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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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Nr. 7
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Festing, F.: Studien über Plastik, [10]: Italien. 11.-13. Jahrhundert
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Schnütgen, Alexander: Wandbekleidung mit Thonfliesen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0073

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69

mentale Gesammtwirkung, aber eine weni-
ger feine Detailzeichnung. — Ende der
romanischen Epoche.

Wandbekleidung mit Tbonfliesen.

Von Domvikar Schnütgen in Köln.

(Fortsetzung und Schluß.)

GlasirteThonfliese wurden in Deutsch-
land schon vor dem 11. Jahrhundert ver-
wendet. Anfangs unverziert setzen sie sich
zu Musterungen nur durch die Verschieden-
heit der Farben zusammen. Sie dienten wohl
ausschließlich Zum Bodenbelag. Die selten
vorkommenden Einfassungsbortenstücke aus-
genommen, waren sie immer quadratisch
gebildet und im Anfänge namentlich von
sehr mäßigen Dimensionen, weil es nur bei
geringer Ausdehnung und Stärke gelingen
wollte, sie im Feuer gerade zu halten.
Die Ornamente sind nur in der Frühzeit
aus der Hand durch eingegrabene Linien
gebildet worden; später aber, schon im
12. Jahrhundert, übernehmen Formen diese
Ausgabe. Bewunderungswürdig ist die
Mauchfaltigkeit, die sich in den Musterun-
gen zeigt, mögen sie geometrischer, vegeta-
bilischer oder figürlicher Gestaltung sein,
auf einem Plättchen das ganze Dessin
zeigend, oder aus vier Exemplaren dasselbe
zusammensetzend. Daß and) die für den
Fußboden in Kirchen, Kapellen, Sakristeien
u. s. w. bestimmten glasirten Plättchen viel-
fach und im 15. und 16. Jahrhundert so-
gar zumeist mit erhabenen, natürlich aus
Modellen geprägten Verzierungen versehen
sind, hat außer iu der dekorativ belebenden
Absicht wohl auch in dem Bestreben seinen
Grund, dem Fuße bei dem Betreten einen
festeren Halt zu bieten, als auf der in
ihrer Glätte durch die Glasur noch ver-
stärkten Fläche. Rücksichten auf die Sauber-
keit und in der fortschreitenden Abnutzung
auch auf den Anblick des Belages hätten
eigentlich in Bezug auf die Anwendung
von Reliefs bedenklich machen sollen. Wo
letztere aus Fliesen gar zu stark ausgebildet
sind, wie in verschiedenen Exemplaren der
auch in dieser Hinsicht besonders reichen
Sammlung im Alterthümer - Museum zu
Stuttgart, da legt sich doch die Vermuthung
nahe, daß solche für Wandbekleidung be-
stimmt gewesen sind. Eine Art voll Be-

stätigung erhält diese Vermuthung durch
die Juschriftfriese, die sich in zwei nordi-
schen Backsteinbauten des 14. Jahrhunderts
erhalten haben. Um den Chor der St.
Jakobskirche in Thorn unter dem Kaff-
gesims und über der Sakristeithüre, so-
wie um das Fenster am Westportale
zieht sich nämlich ein iu gothischeu Ma-
juskeln ausgeführter, auf die Entsteh-
uligszeit der Kirche bezüglicher Fries, der
aus einzelnen Thonplatten, vielmehr Zie-
geln, zusammengesetzt ist. Jeder derselben
trägt auf gelb glasirtem Grunde einen er-
haben gebildeten Buchstaben iu brauner
Farbe. Eine ähnlich geformte Inschrift
mit der Jahreszahl 1388 umgibt als Ab-
schlußborte im Dome zu Fraueuburg die
vier Mauern der Vorhalle. Das darüber
befindliche, die Steinwände der Gewölbe
ausfüllende teppichartige Maßwerkmuster
ist entweder auch aus Ziegeln, oder aus
geschuitteuem Stuck gebildet. Letzteres ist
wahrscheinlicher, da von Stuck auch die
Eugelgestalteu geformt sind, die fortlaufend
die Rippen der Gewölbe verzieren, wie
Stuckfigurationen überhaupt an den Back-
steinbauten, vor Allem an der Marienburg,
sehr ausgedehnte Verwendung gefunden
haben, nachdem die gebrannten Ziegelreliess
und die plastischen Gebilde ans schwedischem
Sandstein sich dort minder bewährt hatten.
Jedenfalls liefern die Wanddekorationen in
Thorn und Frauenburg den Beweis, daß
das Mittelalter dazu auch iu Deutschland
Fliese verwendete. Die Erneuerung dieses
Verfahrens dürste sich um so mehr empfeh-
len, als die technische Herstellung dessiuirter
Thonfliese sehr erhebliche Vervollkommnung
erfahren hat, Dank dem Sinterungsprozesse,
durch den sie einen hohen Grad der Härte,
und Dank demOrnamentationsmodus, dnrch
den sie eine überaus solide Musterung und
Färbung erhalten. Die Platten werden
aus einer Masse gebildet, die aus verschie-
denen theils natürlich, theils künstlich durch
Metalloxyde gefärbten Thonsorten und
Quarz, sowie zur Frittung dieser Bestaud-
theile aus Feldspath besteht. In pulveri-
sirtem Zustande werden diese farbigen Erden
in eiserne Formen gelegt iu denen Blech-
schablonen die Farbenzeichnung markiren.
Nachdem diese, nur ganz unten bestreut,
herausgenommen sind, wird die Form mit
eintöniger Masse aufgefüllt und diese so fest
 
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