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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 5.1887

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Nr. 5
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Brinzinger, Adolf: Anton von Gegenbaur, [1]: und die Ausstellung seiner Werke zu Wangen im Allgäu
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https://doi.org/10.11588/diglit.15863#0050
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46

jetzt der junge Gegenbaur, daß ihm oft-
mals die Finger steif wurden, Nachts aber
trieb er mit Feuereifer das Zeichnen.
Wegen eines Augenleidens und bei dem
sichtlichen Widerwillen des Knaben gegen
die Schreibstube kündigte jedoch der Vater
bald diese Jnzipientenstelle. Ein Schnlin-
spektor erkannte in Gegenbaur zuerst den
hochbegabten Zeichner bei einer Schul-
prüfung, und empfahl ihn in einer Eingabe
nach Stuttgart bei König Friedrich, wel-
cher eine Freistelle an der Porzellanfabrik
zu Ludwigsburg hnldvollst in Aussicht
stellte. „Ich will aber kein Hafner, son-
dern nur Maler werden", antwortete der
entschlossene, selbstbewußte junge Künstler.
Von Schreibstube und Porzellanfabrik blieb
er nunmehr glücklicherweise sein Leben lang
verschont. Er sollte und durfte jetzt Ma-
ler werden. Er kan: nunmehr aus der
deutschen in die lateinische Schule und be-
hauptete auch hier den ersten Platz. De-
kan Joseph Gebhard Weiß in Wangen,
ein wohlgesinnter, gebildeter, kunstfreund-
licher Mann (f 1825 30. Oktober), wurde
jetzt sein Beschützer, er gab ihm Kupfer-
stiche und Gemälde zum Kopiren; auch
Partikulier Norß nahm sich seiner an.
Ersten Unterricht im Zeichnen und Malen
erhielt er bei dem wackeren talentvollen
Maler des Städtchens, Jakob König, der
bald in dem jungen Vogel einen Adler
erkannte. Das Opfer des Abel und Abra-
ham sowie Kains Brudermord waren seine
ersten Oelmalereiverfuche. Der früher so
muthwillige Knabe wurde jetzt immer ernste-
ren Sinnes. Mit 15 Jahren kam der junge
Kunsteleve nach München an die Akademie
zu Professor Robert v. Langer (gest. 1846).
Er erhielt dort zuerst zwei Monate lang
streng systematischen Unterricht im Zeich-
nen, dann drei Jahre lang in der Malerei.
Bei einem Besuch in der Heimat begab er
sich 1820 zum berühmten Bildhauer Jo-
hann Heinrich v. Dannecker (gest. 1841),
Professor der Kunstschule zu Stuttgart,
um zum Zweck weiterer Studien wenn
möglich ein Staatsstipendinm zu erlangen.
Langers Empfehlungsschreiben machte aus
Dannecker Anfangs wenig Eindruck, als
ihm aber Gegenbaur sein erstes künstleri-
sches Oelgemälde St. Sebastian (jetzt in
der Stadtkirche zu Wangen als Geschenk
des Meisters) und die zwei Portraits sei-

ner Eltern zeigte, klopfte er ihm mit sei-
ner gewaltigen Bildhauerfaust auf die
Schultern mit dem Rufe: „Bravo, das
sind Empfehlungen; warum haben Sie
mir diese nicht gleich vorgelegt?" Er fühlte
bald aus Gegenbaur den künftigen großen
Maler heraus, zeigte dessen Bilder dem
König und nach drei Wochen erhielt der
Bittsteller für drei Jahre eine königliche Un-
terstützung von je 300 Gulden zugesichert,
und frohen Muths kehrte Gegenbaur zu
seinen Studien nach München zurück, nach
deren Ablauf ihn ein Schreiben Danneckers
nach Stuttgart berief, der ihn jetzt aber-
mals mit königlicher Unterstützung nach
Rom schickte zum Studium der alten Mei-
ster und namentlich der Freskomalerei, zu
welchem Zweck König Wilhelm ihn später
auf seiner damals im Bau begriffenen Villa
Rosenstein zu verwenden beabsichtigte. Ein
zu München vollendetes Gemälde, Geß-
nersche Hirten darstellend (jetzt in Fried-
richshafeu), schickte Gegenbaur als Zeichen
seiner Dankbarkeit au den Hof und malte
einen Lieblingsgegeustand Danneckers, ein
Mädchen ihr Hündchen am Brunnen trän-
kend. Bald erfolgte eine Anweisung von
je 700 Gulden für einen 3jährigen Aufent-
halt in Rom. Entzückt und voll ahnungs-
voller Erwartungen eilte jetzt Gegenbaur
1823 nach Rom und studirte die alten
Italiener, mit besonderer Vorliebe aber
die Stanzen Raphaels, (eine Skizze von Sa-
vonarolas Kopf aus der Disputa in Bleistift -
zeichnnng ist jetzt noch im Kupferstichkabinett
zu Stuttgart), die ihn mehr auzogeu als
die Arbeiten der ihm befreundeten Naza-
rener in Villa Massimi. Sein erstes in
Rom auf die Wand seines Ateliers gemal-
tes Freskobild war „Herkules und Om-
phale" (Oelskizze und Karton in der
Stuttgarter Staatsgalerie), von Thorwald-
sen angekauft, jetzt in Kopenhagen. In
Rom malte er auch 1824 Adam und Eva,
1825 Moses Wasser aus dem Felsen
schlagend, worüber wir später ausführlicher
referiren werden. Im November 1826
übernahm nun Gegenbaur nach seiner Rück-
kehr aus Rom die Ausmalung der Kuppel
im Festsaal des Landhauses Rosensteiu und
wählte hiezu als Stoff die Fabel des Apu-
lejus von Amor und Psyche. In den
Pendentifs der Kuppel malte er 4 Scenen
dieser Mythe, im beleuchteten Knppelraum
 
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