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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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Nr. 7
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Prill, Joseph: Grammatik der kirchlichen Baukunst, [10]: Grundriß
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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0070

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zum Ganzen, bedingt seine Eintheilnng und
Form und wird von ihr bedingt. Dazu
sind die Durchblicke durch die
größeren Zwischenräume freier,
und die Uebersicht in Folge hier-
von und in Folge der genau
nach den Verhältnissen des gan-
zen Raumes abgewogenen Ab-
messung der einzelnen Ent-
fernungen, leichter und befrie-
digender.

Welche Vollendung die Grnnd-
rißanlage zu erreichen fähig
ist, beweist z. B. der Plan des
Kölner Doms (Fig. 80). Da
ist die Mauer fast ganz ver-
schwunden , nur die reichge-
gliederten inneren Pfeiler, so-
wie die mächtigen quergestellten,
äußeren Mauerpfeiler sind noch
übrig. Die Haupthallen bilden Fig. 79.
ein großes Kreuz, dem Langschiff legen
sich zu beiden Seiten je zwei Neben-
schiffe an, wie in den größten der alt-
christlichen Basiliken, und vereinigen
sich mit ihm zu einer Halle von ge-
waltiger Ausdehnung; diese Neben-
schiffe begleiten auch den langgestreck-
ten Chor und schlingen sich um die offene
Absiö herum, so jedoch, daß das äußere
Seitenschiff in einen Kranz von Kapel-
len übergeht. Auch das Kreuzschisf hat
Seitenhallen, aber nur einfache. Im We-
sten bildet das Innere der beiden mächti-
gen Thürme mit dem zwischenliegen-
den Raum eine großartige Vorhalle.

Zwischen diesen reichsten Kathedral-
anlagen und der in Fig. 79 gezeigten
einfachen dreischisfigen Kirche gibt es nun
ungezählte Zwischenstufen: dreischiffige
Anlage mit einfachem Querschiff, mit
einem oder zwei Thürmen und mit ein-
fachem Chor; ebensolche Anlage mit
drei Chören, ähnlich der Fig. 75, oder
mit einfachem Umgang oder Kapellen-
kranz, oder mit Umgang und Kapellen-
kranz in mannigfacher Ausbildung.

Die Absiden sind im gothischen Stil
immer vieleckig, bei einfacheren Bauten
meist aus drei Seiten des regelmäßigen
Achtecks, bei reicheren meist aus fünf
des Zehnecks oder sieben des Zwölf-
ecks. Um die Vierung schließen sich bei

einfachen Seitenschiffen in manchen Fällen

noch Kapellen in den Winkeln an, zuweilen
endigen auch die Krenzflügel in Absiden.

Das Langhaus hat mitunter
noch Kapellenreihen neben den
Seitenschiffen, in einzelnen Fäl-
len selbst bei fünfschiffiger An-
lage, die Kathedrale von Ant-
werpen hat gar ein sieben-
schiffiges Langhaus. Ander-
seits fehlen bei einfachen Kirchen
manchmal die Seitenschiffe ganz,
die Kirche ist dann ein einfaches
Kreuz, oder es fehlt auch das
Querschiff, und der ganze Bau
ist eine nngetheilte Halle mit
meist etwas schmälerem Chor,
wie Fig. 81. Ja, kleinere Ka-
pellen bestehen nur aus einem
Chor ohne Schiff. Bei spar-
samen Bauten kommt auch öfter
Mmoritmkirchc zu Köln, statt der Absis, ettt geradliniger

Fig. 80. Dom zu Köln. (Nach Hübsch.)

Chorschluß zur Anwendung (vgl. Fig. 78).
Eigentliche ganz durchgeführte Rund- (oder
 
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