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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 5.1887

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Nr. 1
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Prill, Joseph: Grammatik der kirchlichen Baukunst, [15]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15863#0006
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gibt. In Fig. 105 3 ist die seitliche An-
sicht des Gewölbes in zweifacher Aus-
führung dargestellt,
die kleineren Schild-
bögen sind gestelzt,
um so ein gu-
tes Verhältniß zur
Höhe der Gurten
und Raum für
höhere Fenster zu
erhalten. Unter den
Fenstern ziehen sich,
wie häufig in früh-
gothischen Bauten,

Simse hin, um kräf-
tig die Grundlinie
der Gewölbe zu be-
tonen, ebenso ist bei
m' der Anfang der Schildbogenwölbung
durch einen kleinen Sims bezeichnet. Fig.
105b gibt die perspektivische Ansicht der
Oberfläche eines derartigen Gewölbes, nur
ist der vordere Schildbogen nebst seiner
Kappe fortgelassen.

Wenn auch das Rippengewölbe das
eigentliche gothische Gewölbe ist, so wird

Fig. 105 a.

Das Streben, sowohl große Kappen-
flächen der leichteren Ausführbarkeit wegen
noch mehr zu theilen
als auch dem Ge-
wölbe ein noch zier-
licheres Ansehen zu
geben, führte in der
späteren Gothik zur
Anwendung von
Zwischenrippen,
wie sie Fig. 103 in
der rechten Hälfte
enthält. In ähn-
licher Weise wurden
zuweilen die großerr
Gewölbefelder der
Vierung weiter ge-
theilt, Fig. 106,
und man nannte nun ein solches Ge-
wölbe nicht mehr Kreuzgewölbe, sondern
wegen der Figur, welche
die Rippen bilden,Stern-
gewölbe. Fig. 107 zeigt
zwei weitere rechteckige
Sterngewölbe. Noch mehr
ist der Name gerecht-
fertigt, wenn die ur-
sprünglichen Diagonal-
rippen ganz fortfallen und
nur die den Stern bildenden übrig bleiben,

d

Fig. 107. Rechteckige Sterngewölbe.

darum doch das einfache Gratgewölbe nicht
ganz ausgeschlossen. Durch die Anwend-
ung des Spitzbogens ist auch dieses freier
geworden und paßt sich den verschiedenen
Ranmbedürfnissen an. Es hat sogar in
den Gegenden des Backsteinbaues eine
neue, höchst eigenthümliche Ausbildung in
den Zellengewölben gefunden.

Es bleibt uns nur noch eine — sagen
wir Spielart des gothischen Rippengewöl-
bes zu erwähnen, nämlich das Stern- und
Netzgewölbe. ■

wie in Fig. 108. Bilden die Rippendnrch-
schneidungen keinen
Stern, sondern eine
Art Netz, wie im Schiff
von St. Wolfgang in
Ellwangen (Fig. 81,

Nr. 7 des Jhrg. 1886),
so heißen sie Netzge-
wölbe. Eine gewisse Fig. 108. Achteckiges
Berechtigung MUß Man Sterngewölbe.

den Sterngewölben zugestehen, nämlich zur
weiteren Theilung, Kräftigung und Be-
 
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