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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 5.1887

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Nr. 3
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Keppler, Eugen: Ueber Ableitungen von Christlichem aus dem Heidenthum, [3]
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Die Ventilation der Kirchenräume
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https://doi.org/10.11588/diglit.15863#0029

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25

ist also das Vorkommen so mancher heid-
nischen Darstellung auf christlichen Denk-
mälern zu erklären? — Um dieser Frage
näher zu treten, prüfen wir diese Darstel-
lungen auf ihren Inhalt. Viele derselben,
z. B. die eben genannten, hatten gar kei-
nen bestimmten Inhalt. Obwohl sie ans
dem Heidenthum stammten, lag ihnen doch
kein heidnischer, lag ihnen überhaupt kein
Gedanke zu Grund. Leere, harmlose Ver-
zierungen, konnten sie unbedenklich auch
von Christen verwendet werden; unter-
scheidet doch selbst der strenge Tertullian
zwischen Darstellungen, welche idololatriae
causa vom mosaischen Gesetz verboten seien
und solchen, welche non ad idololatriae
titulum pei'tinebant, welche als simplex
ornamentum dienen (siehe Kraus, Cnc.,
II. 463).

(Fortsetzung folgt.)

Die Ventilation der Rirchenräume

ist eine Sorge, welche durch das ganze Jahr
sich hinzieht und namentlich zu bestimmten
Zeiten des Jahres viel Klugheit und Eifer
erfordert. Die hauptsächlichsten, aus der Er-
fahrung abgenommenen Regeln sollen im
Folgenden angegeben und zugleich die Ven-
tilationsvorrichtungen besprochen werden.

Zu keiner Jahreszeit kann man
der Ventilation ganz entbehren.
Das sei gegen jene betont, welche gewöhnt
sind, mit Eintritt des Herbstes alle Venti-
lationsöffnungen bis zum Frühjahr verschlos-
sen zu halten; man wird selbstverständlich
nicht an den kältesten Tagen Fenster und
Thüren öffnen und die strengste Kälte in
der Kirche sich ansäßig machen lassen; aber
ebensowenig soll man dieselbe Lustschichte
Wochen und Monate lang ohne Erneuerung
in der Kirche dulden. Diese eingeschlossene
Luft wird bald dumpf und schlecht, zersetzt
sich immer mehr, namentlich, wenn an den
Sonntagen die Kirche sich mit Menschen
füllt, und nicht eigentlich die Kälte, sondern
die vergiftete Qualität dieser Luft ist es,
welche in der Regel den Aufenthalt in den
Kirchen zur Winterszeit so unangenehm macht.
Man warte also nicht den Frühling ab, son-
dern benütze schon während des Winters nicht
besonders kalte Tage, um zum mindesten
einige Stunden hindurch kräftige Zugluft
durch die Kirche zu leiten und für die Er-
neuerung und Reinigung der ganzen Luft-
schichte zu sorgen. Die Zeit dazu wäre beson-
ders dann da, wenn die Kältegrade der Luft

im Innern der Kirche die der äußeren über-
steigen.

Folgen wir nun, nachdem wir vom Win-
ter gesprochen, dem Gang der Jahreszeiten.
Wenn der Frühling raschen Temperaturwechsel
bringt, so ist Vorsicht von Nöthen. Es darf
nicht auf einmal die warme Luft in die noch
kalte Kirche geleitet werden, sonst bilden sich
sehr verderbliche Niederschläge, welche vor
allem auf Wandmalereien zerstörend wirken.
Die Ausgleichung will nach und nach mit
vieler Geduld bewerkstelligt sein. In den
ersten ganz warmen Tagen wird man am
klügsten die Kirche noch ganz geschlossen hal-
ten; der Bau selbst muß sich erst an die
Wärme gewöhnt und sie eingesogen haben,
ehe man die innere Luft erwärmen kann.
Das kann für einige Tage den Aufenthalt
in der Kirche etwas unangenehm machen;
es erfordert Bezähmung der Ungeduld, welche
gern so rasch als möglich dem ersehnten Früh-
ling auch die Pforten des Heiligthums er-
schließen würde; aber diese Ungeduld ist thöricht
und verdirbt viel, wenn sie nicht bezähmt wird.

Sowie nun aber die Ausgleichung der
äußeren und inneren Lustwärme herbeigeführt
ist, kann man gar nicht genug offnen und
sollen alle Ventilationsvorrichtungen in Aktion
gesetzt werden. Die trockene, mäßig warme
Frühlingsluft wird mit allen in den Ban
eingesessenen Dünsten des Winters aufräu-
men und den ganzen Bau austrocknen, ja
sozusagen mit neuer Lebenskraft durchdringen.

Bald aber muß man daran denken, der
Hitze des Sommers zu wehren. Nicht bloß
in Italien, wo die dumpfe Stickluft in fast
allen Kirchen die Trägheit der Mesner und
das blöde Geruchsorgan oder die noch blödere
Gleichgiltigkeit des Klerus laut anklagt, auch
mancherorts bei uns kann man es erfahren,
wie unangenehm der Aufenthalt in den Kir-
chen im Sommer werden kann. Auch hier
trägt wieder nicht so fast der Wärmegrad
der Luft als vielmehr ihre schlechte Beschaf-
fenheit für die Regel die Schuld. Das Zu-
fchließen der Kirchen im Hochsommer vermag
die Luft nicht immer kühl zu halten, aber
ganz gewiß immer schlecht und giftig zu
machen. Im Hochsommer muß die Nacht
und der kühle Morgen vor allem zur Venti-
lation benützt werden; man öffne so früh
als möglich alle Fenster und Thüren und
schließe unr 8 Uhr oder 7 Uhr wieder; einige
Fenster sollen die ganze Nacht offen bleiben.
So wird es auch in kleinen Kirchen ganz
sicher gelingen, selbst an den heißesten Tagen
eine sehr angenehme Temperatur herzustellen.
Im Herbst endlich hat die Ventilation der
Witterung und ihrem oft raschen Wechsel
sich anzubequemen; an kühlen Herbsttagen,
 
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