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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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Nr. 12
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Prill, Joseph: Grammatik der kirchlichen Baukunst, [14]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0118

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114

Fig. 101. Gothisches RiPPeu-Gcwvlbc.

Sig- 102.

Michaelskirche (Kathedrale)
ju Carcassone.

Ein punktirter Bogen t gibt noch einen
gestelzten Schildbogen an, dessen Wölb-
linie natürlich dadurch stumpfer wird.
Wenn man nämlich nun auch das
Mittel hat, sämmtliche Bögen mit be-
liebiger Scheitelhöhe aus eine und die-
selbe Grundfläche zu setzen, so zieht
man es doch häufig vor, einen Bogen
-ij— mäßig zu stelzen, damit seine Form
nicht im Vergleich zu den übrigen Bö-
gen unverhältnißmäßig steil werde. Im
klebrigen erklärt sich die Fig. selbst,
da für die gleichen Bögen nebst den
zugehörigen Halbmessern auch die
gleichen Buchstaben genommen sind.
Auch die Bnsnng der Kappen, die sich
wie ganz flache Kuppeln ans die Rippen
legen, ist aus der Fig. ersichtlich.

Eben so wenig wie die Gurten und
Schildbögen sind nun auch die Diagonal-
bögen und Kreuzrippen an die Halbkreis-
form gebunden, und sehr häufig, besonders
bei großen und hohen Bauten, werden
auch sie nach einem Spitzbogen angelegt,
so daß nun sämmtliche Bögen Spitzbögen
sind. So ist also das Gewölbe zu großer
Freiheit gekommen und die Gestalt und
Richtung der Bögen, die Höhe und Form
der Kappen ist bis zu einem gewissen Grade
zur freien Verfügung des Meisters gestellt.

Als Beispiel eines Rippengewölbes mit
sehr ungleichen Seiten fügen wir noch
Fig. 102, ein Gewölbejoch ans der jetzi-
gen Kathedrale von Carcassone in Süd-
srankreich bei.

Die Schildbögen sind bei demselben sehr
steil bezw. hoch gestelzt, während die Gur-
ten sehr stumpf sind. Die Kappen, welche
sich hier von beiden Seiten auf dieselbe
 
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