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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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Nr. 7
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Schnütgen, Alexander: Wandbekleidung mit Thonfliesen, [2]
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Detzel, Heinrich: Mariä Verkündung in der christlichen Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0075

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71

bekleidung, welche vor Kurzem in der
Kirche Groß St. Martin zu Köln den
Wänden der Seitenschiffe durch die Mo-
saikfabrik von Villeroy u. Doch in Mett-
lach ist zu Theil geworden. Diese, im
12. Jahrh. gebaute, im 13. Jahrh. er-
weiterte herrliche Abteikirche ist auf Grund
eines von Essenwein entworfenen Gesammt-
planes von Maler Kleinertz in Köln auf's
Reichste ausgestattet worden. Während im
Chortransepte und Mittelschiff Farbe und
Gold in den figürlichen wie ornamentalen
Partieen vorherrschen, zeigen die beiden
Bilderfriese im rechten wie im linken Sei-
tenschiffe einfarbige Kontonrfiguren ans
ziegelrothem Grunde. Ungefähr 3^2 m
über dem Fußboden beginnend, sind sie
von der Feuchtigkeit und dem Salpeter-
ausschlag, der die untere Partie verunstaltete,
in namhafte Mitleidenschaft nicht gezogen
worden. Diese Partie war aber allmälig
in einen derartigen Zustand gerathen, daß
Abhilfe als dringendstes Bedürfnis; er-
schien. Die obengenannte Fabrik hat die
schwere Aufgabe übernommen, für die es
an jedem Vorbilde fehlte, und Maler
Kleinertz hat dazu die Kartons besorgt.
Der Zeichnung nach mußten sie sich in
dem Formenkreise der Uebergangszeit be-
wegen, der Idee nach in dekorativen und
sinnbildlichen Darstellungen, der Färbung
nach sich in Einklang setzen mit der Ober-
wand, wie der ganzen Kirche, ohne auf
den transluciden Charakter zu verzichten,
den Material und Technik erfordern. Da
die kleinen, sehr hoch angebrachten Rund-
fenster der Seitenschiffe, die zu dunkel
verglasten Fenster des Chores und die
diesen Uebelständen gegenüber auch lange
nicht hell genug behandelten Glasgemälde
der Westseite das Licht nur spärlich ein-
lassen, so ergab sich die Nothwendigkeit,
solches durch möglichst lichte Behandlung
der Wände zu schaffen. Hatte die Ma-
lerei dieses Bedürfnis; nicht hinreichend
befriedigt, dann blieb diese Nebenaufgabe
der Fliesenbekleidung Vorbehalten. Vor-
trefflich ist sie von ihr gelöst und ein
geradezu staunenerregender Effekt geschaf-
fen worden. Der Sockel besteht ans einer
Reihe graphitirter dunklerer Platten, die mit
Rippungen versehen sind, und darüber ans
einer Reihe mit je einer erhabenen Rosette
ausgestatteter Heller Plättchen, die oben

wie unten ein Profil tragen. Drei schmale
Ornamentenfriese, bestechend durch ihre
glückliche Komposition, gliedern den eigent-
lichen Teppich in zwei breite Bänder, in
denen konzentrische große Kreise durch
kleinere verbunden werden. Die großen
Kreise werden abwechselnd durch ein mit
Blattwerk reich verziertes Kreuz und durch
ein Paar von Ranken umgebener Fische
belebt. Den kleinen Kreisen entsprechen
Rosettchen, die in einzelne der rauten-
förmigen Maschen sich vertheilen, welche
den Grund beleben, stahlblaue Linien ans
hellgelbem Grunde. Den Abschluß bildet
ein breiter Thierfries, üppig entwickeltes
Rankenwerk, dessen einzelne Windungen
fünf phantastische Bestien beleben. Die
Hauptrankenzüge sind in durchsichtigem
Braun, die Nebenverzweigungen mit ihren
Blattausläufern in hellerem und dunklerem
Gelb, die Thiere meistens in lichtem Blau
ausgeführt, während der Grund die Helle
Farbe des eigentlichen Teppichs theilt.
Vielleicht hätte sich dieser meisterhaft ent-
worfene Fries als Abschlußborte noch bes-
ser gestaltet, wenn die dunkleren Töne
seinem Grund, die helleren seinen Orna-
menten Vorbehalten geblieben wären. -
Jedenfalls ist diese Plattenmosaik als ein
in jeder Hinsicht vortrefflich gelungener
Versuch zu betrachten, die unteren Partieen
der Kirchenwände auch des Langhauses zu
bekleiden, als ein Beweis, daß diese fo
wichtige, weil ans einem überall empfunde-
nen praktischen Bedürfnisse beruhende Frage
in einer technisch wie künstlerisch vollauf
befriedigenden Weise gelöst werden kann.

Mariä Verkündigung in der christ-
lichen Run st.

Von Pfr. Detzel in Eisenharz.

Wenn wir die Worte des Evangelisten
Lukas (1, 26—29), in welchen er die Ber-
kündigung erzählt, tiefer betrachten, werden
wir zwar gewahr, wie still und unscheinbar,
ohne Geräusch und ohne Gepränge der Evan-
gelist seinen Bericht gibt, einfach und ohne
allen Schmuck, gerade so wie der hl. Geist
das große Mysterium vollzog. Aber bei all'
dieser Einfachheit des Stiles wird uns doch
eine gewisse Feierlichkeit des Vertrages
nicht entgehen, mit welcher der hl. Schrift-
steller die Erzählung begleitet und welche
 
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