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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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Nr. 12
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Die Generalversammlung des Rottenburger Diözesanenkunstvereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0122

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118

drängt. Von den in den letzten Dezennien
ausgeführten Wandmalereien habe nicht
ein Fünftheil die Frische der Farbe ganz
bewahrt, aber wohl die Hälfte davon
müsse als ruinirt angesehen werden und
biete, in Schmutzflecken verwandelt, künf-
tigen Restaurationsversnchen unsägliche
Schwierigkeit. Hier sei also ein immenses
Kapital geopfert worden, das mit den
Zinsen verloren sei. Diese Erfahrungen
nöthigen, mit größter Vorsicht die Frage
der Bemalung zu behandeln, hierin sparsam
zu sein, bis einmal unsere Meister eine
Technik sich angeeignet haben, welche bessere
Garantieen bietet, in irgendwie feuchten
Kirchen von Wandmalerei unbedingt ab-
zusehen. Hier habe dann als Ersatz die
Bekleidung bestimmter Wandtheile mittelst
gebrannter Thonfließe, Teppiche, Holz-
verschalung :c. einzutreten.

lieber das Vereinsorgan, das Ar-
chiv, konnte der Vorsitzende relativ Gün-
stiges mittheilen. Es zählt rund 1200
Abonnenten und kann sich ans seinen
eigenen Einkünften, falls diese sich nicht
vermindern, mit jährlich 5—6 Beilagen
ausstatten. Es wurde beschlossen, an Frei-
herrn von Heeremann, welcher von der
Generalversammlung der Katholiken in
Breslau mit den Einleitungen eines christ-
lichen Kunstblatts für Deutschland beauf-
tragt wurde, eine Vorstellung zu richten,
in welcher den Bedenken gegen diese ge-
plante Neugründnng eines Knnstorgans
Ausdruck gegeben werden solle; die Ver-
sammlung war der Ansicht, daß dem pro-
jektirten Organ nur Ein Erfolg mit Sicher-
heit verheißen werden könnte, die Ver-
nichtung der Existenz der schon bestehenden,
unter Mühen und Opfern gegründeten
Organe.

Nach Erstattung des Rechenschafts-
berichts durch deu Herrn Kassier Jäggle,
hielt Herr Stadtpfarrer E. Keppler einen
Vortrag über den Z u s a m m e n h a n g
ch r i st l i ch e r Symbole und B a u-
formen mit dem H e i d e n t h u m;
Herr Kaplan Brinzinger illnstrirte die auf-
gestellten Grundsätze durch Beispiele aus
Ravenna; der Vortrag wird seiner Zeit
im Archiv in erweiterter Form veröffentlicht.

Dies waren die Gegenstände, welche die
Morgenberathung ausfüllten. Mittags

fand die Besichtigung der Kirchen statt
unter der vortrefflichen Führung des Herrn
Hofbaudirektors von Egle aus Stuttgart,
welcher noch überdies die Güte hatte, an
die Theilnehmer eine kurze Zusammen-
stellung der ans Eßlingens kirchliche Kunst-
Alterthümer bezüglichen Hauptnotizen und
Daten in autographischer Vervielfältigung
zur Vertheilung zu bringen.

Wir sind gewiß, allen, welche der Ver-
sammlung nicht anwohnen konnten und
auch den auswärtigen Freunden alter Kunst
einen Dienst zu erweisen, wenn wir diese
auf genauesten Studien ruhenden, manche
bisherige Annahme rektifizirenden Angaben
über die so hochwichtigen Kunstdenkmäler
hier zum Abdruck bringen:

Notizen über die Eßlinger Kirchen.

Der Krystallisationspnnkt Eßlingens war eine
Wallfahrtskapclle mit den Gebeinen des hl. 580
talis, welche im Jahr 777 dem Kloster St. Denys
bei Paris geschenkt wurde. Ein Jahrhundert
später, 866, übergab das Kloster St. Denys diese
Kapelle nebst anderen pon seinen alemannischen
Besitzungen dem Schutze des deutschen Königs
Ludwig. In der betr. Urkunde wird der Ort
Hetsilinga, später Ezzelingen und 1273 Esse-
lingen genannt.

Schon ums Jahr 1000 hörten alle Beziehungen
zu St. Denys auf, und es blieb davon nichts
weiter übrig, als der Name des Schutzheiligen
der Stadlkirchc. Damals wurde Eßlingen als
herrenloses Gut der Kammer des deutschen Reichs
einverleibt, kam dann um 1079 mit dem Herzog-
thnm Schwaben an Friedrich von Büren, deu
Gründer der hohenstanfischen Dynastie, erhielt
1209 die Rechte einer freien Reichsstadt und von
1216 an die erste stärkere Befestigung mit Mauern
und Thürmen, worauf die Bewohnerzahl rasch
zunahm. Schon 1219 oder 1221, einige Jahre
nach der Stiftung ihres Ordens, ließen sich einige
Dominikanermönche, zunächst in der Mettinger
Vorstadt, dann um 1233 innerhalb der Ring-
mauern beim Mettinger Thor nieder, wo sie von
1240 bis 1268 ihre erste steinerne Kirche, die
jetzige katholische Pfarrkirche erbauten. Weitere
Mönchsklöster wurden in Eßlingen um 1237 von
den Franziskanern, 1271 von den Karmelitern,
1282 von den Augustinern gegründet, außerdem
entstanden 2 Frauenklöstcr, nämlich das Sirnaner-
kloster zum hl. Kreuz (Augustinerregel) 1294 und
das St. Klara-Kloster (Barfüßerregel) vor 1308.
Die Anzahl der theilweise auch schon im 13. Jahr-
hundert entstandenen Kapellen belief sich ans
11 und die Zahl der bedeutenden Pfleghöfe aus-
wärtiger Kloster ans 8. Diesen zahlreichen kirch-
lichen Stiftungen des 13. Jahrhunderts ist schließ-
lich auch noch der überaus reiche, vor 1233 ge-
stiftete St. Katharinenspital beizuzählen, welcher auf
der westlichen Hälfte des jetzigen freien Platzes
nördlich der Stadtkirche stand und erst 1811 ab-
 
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