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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 5.1887

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Nr. 6
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Kirchliche Inventarstücke im frühgotischen Stil
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https://doi.org/10.11588/diglit.15863#0060

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56

ganze Kraft eines Stils zur Entfaltung kommen
kann, das; nämlich alles an und in dem Bau
den Stilcharakter wahrt und bis herab zu den
kleinsten Einzelnheiten zur Harmonie znsammen-
geht, — zu einer Harmonie, die natürlich keines-
wegs der größten Mannigfaltigkeit der Formen,
der reichsten Variation entbehren darf, wie das
schon durch die verschiedene Bestimmung und
Würde der Objekte und durch die Verschiedenheit
des Materials (Stein, Holz, Eisen jc.) geboten
ist. Nachdem wir friiher eine Ansicht der im
frühgothischen Stil von Architekt Endes in Stutt-
gart erbauten Kirche von Dottcrnhausen (s. „Archiv"
1886 Nr. 8) und des Hochaltars dieser Kirche
(s. „Archiv" 1886 Nr. 6) abbildlich den Lesern
vorgeführt, geben wir, um das Bild einer bis
aufs Einzelne stileinheitlich durchgeführten früh-
gothischen Kirche zu vervollständigen, ans der
dieser Nummer beigelegten Tafel eine Sammlung
allerlei kleiner Jnventarstücke, welche von demsel-
ben Meister für die genannte Kirche gezeichnet
wurden:

Fig. 1. Opferstock, der obere Theil von
Schmiedeisen (von Schlosser Stadelmaier, Rott-
weil; Schlosserarbeit 42,40 M., Schreinerarbeit
24 M., zns. 66,40 M.). Fig. 2. Weihwas-
serbecken von Kupfer, die Schaale verzinnt
(von W. Leiters, Rottweil; Kosten pro Stück
40 M.). Fig. 3. Schmiedeiserne Bänder am
Hauptportal, von Schmied Koch in Schömberg.
Fig. 5 Thürklopfer, Fig. 6 Schlüsselschild, Fig. 7
Thürdrücker. (Preis bei 4 Stück verzierter Bän-
der sammt Schloß und Espagnolette-Verschluß
zns. 180 M.) Fig. 4. Seitenportalband und Schild.
lPreis bei 2 Bändern, Schloß und Riegel zns.
90 Al.) Fig. 8. Wandleuchter an den Apostel-
kreuzen ans Schmiedeisen (von demselben Mei-
ster, pro Stück sammt Fassung 10 M.). Fig. 9
und 9 a. Meßpult, ans Eichenholz mit reichge-
schnitztem Buchbrett (von Bcrtsch, Dormettingen;
Preis 24 M.). Fig. 10. Schmiedeisernes Sakristei-
glockengestell (von Schmied Koch in Schömberg;
Preis ohne Glocken 25 M.). Fig. 11 und 11a.
Betstuhl aus Eichenholz (von Bertsch; Preis sammt
Polsterung 45 Al.). Fig. 12. Taufstein (von
Steinhauer Faulhaber, Rottweil; Preis 170 M.);
Deckel in Lindenholz gefaßt (von Bertsch; Preis
30 M.); verzinnte Knpferschaale (5,7 k ä 4 M.
22,80 Al.). Fig. 13. Weihwasserkessel.

Literatur.

Friedrich Overbeck. Sein Leben unb
sein Schassen. Nach seinen Briefen und
anderen Dokumenten des handschriftlichen
Nachlasses geschildert von Margaret
Howitt, herausgegeben von Franz
Binder. Frcibnrg, Herder. 1886. 2

Bände.

Nichts erquickender und erhebender als durch
erfahrenen, seinem Mann voll gewachsenen Bio-
graphen sich bei einer so edlen Erscheinung wie
Overbeck einführen zu lassen. Da ist es ja
wirklich, als träte man ein zu ihm in seine ehr-
würdige Werkstütte, welche eine Kapelle der hl.

Stuttgart, Buchdruckerei der A

Kunst war, und als drückte man dem greisen
Meister die Hand und ließe von ihm sich sein gan-
zes Leben und Streben, die Konzeption und Ent-
stehung seiner Bilder erzählen, als gienge man
mit ihm durch den langen labyrinthischcn Gang,
welcher Leben heißt, dunkel und doch auch durch
so viele lichte Ausblicke, durch so viele Einstrah-
lungen von oben erhellt, als machte man mit
ihm diese Wanderungen auf Italiens klassischem
Boden, aus welchem bei jedem Tritt der heiligen
Kunst Blumen ersprossen und süße Wohlgerüche
aufsteigen. Es kann für Freunde und Jünger der
Kunst keinen reineren, aber auch keinen lohnenderen
und kräftigenderen Genuß geben, als solchen Um-
gang mit einem verewigten gottbegeisterten Mei-
ster. Und während wir bei der Lektüre des
Buchs von Geist zu Geist nnt ihm verkehren,
bleibt der Biograph sozusagen in Demut an der
Thüre stehen; er wollte uns nur zu ihm führen
und läßt uns dann mit ihm allein und flicht
nur, wo cs nöthig scheint, sein eigen Wort in
die Unterhaltung. Darin bewährt sich eben ein
guter Biograph; er richtet seine Erzählung so
ein, daß der Leser seine Person ganz aus dem
Auge verliert und erst am Schluß sich wieder
nach ihm umsteht, um dem zu danken, der ihm
den ganzen köstlichen Genuß verschafft hat. Die-
ses Biographenlob und diesen Dank sind wir in
gleicher Weise der englischen Verfasserin und dem
deutschen Bearbeiter schuldig. Möchten Hunderte
und aber Hunderte von Lesern ans der Lektüre
dieses schönen Buches ihre Kunstanschauungen
läutern und klären und ihr Interesse für die hl.
Kunst zur Begeisterung entflammen!

Annoncen.

$>er6er’fcC>e Wevkcrgshcrnbkung
irr Irteiburcg (Wveisgcrrr).

Soeben ist erschienen und durch alle Buch-
handlungen zu beziehen:

Betssel, St., 8. J., Geschichte der
Ausstattung der Kirche des hei-
ligen Viktor zu Xanten. AAna7-

baurechnungen und anderen handschriftlichen
Quellen dargestellt. Mit sechs Illustrationen.
(Ergänznngshefte zu den „Stimmen ans
Maria Laach". — 37.) gr. 8°. (VIII u.
148 S.) Ai. 2. — Früher erschien:

— Die Baugeschichte der Kirche des
hl. Viktor ;n Fanten. dl ach den Ori-
ginalrechnnngen und anderen handschriftlichen ,
Quellen dargestellt. Mit vielen Abbildungen,
gr. 8°. (XII n. 232 S.) M. 3.

- Geldwerth und Arbeitslohn im
Mittelalter. Eine kulturgeschichtliche Studie
im Anschluß an die Banrechnnngen der Kirche
des hl. Viktor zu Xanten. Mit einer Illu-
stration und vielen statistischen Tabellen, gr.
8". (VIII u. 190 S.) M. 2. 50.

'.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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