Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 5.1887

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Keppler, Eugen: Ueber Ableitungen von Christlichem aus dem Heidenthum, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15863#0021

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
17

Ruhmes zu machen" (Bluut, Deutsche
Uebers. S. 153) — und zwar, obwohl
Gott wußte, daß das Bild der ehernen
Schlange eines Tages zum Götzendienst
Anlaß geben werde! vgl. 4. Kön. 18, 4.
Hat nicht auch Christus sich „accommo-
dirt", wenn er an die Stelle der heidni-
schen Opsermahle wieder ein Opfermahl,
das eucharistische Abendmahl, setzte (vgl.
Sepp, II. 185) und wenn er das längst
für heidnische Waschungen dienende Wasser
zum äußeren Zeichen der hl. Taufe erkor?
Sodann aber, geehrter Mister, beweisen
Sie doch erst, um nicht leere Luststreiche
zu thun, beweisen Sie, was Sie voraus-
setzen , nämlich daß religiöse Ceremo-
nien wesentlich heidnisch seien und nicht
vielmehr der naturgemäße Ausdruck der
inneren Gottesverehrung; sodann daß die
Verehrung der bevorzugten Werkzeuge der
Gnade Vielgötterei und eine Herabwürdi-
gung Gottes (so Blunt, S. 4 u. 5) und
nicht vielmehr das Lob des Einen Gottes
in seinen Heiligen ist! Erst wenn Sie
dieses bewiesen, können Sie nach dem Ge-
setz »similia similibus« heidnische und christ-
liche Tempel, heidnische und christliche Al-
täre, heidnische und christliche Bilder in
Einen Topf werfen. So lange Sie dies
aber nicht beweisen (und Sie können es
nicht beweisen, das Gegentheil ist wahr!),
so lange mögen Sie noch so viele äußere
Aehnlichkeiten au einander reihen:, schein-
bare und wirkliche, zufällige und beab-
sichtigte Aehnlichkeiten — eine Identität
zwischen Heidenthum uud Christenthum
werden Sie daraus nicht ableiten können.
Ihr Verfahren wird eben so wenig Be-
weiskraft haben, als etwa der Schluß:
Mensch und Asse haben sehr ähnliche Or-
gane, Verhältnisse und Sinne: also sind
Mensch und Asse wesentlich dasselbe. Den
geforderten Beweis zu führen, lehnt aber
unser Doktor ausdrücklich ab. „Ich habe
nicht die Absicht, jene Kirche anzugreifen,
sonst würde ich es mit umfassenderen und
auch wohl, wie ich glaube, stärkeren Grün-
den thun. Daß ihre Lehre irrig ist, glaube
ich allerdings." So glaubt er z. B., „daß
es eine Handlung der Abgötterei, einem
Sterblichen Tempel zu erbauen, ihn um
Hilfe und Gewogenheit zu bitten, das
Knie am Fuße einer Bildsäule zu beugeu"
— er glaubt das gauz allgemeiu, ohue

auch nur zu fragen, in welchem Sinn und
unter welchen Voraussetzungen und Ein-
schränkungen solches im einzelnen Falle
geschieht! Auch glaubt er, daß „die Ma-
donna in allen katholischen Ländern sich
einer Verehrung hat bemustern können,
welche nur den Drei Personen der Drei-
einigkeit gebührt" — während doch die
schärfste Grenzlinie gezogen ist (in Mnra-
tori's Buch von der wahren Andacht steht
dies deutlich zu lesen!) zwischen der Gott
allein gebührenden Anbetung und der
Verehrung seiner Heiligen. Von diesem
seinem grundlosen Glauben, von diesem
verrückten, für ihn aber unverrückbaren
Standpunkt aus prüft er nun jeden Knir
eines alten Weibleins, jedes Weihrauchkorn
ans einem christlichen Altar aus seinen
heidnischen Gehalt; benagt wie eine echte
Kirchenmaus die heiligen Gewänder, be-
schnüffelt die Heiligenbilder, durchwühlt
sogar die Fundamente kirchlicher Gebäude,
und wenn er nun findet, daß diese aus
demselben Stein bestehen wie die Götzen-
tempel, und die Heiligenbilder aus densel-
ben Stoffen wie die Götzenbilder, und die
kirchlichen Gewebe aus denselben Fäden
wie die der Heiden, dann ruft er mit
pharisäischer Entrüstung ans: Gott, wie
heidnisch! Ja, er entblödet sich nicht, gewisse
örtliche Mißbräuche (auch solche, welche
Kirche uud Gottesdienst gar nichts an-
gehen), die trotz dem Christenthum und
im Gegensatz gegen dasselbe da und dort
stehen geblieben, herbeizuzerren ltnb dem
letzteren in die Schuhe zu schieben: gerade
wie wenn einer das Feuerlöschwesen als
solches für einen ausgebrochenen und nicht
rasch genug gelöschten Brand verantwort-
lich machen wollte, anstatt etwa einen
schuldigen Kommandanten oder eine ein-
zelne säumige Feuerwehr! ■— Wie jener
Unglückliche der Sage nach alles, was er
berührte, selbst die Nahrungsmittel, die
er zu Munde führte, in gleißend Gold
sich verwandeln sah, so verwandelt sich für
unseren Engländer alles, was er berührt,
beriecht, beleckt, sofort in eitel Heidenthum:
Reliquien und Weihwasser, Altarklingeln
und Thurmglocken, Altardiener und Bet-
telmönche, Ministrantenröcke und Franzis-
kanerkutten —- alles, selbst ein unschuldi-
ger Vorhang, wenn er nur „mit reicher
Stickerei von Blumen, Thieren oder mensch-
 
Annotationen