Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 5.1887

DOI Heft:
Nr. 6
DOI Artikel:
Keppler, Paul Wilhelm von: Fra Giovanni da Fiesole, [1]: der Engel der kirchlichen Malerei
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15863#0053

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Archiv für christliche Kunst.

Mrgan des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Runft.

perausgegeben und redigirt von Professor Dr. Keppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Runstvereins, für denselben: der Vorstand Professor vr. Keppler.

Or. 6.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährl. für M. 2. 05 durch die württemb. (M. j. 90
nn Stuttg. Be stell bezirk), M. 2. 20 durch die bayerischen und die RcichSPostanstaltcn,
st. 1. 27 in Oesterreich, Frcs. 3. 40 in der Schweiz zu beziehen. Bcstcllunqen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags
direkt von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraßc 94,
zum Preise von M. 2. 05 halbjährlich.

1887.

Hra Giovanni da fiesole,

der Engel der kirchlichen Malerei.

Von Prof. vr. Keppler.

Man wird sich nicht wohl ein Organ
der kirchlichen Knnst denken können, in
welchem nicht dieser Name wieder und
wieder genannt würde, und wenll man ihm
in einem solchen Organ eine eingehendere
Betrachtung widmet, so bedarf das keiner
Rechtfertigung und Begründung dem gegen-
über, welcher die Elemente kirchlicher Kunst
und kirchlicher Kunstgeschichte kennt. Wir
haben eine spezielle Pflicht, den Namen
dieses Fürsten oder besser Engels kirch-
licher Malerei: Fra Giovanni da
Fiesole, genannt Fra Angelico, mit
Ehrfurcht auszusprechen und seine Ge-
stalt den Lesern vorzuführen, nachdem wir
früher in der Schule Giotto's die Mnster-
schule monumentaler Malerei nachgewiesen;
denn Fiesole bezeichnet nicht bloß die letzte
und höchste Anhöhe jener Schule, sondern
der kirchlichen Malerei überhaupt. Ueber-
dies feiern wir in diesem Jahr das fünfte
Centenarium seiner Geburt und
geziemt sich schon aus diesem Grund ein
Wort der Erinnerung an ihn.

Noch weniger als bei jenen Ausführun-
gen über Giotto und seine Schule fürch-
ten wir bei eingehender Besprechung der
Werke Fiesole's den Vorwurf, daß wir
Unmögliches und Unpraktisches versuchen,
indem wir Bilder ohne Abbildungen, bloß
im Wort den Lesern vorzeichnen und vor-
demonstriren wollen. Wir legen es gar
nicht daraus ab, im Wort sozusagen photo-
graphische Nachbildungen jener Bilder lie-
fern, sie Zug für Zug, Linie für Linie
nachmalen zu wollen; das wäre zwecklos
und sinnlos. Wir heben Hauptzüge her-
vor, welche man verstehen kann, auch ohne
die Bilder vor Angen zu haben und die
Hervorhebung dieser Hauptpunkte soll die

Leser befähigen, das was sie sehen,
gut zu sehen, d. h. sie aufmerksam
machen ans das, worauf es bei Beurthei-
lnng derartiger Bilder ankommt. Wenn
wir so hoffen dürfen, manchen künftigen
Besucher Italiens zu richtiger Auffassung
und Beurtheilung der Bilder Fiesolcks an-
zuleiten, so dürfen wir ja andrerseits
voraussetzen, daß eine nicht unbeträchtliche
Zahl unserer Leser schon bewundernd vor
diesen herrlichen Schöpfungen gestanden
hat, von denen wir reden; andere haben
vielleicht wenigstens in München, Berlin
oder Frankfurt das eine oder andere Werk
Fiesole's gesehen und alle endlich können
sich ans den vielverbreiteten Photographien
oder ans den guten Nachbildungen in der
Sammlung der Düsseldorfer Stiche eine
kleine Galerie des Meisters znsammenstel-
len, aus welcher wenigstens seine geistige
Art und seine Formengebung erkannt wer-
den kann. I

Fiesole gehört zu den wenigen Glück-
lichen, welche nicht nur im Leben keine
Feinde hatten, sondern auch nach dem Tod
kein geringschätziges und herbes Wort er-
fahren durften. Ja, es zeigt sich hier der
seltene Fall, daß man in weiten Kreisen
achtet und lobt, was man eigentlich nicht
liebt. Selbst diejenigen, welchen die Gei-
stesrichtung des Malermönchs völlig fremd
ist, welche den Glauben ans Uebernatür-
liche und damit den Begriff einer spezifisch

Um beit Preis von nicht ganz 1 M. ist in
Düsseldorf zn haben folgende Serie von Bildern
Fiesole's: St. Katharina, St. Bernardus, St.
Dominikus, St. Petrus Martyr, St. Bonaven-
tura, St. Alexander, St. Albertus, Mariä Ver-
kündigung, die hl. Frauen ain Grabe, die Dar-
stellung im Tempel, der hl. Dominikus unter
dem Kreuz, die Jünger in Emans, Maria unter
dem Kreuze, der verspottete Heiland, Mariä Krö-
nung. Zn beziehen durch den Agenten (für
Württemberg: Pfarrer Laib, Oedheim, oder Re-
petent Sägmüller, Tübingen).
 
Annotationen