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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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Nr. 8
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Ein kirchlicher Neubau im frügothischen Stil
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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0081

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Archiv für christliche Kunst.

Grgan des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Runst.

perausgegeben und redigirt von Professor Dr. Keppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Aunstvereins, für denselben: der Vorstand Professor Dr. Keppler.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährl. für M. 2. 05 durch die württcmb. (M. l. 90
im Stnttg. Bcstellbczirk), M. 2. 20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
fl. 1. 27 in Oesterreich, Frcs. 3. 40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags
direkt von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94
zum Preise von M. 2. 05 halbjährlich.

Or. 8.

Lin kirchlicher Neubau im früh
gotbifchen Stil.

Wir unterbrechen für diesmal die Gram-
matik der kirchlichen Baukunst, um die
Besprechung eines Neubaues einznschalten,
dessen Vorführung den Zwecken und Zielen
der Grammatik sich wohl anschließt und
eingliedert. Denn der Plan dieses Neu-
baues, welchen die Beilage im Grundriß,
im Längenschnitt und Querschnitt, in einer
Längenansicht, Ansicht der Fa^ade und des
Chores zur Anschauung bringt, kann als
reines und achtes Produkt der Frühgothik
für klare Erfassung des Wesens der letz-
teren um so mehr beitragen, je mehr in
ihm die konstruktive Seite betont ist.

Der Neubau einer Kirche in Dottern-
hausen bei Balingen war eine Sache der
Nothwendigkeit. Der stattliche, am Fuß
des Plattenberges, an der Poststraße von
Rottweil - Schömberg - Balingen gelegene
Marktflecken zählt 800 Einwohner; das
vom schwäbischen Meister der Gothik, Hof-
baudirektor von Egle im spätgothischen
Stil umgebaute Schloß des Herrn von
Cotta dient ihm zur Zierde. Bisher hatte
man sich mit einer Kirche beholfen, welche
entfernt nicht den für die Gemeinde nöthi-
gen Raum bot. Als das Stiftungskapital
die Höhe von 116 000 M. erreicht hatte,
beschloß man, an die Ausführung eines
Neubaues zu gehen. Denn eine Erweite-
rung der inmitten des Dorfes aus einem
Hügel gelegenen alten Kirche erwies sich
als unthunlich und nicht zum Ziele füh-
rend , selbst an eine Einbeziehung des
alten Baues in den Plan des Neubaues
oder an eine kapellenartige Anschistung
des ersteren an letzteren ließen die räum-
lichen Verhältnisse so wenig denken als die
überaus traurige Gestalt der bisherigen
Kirche. Ja nicht einmal den Thurm,
der in seinem Untergeschoß noch einige

Reminiscenzen an den früheren gothischen
Bau bewahrt hatte, konnte man beibehalten,
weil er allzu quer im Wege stand.

Somit war der Abbruch des ganzen
alten Baues nicht zu umgehen. Er
hatte folgende Größenverhältnisse:

Länge incl. Chor . . . 24,22 m

Breite.8,83 m

Höhe bis zur Holzdecke . 6,75 m

Breite des Thurmes 6,3 u. 6,0 m
Höhe bis zur Haube . . 19,20 m

Die Abbruchsko st e n, incl. Reinigung
und Beiseiteschassnng des alten Materials
betrugen

für den Maurer . . . 660 M.

für den Zimmermann. . 230 M.

890 M.

Nun konnte mit dem Neubau begonnen
werden. Pfarramt und Stiftnngskollegien
hatten in der wichtigen Angelegenheit den
seligen Prälaten Schwarz berathen, wel-
cher seinerseits den Architekten Cades für
Fertigung eines Entwurfs empfahl. Der
von diesem Meister vorgelegte Plan hatte
die Genehmigung des bischöflichen Ordi-
nariats erhalten und war von dem Stif-
tungsrath zur Ausführung acceptirt worden.

Der Baumeister wählte, wie die Risse
der Beilage zeigen, den srühgothischen Stil.
Er verräth ebenso seine Schulung durch
Egle, wie seine Bekanntschaft mit den hoch-
wichtigen Kirchenbauten des Elsaßes, an
welche manche Anklänge erinnern.

Unserem Auge zeigt sich eine dreischiffige
basilikale Anlage von respektablen und,
wie schon ans dem Papier zu sehen ist,
sehr harmonisch abgewogenen Dimensionen.
Es beträgt

die Mittelschiffweite im Licht 7,50 m
die Mittelschifflänge „ „ 25,47 m

die Seitenschisfweite „ „ 3,71 m

die Gesammtlichtweite. . 16,32 m

die Chorweite .... 6,4 m
 
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