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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 5.1887

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Nr. 2
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Zur Frage des Beichtstuhls
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Keppler, Eugen: Ueber Ableitungen von Christlichem aus dem Heidenthum, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15863#0017

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heilen befähigen den Vorhang, in hohem
Grade als Dämpfer der Stimme zu wir-
ken, in höherem Grade, als die mancher-
orts zu fehenden, am Gitter angebrachten
kleinen vorschlagbaren Thnrchen.

Was die Pönitentennische anlangt, so
empfehlen wir sowohl mit Rücksicht auf
bessere Abschließung nach außen als auch
aus Rücksichten der größeren Bequemlichkeit
jene Einrichtung, bei welcher der Pönitent
nicht von vorn, sondern von der Seite den
Beichtstuhl betritt, also mit der ganzen
Front und dem Gesicht dem Gitter znge-
wendet kniet und zu seiner Linken und
Rechten eine feste Bretterwand von ziem-
licher, seine ganze Gestalt deckender Breite
hat. Nun ist er selber wie in einer kleinen
Beichtkapelle geborgen und das Wort des
Priesters findet an der ihm ganz zuge-
wendeten Gestalt des Beichtkindes eine
Hemmung, so daß es ans diesem zweiten
Raum, in welchem der Pönitent sich be-
findet, kaum mehr verständlich nach außen
wird dringen können. Ueberdies könnte ja
auch hier ein Vorhang von den gleichen
Qualitäten angebracht werden.

Diese Vorsichtsmaßregeln im Bunde mit
einander und mit Betonung namentlich der
zuerst genannten sollten, meinen wir, für
die Regel genügen. Wir wären aber für
Mittheilung gegentheiliger Ansichten und
weiterer Erfahrungen, noch mehr für Vor-
schläge weiterer diesbezüglicher Maßregeln
sehr dankbar. —

Heber Ableitungen von Christlichem
aus dem L)eidenthum.

Von Stadtpfarrer E. Keppler in Cannstatt.

(Fortsetzung.)

Doch gönnen wir dem Kunstkenner des
Heilbronner Unterhaltungsblattes, welchem
wir den Anstoß zu gegenwärtiger Unter-
suchung verdanken, wie billig, das erste
Wort. Er schreibt Nr. 104, Jahrgang
1878: „Um den Sockel der uralten Kirche
in Weinsberg zieht sich eine armsdicke
steinerne Schlange. Der Besucher erkennt
sie am besten am westlichen Thore. Aus
der einen Seite desselben ist der Kopf, auf
der andern der Schwanz des Thieres, wenn
auch beschädigt, doch deutlich erkennbar.
Für die Alterthumsforscher ist durch diese
Entdeckung die Kirche noch viel interessanter

geworden." Wie kam nun, fragt er, der
Baumeister dazu, dieses zunächst heidnische
Symbol (warum denn nicht biblische? —
aber das wäre nicht interessant genug ge-
wesen!) an dem Grundgemäuer einer christ-
lichen Kirche anzubringen?" Und indem
er sich erinnerte, daß mit dem persischen
Licht- oder Mithrasdienst die göttliche Ver-
ehrung der Schlange verbunden war und
daß römische Krieger, wie der Votivstein
von Böckingen beweist, diesen Dienst ans
dem fernen Morgenland auch in unsere
Gegend gebracht, gibt er von der seltsamen
Schlange folgende noch seltsamere Erklä-
rung : „Darüber ist wohl kein Zweifel,
daß die Schlange um die Kirche in Weins-
berg einen guten Geist anssprechen soll.
Liebend umschlingt die heilige Schlange den
eben der Erd' entsprossenen Leib der Kirche,
ewigen Segen und göttliches Licht ihr
spendend macht sie den Wächter der Pforte
zugleich."

Dieser Erklärungsversuch erinnert leb-
haft an den eines gewissen Professors Braun
aus den 60ger Jahren, den Giefers in
seiner Zeitschrift „für Geschichte und Alter-
tumskunde" 3. Folge, 7. Bandes 1. Heft
widerlegt. Dieser Professor hatte die große
Höhle an den sogenannten Externsteinen
im Fürstenthum Lippe, ein altes christliches
Heiligthum, für eine ursprüngliche Mith-
rasstätte erklärt. Und weßhalb? 1. Weil
man dieser Grotte, wenn sie ursprünglich
zum christlichen Gottesdienst eingerichtet
gewesen wäre, eine ganz andere Gestalt
gegeben hätte (die Gestalt war doch durch
die Natur vorgezeichnet!); 2. weil eine
der beiden Thüren der Grotte nach Norden
und die andere nach Osten gelegen sei,
gerade wie bei den Mithrashöhlen; 3. weil
das große Felsenbild neben der Höhle,
selbst in der Form und Anordnung, mit
mehreren Mithrasbildern Aehnlichkeit habe
und also an dieser Stelle kaum ein anderes
Bild dem Mithrasbilde so zweckmäßig habe
entgegengestellt werden können, lieber dem
Eingang der genannten Höhle befindet sich
nämlich, in halberhabener Arbeit aus dem
Felsen gehauen, das umfangreichste Werk
der mittelalterlichen deutschen Skulptur:
eine Kreuzabnahme; darunter ein unter
den todbringenden Umarmungen der Schlange
sich windendes und zum Himmel um Ret-
tung flehendes Menschenpaar; eine edle,
 
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