kapelle
besagt nur: „Anno Domini 1609 hat der Hoch-
würdige und Wohlgeborene Herr Marquart
Freiherr zu Eck unb Hungersbach Deutsch-
ordensritter Gott und den: hl. Erzengel
Michael zu Ehren diesen Altar machen
lassen." Eine Vergleichung der drei ge-
nannten Kirchenbauteil zeigt auf beit ersten
Blick, daß sie einem und demselben tüchtigen
und originellen Architekten ihr Dasein ver-
danken, welcher sich im Dienste des Ordens
befand (denn auch im Schloß wurde eine
neue, die sog. Maximilianische Kapelle ge-

Z Akten des Staats-Archivs.

2J Ebendaselbst.

baut). Leider ist von ihm bisher keine Spur
des Namens entdeckt worden.

Der Bauzeit der Kapelle näher führen
Aufzeichnungen, welche von der Hand des
Stadtpfarrers Michael Faber in der Pfarr-
Registratur als Anhang des ältesten Taus-
registers vorhanden sind. Faber hat einen
anrüchigen Namen. Er ist nämlich derjenige
Pfarrer, der 1628 — 1634 sein Amt verwaltete,
unter der Schwedischen Herrschaft in der
Stadt vom katholischen Glauben 1633 absiel
und mit den Schweden die Stadt verließ,
und zwar sie erst verließ, nachdem er das
ganze Pfarrarchiv zuvor den Flammen über-
geben hatte! Er schrieb unter dem Titel
»quaedam notatu digna« einige in der That
wissenswerthe Dinge zusammen. Darunter
befinden sich S. 6 genaue Notizen über jene
hl. Akte, die 1607 Weihbischos Eucharius
Sang von Würzbnrg vom 18.—25. November
hier vornahm. Darnach wurden konsekrirt:
am 18. der Altar in der Kapelle Maximilians
im Schloß; am 19. in der Stadtpfarrkirche
3 Altäre: der Hochaltar zu Ehren des hl.
Johannes B.; ein Altar in der Sakristei zu
Ehren der hl. Katharina und einer in der
von Eck erbauten Kapelle zu Ehren St.
Georg und Elisabeth. Am 20. November
wurde konsekrirt der Hochaltar in der Schloß-
kirche zu Ehren der sel. Jungfrau und rekon-
zilirt die Schloß-, Hospital- und Wolfgangs-
kirche. Am 21. November fand die Konse-
kration der Kirche und des Hochaltars in
Stupach zu Ehren der hl. Jungfrau, St.
Michael und Elisabeth statt. Am 22. No-
vember wurden 4 Altäre der Burg konsekrirt:
1) zu Ehren des hl. Kreuzes; 2) zu Ehren
St. Georg; 3) zu Ehren St. Elisabeth;
4) zu Ehren St. Anna. Am 23. November
wurden konsekrirt 4 Altäre bei den Domini-
kanern, am 24. der Altar von St. Wolsgang,
am 2 5. November der Gottesacker
außer den Stadtmauern zu Ehren
St. Georg und St. Elisabeths)

_ (Fortsetzung folgt.)

3) Obige Daten dienen zur Ergänzung der
Miltheilungen, welche Domkapitular Di-. Steiuiu-
ger in seiner Geschichte der Würzburger Weih-
bischöfe im 18. Baud des Archivs des historischen
Vereins von Uuterfrauken über den Weihbischof
Eucharius Saug gemacht hat. Fürstbischof Julius
hatte sich iu dem geuauuteu Mann einen überaus
thätigeu Weihbischof am 8. September 1597 selber
geweiht, der seines Amtes unverdrossen bis zum
Tode, 11. März 1620, waltete. Eine Aufklärung
über die iin Gottesacker Mergentheim 1607 und
1609 vorgeuommenen Akte konnte leider nicht er-
zielt werden. Den Herren Geueralvikar Kähler,
Professor Dr. Kihn und Pfarrer N. Maier in Würz-
burg danke ich geziemendst für ihre Bemühungen.

Stuttgart, Buchdrnckcrci der Akt. Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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