Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 5.1887

DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:
Keppler, Paul Wilhelm von: Entwurf eines Renaissancealtars
DOI Artikel:
Keppler, Eugen: Ueber Ableitungen von Christlichem aus dem Heidenthum, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15863#0010

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

stil kann die Versuchung herantreten, sich
von dem Stil der hier klassischen Bauten
zu sehr beeinflussen zu lassen und dann
bei Entwurf von Altarplänen ganz zu ver-
gessen, daß man nicht einen Mauer-, son-
dern einen Altarbau aufführt, daß man
nicht in Stein, sondern in Holz baut.
Ganz andere Behandlung muß man dem
Stein, ganz andere dem Holz angedeihen
lassen und auf Behandlung des Details
wie in der Ornamentik muß die Rücksicht
auf das Holzmaterial wesentlich bestimmend
einwirken, so z. B. in der Verzierung
der Friese. Aus der Spitze des Mittel-
baldachins dürste statt des Pelikans auch
eine Heiligenstatue stehen, da der Bau
incht der Tabernakel selbst ist, sondern
Baldachin über deni Tabernakel; ebenso
könnten, wenn die Chorarchitektur es er-
laubt oder empfiehlt, auf den vorderen
Enden des Gebälks Statuen angebracht
werden.

Man kann noch fragen, was mit den
Altarblättern anzufangen sei, welche einer
Verbesserung und Veredlung eines Re-
naissance- oder Zopfaltars im Wege sind
und z. B. dem Tabernakel weichen mußten.
Wären sie ganz unbedeutend oder, wie es
manchmal der Fall ist, lasciv angehaucht,
so haben sie lange genug gelebt. Sind
sie aber der Erhaltung würdig, so können
sie in einfachen Rahmen an einer leeren
Stelle der Wand ausgehängt werden.
Wenn sie nicht zu groß sind, so wird
wohl manchmal eine Kombination sich fin-
den lassen, so daß sie im Altar verbleiben
können und über dem Tabernakel noch
ihren Platz bekommen. K epp ler.

Ueber Ableitungen von Christlichem
aus dem L)eidenthnm.

Von Stadtpfarrer E. Keppler in Cannstatt.

.„Das Christenthum ist eine neue Auf-
lage des Buddhismus, eine poetische Fiktion
der Natur; Christus ist ein Mythus noch
in ganz anderem Sinn als Strauß das
verstanden hat. Der Mythus von Christus
ist der physische Kampf des Sommers mit
dem Winter, des Lichtes mit der Finster-
niß. Jesus wird ja in der That geboren,
wenn die Tage anfangen zu wachsen; er
stirbt zu Ostern, wenn die Natur von ihrem
Schlaf erwacht." So der bekannte Arnold

Rüge vor etwa zwei Jahrzehnten. Seit-
dem singen Kalender und Konversations-
lexika, Tagesblätter und Winterabendredner,
jedes in seiner Weise, dasselbe Lied. „Das
Christfest ist das heidnische Naturfest der
Wintersonnenwende; die Christfreude, die
Freude über das Wiederaufleben der Na-
tur. So feierten die Hindu das Erwachen
des in tiefen Schlaf versunkenen Gottes
Wischnu und so zeigte man bei den Griechen
am 20. Dezember im Tempel zu Delphi
das Grab des Dionysos und trauerte um
ihn, bis man ihn wiedererwachend darstellte
und seine Neugeburt feierte." In vor-
stehendem erschöpft die „Deutsche Jllu-
strirte Zeitung" die Bedeutung des Weih-
nachtsfestes, jener Quelle aller christlichen
Freude, während ein gelehrter Litnrgiker
des „Neuen Stuttgarter Tagblatts" den
tieferen — heidnischen — Grund für die
Verlesung des Evangeliums vom guten
Hirten am 2. Sonntag nach Ostern darin
findet, daß „die alten Römer um diese
Zeit, am 21. April, ein besonderes Hirten-
fest hielten, Palilia genannt, an welchem
die Lämmer gewaschen, gereinigt und ge-
weiht, die Schasställe mit grünen Zweigen
geziert und über die Lustfeuer mit der
Schäferkeule gesprungen wurde". —- Ist
ein Erscheinungsfest denkbar, an dem du
nicht von irgend einer Seite darüber be-
lehrt würdest, daß der Umzug der hl. drei
Könige ein durch und durch heidnischer
Brauch sei; oder ein Ostern, an dem du
nicht (wer weiß, zum wie vielten Mal!)
lesen müßtest, daß Ostara, die Göttin der
ausgehenden Morgenröthe, diesem Haupt-
feste der Christenheit den Namen gegeben?
Dabei wird ebenso sicher das Osterei aus
der indischen Schöpfnngssage oder aus der
zoroastrischen Kosmogonie, wenn nicht gar
aus japanischen Vorstellungen abgeleitet,
als die Vertheilung von Backwerk zu Weih-
nachten von den alten Opfergaben oder
der Weihnachtsbaum, von dem Julklotz,
den die Heiden um diese Zeit anzündeten
und noch anzünden, — es sei denn, daß
man ihn lieber nach dem Vorgang eines
besonders erleuchteten Forschers mit der
etwas nebelhaften Göttin Tanfana (Tac.
ann. i, 51.) — denn was ist diese anderes,
ruft derselbe begeistert aus, als die Tannen-
fahne (! ?) — für gleichbedeutend erkläre.
Am schlimmsten geht diese Richtung mit
 
Annotationen