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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 5.1887

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Nr. 5
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Brinzinger, Adolf: Anton von Gegenbaur, [1]: und die Ausstellung seiner Werke zu Wangen im Allgäu
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https://doi.org/10.11588/diglit.15863#0051

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47

die Aufnahme der Psyche und deren Hoch-
zeit mit Amor im Olymp, hellenische Licht-
bilder voll Holdseligkeit, Grazie und Har-
monie, die zum Besten gerechnet werden
dürfen, was in jener Zeit ans dein Ge-
biet der Freskomalerei geleistet wurde. Im
Lesezimmer der Königin malte er die vier
Jahreszeiten und eine Aurora, als schwe-
bende Mädchensiguren. Außer dem jähr-
lichen Gehalt von 700 Gulden erhielt
Gegenbaur nach Vollendung dieses Werks
ein Honorar von 1600 Gulden.

Abermals eilt er im Jahre 1829 nach Rom
aus weitere 6 Jahre; für die Wilhelma, hieß
es, werden seine Dienste später verwendet
werden. Bald aber war der bescheiden
vorhandene Geldvorrath erschöpft und Roth
und Besorgniß um die Zukunft stellte sich
ein. Damals erfand nun der strebsame,
sinnreiche Künstler die transportabeln Fres-
ken, ausgesührt auf der hiezu mit Kalk,
Sand und Gips grundirten Leinwand welche
Gemälde hernach sowohl in Rahmen ge-
faßt, als in die Wand eingelassen werden
konnten. (Die Marienkirche in Stuttgart
besitzt eine Madonna mit Kind in dieser Art
gefertigt, jetzt in die Wand der Sakristei ein-
gelassen, oberhalb der Thüre zur Paramen-
tenkammer, ein Geschenk des deutschen Kon-
suls in Rom aus Gegenbaurs Nachlaß. Das
zarte anmuthige Bild ist 85 cm hoch, 65 cm
breit; das Gewand der Madonna ist roth,
der Mantel blau mit grünem Futter, ihr
Haupt mit dem Kopftuch bedeckt, das Kind
stehend, unbekleidet, nur mit weißer Leib-
binde umhüllt, vom kreuzförmigen Heiligen-
schein umstrahlt, die rechte Hand ausge-
streckt, die linke von der Mutter gehalten).
Ein kunstsinniger reicher Engländer Talbot
kaufte die Wiederholung von „Herkules und
Omphale" um 100 Louidors, nach seinem
Tod verkaufte dessen Wittwe dieses werth-
volle Gemälde um hohen Preis an Prinz
Albert von England. Viele Madonnen
und Aphroditen, al fresco und enkaustisch
von Gegenbaur gemalt, wanderten jetzt
über den Kanal und in den Besitz reicher
Kunstmäzene. Auch der englische Kardinal
Weahlt in Rom bestellte sich eine Ma-
donna, welche er Seiner Heiligkeit Papst
Gregor XVI., dem sie außerordentlich ge-
fiel, später zum Geschenk machte. Talbot
hatte den Meister wiederholt eingeladen,
mit ihm nach England zu gehen, aber das

englische Gold verlockte letzteren nicht, der
Aufenthalt in der ewigen Stadt war ihm
angenehmer.

Im Herbst 1834 weilte König Wil-
helm von Württemberg auf einer italie-
nischen Reise auch in der Nähe Roms,
in Civitavecchia. Gegenbaur machte da-
selbst seine Aufwartung und wurde hnld-
reichst empfangen mit der Versicherung,
daß er voraussichtlich bald in der schwä-
bischen Heimat Verwendung finden würde.
Im Sommer 1835 besuchte er seinen Va-
ter in Wangen und wurde bei dieser Ge-
legenheit nach Stuttgart berufen zu einer
Audienz bei König Wilhelm, der ihn zum
königlich württembergischen Hofmaler er-
nannte und beauftragte, zwar nicht die
Wilhelma, sondern einige Säle des Resi-
denzschlosses zu Stuttgart mit Fresken zu
schmücken, welche Aufgabe mehr und mehr
sich erweiterte und den Meister von jetzt
an gegen 20 Jahre lang beschäftigen sollte.
Mit diesem Abschnitt seines Lebens beginnt
die höchste Blütezeit und der Glanzpunkt
seiner Künstlerschast. Der Hofmaler wählte
drei Cyklen von 16 Fresken aus der roman-
tischen, thatenreichen, mittelalterlichen Ge-
schichte der drei großen württembergischen
Grafen Eberhard, nämlich ans dem Leben
Eberhards des Greiners, genannt Rausche-
bart, Eberhards im Bart, des späteren
ersten Herzogs, und Eberhards des (Er-
lauchten. Am 27. April 1836 hatte
Gegenbaur schon die ersten Vorschläge ge-
nehmigt erhalten, wie ans einem Schreiben
desselben sich ergibt, das im Kupferstich-
kabinett unter seinem Nachlaß ansbewahrt
wird. In drei Zeitperioden (1837—41,
dann 1842—47 und 1850—54) schmückte
er fünf Säle des Residenzschlosses mit
diesen herrlichen vaterländischen Geschichts-
bildern, den Schöpfungen seines reisen
Mannesalters, deren Charakterisirung wir
später in Kürze zusammensassen werden.
1841 nach Vollendung der ersten Fresken in
Stuttgart erhielt unser Künstler den Kgl.
Württ. Kronorden. 1859—60 schuf er das
40 Fuß lange, 21 Fuß breite Plafondgemälde
im weißen Saal der Residenz: „Appollo
aus dem Sonnenwagen" den Morgen
heranfsührend, mit zwei seitlichen Ovalbil-
dern (Bacchus und Ariadne, Amor und
Venns), und mit den vier Elementen:
Ceres und Jaseon (Erde), Pluto und Pro-
 
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