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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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Nr. 5
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Prill, Joseph: Grammatik der kirchlichen Baukunst, [8]: Grundriß
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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0051

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47

Fig. 62.

Fig. 68.

Fig. 64.

zu haben, wurde nun die Kreislinie ganz
unterbrochen und ein besonderer Chorranm
ein gefügt.

b) Aufs engste mit der runden Grund-
form verwandt ist die vieleckige, zu-
meist achteckige, bei welcher die Um-
fassungsmauer , statt einer steten
Kreislinie zn folgen, aus einer An-
zahl von geradlinigen, im Kreis
herumgestellten Stücken besteht. Die
achteckige Form stellt sich auch zu-
weilen als eine Abstumpfung des
Vierecks dar (Fig. 62), wie in 3.

Lorenzo in Mailand.

Mehr als die vollkommen runde
lnd die vieleckige Form zu reicherer
Entwicklung ein und wurde daher den
großartigeren byzantinischen Bauten
öfter zu Grunde gelegt. Die nächste
Ausbildung war wieder die Um-
schließung mit einem Umgänge (Fig.

63 und 64). Ersteres Schema be-
zieht sich aus flachgedeckte Bauten, ...I I .
wie die reizende Taufkapelle beim X > < V

Lateran in Rom, sowie auf Kuppel-
bauten, deren Umgang mit ein-
fachen Tonnenge-
wölben bedeckt ist,
deren, einzelne Ab-
teilungen in stum-
pfen Winkeln in den
Diagonalen zusam-
mentreffen. Fig. 64
stellt ein anderes
System dar, wo-
nach sich an die Acht-
eckseiten des Mittel-
baues quadratische
Gewölbe anschlie-
ßeu, während die
dazwischen freiblei-
benden Ecken ein
dreieckiges Gewölbe
erhalten. Diese An-
lage führt dann
zur weiteren Ein-
theilung der äußern
Mauer in 16 Sei-
ten wie am Mün-
ster zu Aachen.

Das Schema Figur 63 tritt uns in
höchst anziehender Ausbildung in S. Vi-
tale in Ravenna (erbaut 526—547)
entgegen (Fig. 65). Um den hohen acht-

Fig. 65. 8. Vitale zu Ravenna. (Hübsch, XXI, 2.)

eckigen Kuppelbau schlingt sich ein zwei-
stöckiger Umgang, welcher mit Tonnen-
gewölben bedeckt ist, in die von allen Bo-
genöffnungen und von derMauer her Stich-
kappen einschueiden. (Unter Ton-
nengewölbe versteht man eine Wöl-
bung, welche quer durchgeschnitten
einen Halbkreis gibt, während sie der
Länge nach durchschnitten gerade
Linien aufweist, also die Gestalt
einer der Länge nach halbgetheil-
ten Tonne oder Röhre hat. Stich-
kappen dagegen sind kleinere Ton-
nengewölbe oder Theile eines sol-
chen, welche von der Seite her in
eine größere Wölbung einschnei-
den.) Das innere Achteck er-
scheint erweitert durch die zwischen
den mächtigen Pfeilern angeord-
neten absidenartigen Nischen, die

sich mit einer Säulenstellnng nach
dem unteren und oberen Umgang
öffnen. Nur die östliche Achteck-
scite hat eine solche Nische nicht,

sondern hier schiebt sich wieder ein
quadratischer, mit Kuppelgewölbe
überdeckter und mit
einer Absis geschlos-
sener hoher Chor-
raum ein, welcher,

obschon der mächti-
gen Kuppel gegen-
über untergeordnet,
doch die Hauptrich-
tung der Kirche im-
merhin klar genug
ausspricht. Wir ge-
ben noch in Fig. 66
die äußere Ansicht
dieses Baues vou
Südosten her, mit
dem Blick auf die im
Innern halbrunde,
im Aeußern eckige
Absis, dem drei-
getheilten Fenster
des Chorquadrats
darüber u. s. w.
Der hohe Thurm
im Hintergründe ist
der eine Treppenthnrm der sich schief der
Kirche vorlegenden Vorhalle.

c) Das griechische Kreuz mit vier gleich-
langen Armen (Fig. 67) ist die einfachste
 
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