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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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Nr. 11
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Prill, Joseph: Grammatik der kirchlichen Baukunst, [13]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0112

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108

Fig- 97.

träte, so würde die Diagonale bis zur
Höhe der Stelzung ganz unkörperlich, also
auch unausführbar sein.

Es muß noch erwähnt werden, daß die
Bögen g s in Fig. 97 a, welche nicht
wie die Gurtbogen über einen freien Raum
gespannt sind, sondern der Mauer anliegen
Schildbögen genannt werden. Die über
der Diagonale und über dem Schildbogen
in dem Grundriß geschlagenen punktirten
Halbkreise geben die Form der über diesen
Linien stehenden Bögen an. Sie sind
gewissermaßen aus ihrer senkrechten Stel-
lung in die Fläche des Grundrisses um-
geklappt. Das Stück a ist wieder das
Maß der Stelzung. Zur Verdeutlichung
fügen wir noch in Fig. 98 die untere

Ansicht eines romanischen Kreuz-
gewölbes bei, in welchem jedoch
die Gurten nicht gestelzt sind, die
Diagonale noch nicht halbkreis-
förmig ist und die Schildbogen
nicht vor der Mauer hervortreten.

Vom romanischen Gewölbe
in der vorher entwickelten Ausbil-
dung bis zum gothischen Rippen-
gewölbe ist nur mehr ein kleiner
Schritt.

e. Das gothische Rippen-
gewölbe. Im romanischen Kreuz-
gewölbe haben die Steine, welche
die diagonalen Gräte bilden, das
ganze Gewölbe zu halten, sie
sind also die Hauptglieder im
Gewölbe denen gegenüber die ganze
Wölbung mehr als Ausfüllung
erscheint. Deshalb wäre für sie
als tragende Glieder eine größere
Stärke erforderlich gewesen und
dieselbe hätte auch, wollte man
jenem Verhältniß einen Ausdruck
verleihen, äußerlich sichtbar her-
vortreten müssen. Beides geschah
indem man die Gräte ganz aus
der Wölbsläche heraustreteu ließ,
ähnlich wie beim Tonnengewölbe
die Gurten, ja daß man sie als
ganz selbständig schmale im Scheitel
sich kreuzende Bögen (Rippen)
aufführte, aus welche sich dann
die Gewölbedecke auflegte.

Dadurch wurde der weitere Vor-
theil erzielt, daß die scharfen Kan-
ten an den Fußpunkten fortfielen;
die Rippe steigt von unten an in gleicher
Stärke aus und die Wölbsteine setzen sich auf
ihren Rücken
ans. Es wur-
de aber auch
die Bildung
der Gewölbe-
ausfüllung
leichter und
freier. Hatte
sich schon im
romanischen
Gewölbe eine
leichte Run-
dung der
einzelnen
Schichten von

Fig. 98. Gewölbe der Kathedrale
von S. Dis (Bogesen).
 
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